Der Playa del Castillo ist in El Cotillo nur als Piedra Playa bekannt. Auch die Gemeinde La Oliva ignoriert seinen "rechtmässigen" Namen hartnäckig und hat ein Schild mit der Bezeichnung "Piedra Playa" aufgestellt. Dabei passt Playa del Castillo deutlich besser, liegt doch an der mächtigen Klippe "Roca de la Mar", die den Playa del Castillo nördlich begrenzt, der Wehturm, der "Puerto del Roque", wie El Cotillo bis ins 19. Jhd. hiess, beschützen sollte. Nun gut, üblich ist Piedra Playa, denn auf dem sage und schreibe 1,5 Km langem Strand steht im Norden ein einziger massiver schwarzer Stein aus Lava aus dem Sand heraus. An ihm lässt sich gut ablesen, wie hoch der Sand gerade am Piedra Playa liegt, denn die Sanddecke variiert um mehrere Meter. In einem "Supermond" Jahr wie 2017, als der Mond der Erde besonders nahe kam, auch die Sonne günstig stand, war die Gravitationswirkung besonders stark, was maximale Gezeiten von knapp 4 Metern erzeugte. Die massive Flut transportierte soviel Sand an den Piedra Playa, das der "Piedra" fast vollständigen verschwunden war. 2014 stand er noch rund drei Meter aus dem Sand und musste erklettert werden. Beliebter Zeitvertreib bei Surfschülern. Kommt wieder.
Der Playa del Castillo aka Piedra Playa ist sozusagen das Sportzentrum von El Cotillo und der nördlichen Westküste gesamt. Die lokalen Surfschulen machen hier mit ihren Schülern die ersten Gehversuche beim Wellenreiten. Aber auch Kitesurfer lieben den Spot, da ein schöner Sideshore Wind fegt und die Brandung meist gut aber nicht allzu hoch ist. So können auch jene, die im Brandungssurfen weniger routiniert sind, ihre Vergnügen in der Welle haben. Damit alle am Strand ihren Spass haben können und es zu keinen vermeidbaren Verletzungen kommt, wurde der Strand in Sektoren geteilt, über deren Einhaltung zwei Lifeguards wachen. Der Norden, unterhalb des Rettungsschwimmer Hauses, ist den Schwimmern vorbehalten, Richtung Süden beim "Piedra" sind Wellenreiter und Surfschulen unterwegs, dann folgen Kitesurfer und Windsurfer. Danach folgend die SUPer, als neueste Disziplin. In den Sets am "Piedra" sind sie unter den Wellenreiter unerwünscht. Die grossen Bretter werden unkontrolliert zu tödlichen Geschossen. Unterrichtet wird am Piedra Playa nur Wellenreiten. Nach den SUPern beginnt der "rechtsfreie" Raum.
Für die letzte Klippe, die im Süden den Piedra Playa vom Playa del Aljibe de Cueva trennt, gilt dasselbe, wie für die Klippe am nördlichen Ende, dem "Roca del Mar": Niemals bei Klippen schwimmen! Da es einige brenzlige Zwischenfälle gab, haben die Rettungsschwimmer, die einen Kilometer entfernt sitzen, ein grosses Schild "Schwimmen verboten" aufgestellt. Entlang des Piedra Playa zieht der Kanaren Strom Richtung Süden. Die Wellenreiter merken den Strom sofort. Wer nicht laufend gegen ihn anpaddelt, ist bald 100 Meter Richtung Süden versetzt. Da es noch 1.000 Meter bis zur Klippe sind, ist es recht egal, am Surfbrett sowieso. An der Klippe im Süden staut sich jedoch der Strom, der naturgemäss in die Bucht gelaufen ist, muss die Bucht wieder verlassen, komprimiert und erzeugt einen massiven Strom hinaus auf das Meer. Anschwimmen ist zwecklos. Wer vom Strom erwischt wird kann sich nur treiben lassen und hoffen mit der Brandung und dem Strom wieder an den Playa del Aljibe de Cueva zu kommen. Surfer müssen nur die Nerven behalten: Am Brett treiben lassen und wenn der Strom schwächer wird wieder weiter südlich mit der Brandung an die Küste paddeln. Wer fit ist und ruhig bleibt, seine Energie nicht in Panik verheizt und auf den Richtung Zeitpunkt wartet, schafft es wieder aus eigener Kraft zurück an die Küste.
Schwimmer sollten sich aber nicht den Spass am Baden in den Wellen des Piedra Playa verderben lassen. Wenn man weiss wo und wann gibt es auch keine Probleme. Schwimmen wenn die Lifeguards vor Ort sind, in der gewidmeten Zone und nicht, wenn die rote Fahne aufgezogen ist. Dann sollte nichts schief gehen, wenn die Fitness vorhanden ist. Ein Bad in der Brandung ist einfach ein besonderer Spass.
Obwohl der Sandstrand so wunderschön ist, verirren sich nur wenige Sonnenhungrige und Schwimmer an den Piedra Playa. Sie sind lieber im Norden am Playa de Marfolín oder La Concha. So ist am Strand und das auch vornehmlich nur in der nördlichen Hälfte, wirklich etwas los, wenn Surfschulen aktiv sind. Sind die weg, wird es einsam. Macht nichts, denn das macht den Reiz des Strandes aus. Vor allem abends, wenn die Sonne untergeht, können bei einem Spaziergang barfuss durchs seichte Wasser grandiose Sonnenuntergänge erlebt werden.
Damit sich am 1,5 Km langen Strand niemand in die Quere kommt, ist der Strand in Zonen eingeteilt. Ganz im Norden, wo das Lifeguard Häuschen liegt, ist die Zone für Schwimmer. Dann folgt die Zone für die Wellenreiter, danach jene für die Kitesurfer und Windsurfer und nach ihnen sind die SUPer zu Hause.
Obwohl der Piedra Playa für jeden Wassersportler etwas bereit hält, ist er nicht nur ob seiner enormen Grösse relativ gering frequentiert. Der Wellenreitspot wird fast nur von Surfschulen genutzt. Freesurfer suchen andere Breaks. Unterrichtet keine Schule ist der Spot leer. Und auch im folgenden Bereich für Windsurfer und Kitesurfer ist es nie sehr voll. Der Spot ist einfach zu anspruchsvoll für Durchschnitts-Surfer. Der Wind, Nordost Passat, immer leicht ablandig, kein Rescue, die Brandung macht es dem Anfänger auch nicht leicht. Am Playa del Castillo aka Piedra Playa treffen sich die Könner.
El Cotillo bietet umfangreiche Infrastruktur. Diverse Surfschulen, alle mit Rental Bereich, liegen in Gehweite des Piedra Playa. Auch wer kein Auto hat kann komfortabel in Strandnähe das Equipment mieten und dann zu Fuss zum Spot spazieren. Ein Fahrrad mit Surfbrett Halterung, bietet sich auch an, das es bei "Riders Surf'n Bike" zu leihen gibt. Selbst tägliches Yoga ist in Strandnähe zu finden.
Bis 2015 wurde eine Chiringuito oberhalb einer Klippe des Piedra Playa betrieben. Sie war sehr beliebt, um nach der Surfsession etwas zu essen, ein Bier zu trinken oder den Strandtag mit einem Drink bei Sonnenuntergang auf der Klippe ausklingen zu lassen. Leider bekam die Gemeinde La Oliva mit dem Tourismusboom Dollarzeichen in den Augen und beabsichtigte die Location als Jahrespacht zu versteigern. Der Rufpreis war so enorm, dass der alte Betreiber seine Imbissbude abbaute und sich kein einziger Bieter fand. Ähnlich geschah vieler Ortes.
Der Playa del Castillo aka Piedra Playa liegt am Beginn der Piste, die von El Cotillo am Wehrturm Richtung Süden startet. Unzählige Möglichkeiten bietet der 1,5 Km lange Strand, um sein Auto auf einer der Klippen abzustellen und zum Strand hinunter zu gehen. Aber es geht auch ohne Auto.
Von El Cotillo ist es ein kleiner Spaziergang zum Strand oder es wird das MTB genommen. Urlauber die in Corralejo wohnen oder auch Surfanfänger, die Weisswasser suchen, können den Bus No. 8 nehmen. Die Bushaltestelle in El Cotillo liegt in Gehweite zum Strand (davon gibt es zwei – es ist an der vorletzten, der südlichen auszusteigen). Das Surfbrett kann unkompliziert und kostenlos in den Gepäckraum des Busses gelegt werden wie auch Fahrräder. Das kostet nichts. Die neuen Busse, die seit 2018 laufen, haben enorme Gepäckräume, die nahezu unbeschränkt Platz bieten.
GPS Position:
N 28° 40' 26,3" | W 014° 00' 34,6"
Hinweis:
Leider kommt es an den Stränden südlich von El Cotillo seit Jahren laufend zu Autoeinbrüchen. Besonders beliebt der "Piedra Playa" und der "Playa de la Escalera". Bis vom Strand das Auto auf den Klippen erreicht wird, sind die Einbrecher über alle Berge. Glasscherben am Boden zeigen die beliebtesten Stellen. Zwar legt sich die Polizei immer wieder auf die Lauer und macht die Kriminellen auch laufend dingfest, aber es folgen bald neue Glücksritter, die dringend Geld benötigen. Zuletzt klickten im Oktober 2019 für zwei Damen aus La Oliva die Handschellen. Fortsetzung folgt garantiert.
Playa Esquinzo – noch vor kurzem Geheimtipp der Locals.
Zwei Strände weiter Richtung Süden findet sich der Playa Esquinzo. Landschaftlich besonders schön liegt er am Ende eines grossen abenteuerlichen Barrancos in einer weit ausholenden Bucht. Noch vor wenigen Jahren war er ein absoluter Geheimtipp für Surfer. Ein schöner Beach Break findet sich dort, der zum Surfen deutlich besser geeignet ist als das, was am Piedra Playa in der Regel läuft.
Aber auch für nicht Surfer ist der Playa Esquinzo ein Ort, den man nicht verpassen sollte, so man in El Cotillo ist. Durch die hohen Klippen ist er relativ windgeschützt. Es lässt sich gut in der Sonne liegen, das Ambiente hat etwas abenteuerlich mit viel Flair. Mit dem Auto ist er über die Piste vom Piedra Playa in 15 Minuten erreicht. Von El Cotillo führt an den Klippen ein Wanderpfad zum Strand.
Wenn der Piedra Playa vom grossen kanarischen Mond, der durch die kristallklare Atmosphäre auf Fuerteventura strahlt, angeleuchtet wird, verzaubert er Strand und Meer zu einem magischen Ort. Nicht Tag nicht Nacht, es ist nicht dunkel aber hell auch nicht, eine Zwischenwelt. Dazu spiegelt sich der Mond auf der See, leuchtet die Wellenkämme an. Dann organisieren gelegentlich Surfschulen Full Moon Surfparties am Strand. Also, wer Surfer ist, zu Vollmond in El Cotillo oder Umgebung ist, erkundigen ob gerade mal wieder ein Vollmond-Surfen angesagt ist.