Degollada de Agua Oveja – Naturgewallten und grandiose Ausblicke.

14 Km Sandstrand zu Füssen.

Für die meisten Fuerteventura Urlauber gehört es zum Pflichtprogramm Cofete zu besuchen. Zurecht, ein beeindruckender, einzigartiger und schöner Küstenabschnitt. Wer einen echten Geländewagen besitzt, könnte Cofete von La Pared aus erreichen. Oder auch zu Fuss, über alte Wege. Der Tourist nimmt die seit einigen Jahren in perfekten Zustand versetzte Piste von Morro Jable nach Cofete. Mittlerweile gibt es sogar einen recht teuren öffentlichen Linienbus. Die heutige Piste wurde von Gustav Winter 1951 trassiert und war damit der erste befahrbare Weg von Morro Jable nach Cofete und die letzte Piste, die Gustav Winter baute. Alle anderen Pisten entstanden in den 1940igern. Wer mehr dazu wissen möchte, findet dies unter "Durch das Gran Valle nach Cofete".

Von der Piste zum Leuchtturm Faro de Jandía zweigt die einzige Piste nach Cofete ab und schraubt sich kurvig aus der Ebene zum 259 m hohen Pass Degollada de Agua Oveja hinauf. Wer die Strecke das erste Mal fährt, wird am Pass ein besonderes Erlebnis haben. Unerwartet öffnet sich der Blick in einem scharfen Felseinschnitt und gibt einen grandiosen Blick auf die Küste frei. Neben der Piste ragt über den kleinen Parkplatz markant der Montaña Aguda (447 m), die "Spitze", in den Himmel. 

Durch den scharfen Einschnitt, durch den fast immer der Passat fegt, werden die Winde auf Sturmstärke beschleunigt. Oft kann sich der Besucher kaum auf den Beinen halten. Das verstärkt das Erlebnis. Der Wind trägt das Donnern der massiven Brandung die Hänge hinauf, am Degollada de Agua Oveja kristallklar unwirklich zu hören. Unter dem Besucher liegt Cofete und der sagenhaft 14 Km lange Sandstrand, der sich bis La Pared zieht. Der Istmo de La Pared ist ebenfalls zu sehen und die Islote de Cofete. Nur der Roque del Moro liegt versteckt unter dem Aussichtspunkt. Ein spektakuläres Erlebnis. Auch die kurvige Strasse an den Berghängen hinunter nach Cofete ist gut einzusehen, die nun sehr kurvig und schmal wird. Flachländern wird auf dieser Strecke regelmässig etwas mulmig. Cineasten werden die Strasse schon einmal unbewusst gesehen haben. Hier jagten die ägyptischen Streitwägen des Pharaos im Hollywood streifen "Exodus" von Ridley Scott den Israeliten nach. Und stürzten grossteils ab, während sich am Strand von Cofete das Wasser teilte und das rote Meer durchquert wurde.

Abgesehen davon, dass der Degollada de Agua Oveja ein überwältigender Ausblick ist und durch die wilde Landschaft, die massive Brandung und den heftigen Wind, die gewaltigen Kräfte der Natur eindringlich spürbar werden, ist er auch historisch sehr interessant.

Die historische Bedeutung des Degollada de Agua Oveja.

Um die historische Bedeutung der Wasserscheide des Degollada de Agua Oveja zu erkunden, muss einwenig übersetzt werden. Sie liegt in den Namen versteckt. So bedeutet "Agua Oveja" "Schafswasser". Vom Pass führt ein Wasserlauf herunter, der "Agua Oveja", fliesst durch die Ebene mit Namen "Las Pilas", "die Wassertröge", um dann am Punta Agua de Oveja neben dem Playa de las Pilas ins Meer zu fliessen bzw. dass, was in den "Las Pilas" nicht eingefangen wurde.

Die Namensgebung zeigt, dass dort intensiv Viehwirtschft betrieben wurde. Jene, die schon einmal nach der Regenzeit in Jandía war, werden die Halbinsel nicht braun sondern satt grün elebt haben. Das wirkt recht surreal. Durch die hohen Bergkämme werden die Passatwolken "gefangen" und regnen ab. Die gesamte Gegend ist für Fuerteventura sehr wasserreich und hält ab vier fünf Metern Tiefe grosse, wenn auch mineralische, Wassermengen. Wer genau in die Landschaft sieht, wird einige alte Pumpstationen entdecken. Dieser Wasserreichtum ist auch der tatsächliche Grund, warum dort Gustav Winter, Don Gustavo, zu Gange war, denn es ging um Landwirtschaft und nicht um U-Boote. Tomaten kommen mit dem mineralischen Wasser nämlich gut zurecht. Und der Stollen über der Villa Winter ist kein Bahnstollen, wie manch einer haarsträubend behauptet, sondern ein ganz normaler Wasserschacht, um sickerndes Wasser einzufangen. Eine Jahrtausende alte Technik.

Dieser Wasserreichtum und die grünen Flächen nach de Regenzeit, machten Jandía für Schaf- und Ziegenzüchter seit jeher zum Notrevier für karge Zeiten. Gab es nirgendwo mehr Wasser und etwas zu Fressen für die Ziegen, trieb man sie auch von weither über die Insel nach Jandía, denn Jandía ist eine Allmende, ein landwirtschaftliches Gemeingut, nicht parzelliert und das bis heute. Das dürfte schon bei den Majoreros so gewesen sein. Heute steht Jandía zwar, im Grundbuch genau nachzulesen, im Eigentum einiger alter Inselfamilien, die Tradition der Allmende gilt aber als ersessenes Recht immer noch. In Trockenzeiten seine Tiere nach Jandía zu bringen, ist noch gängige Praxis. Einmal im Jahr treffen sich traditionell die Ziegenbauern Jandías und treiben alle halbwilden Tiere zusammen, klären die Eigentumsverhältnisse und markieren neue Tiere. In den lokalen Zeitungen wird der Termin gross angekündigt.

Übrigens ist die Tradition der Allmende im Alpenraum weit verbreitet und hat sich bis heute, vor allem in Südbayern, dem Schwarzwald und der Schweiz, gehalten. Die Tiroler "Allmenden", die Agrargemeinschaften, sorgen seit Jahren für heftigen politischen Streit, da an den wertvollen Eigentumsrechten die verschiedensten Parteien interessiert sind. Reichtümer schlummern.

Sehenswürdigkeiten Fuerteventuras: Jandía – Degollada de Agua Oveja

Für wen lohnt der Besuch?

Der Aussichtspunkt und Pass Degollada de Agua Oveja (259 m) ist der Ort für Fuerteventura Liebhaber. 259 Meter über dem Meer zieht er alle Register. Ausblick auf Kilometerlange, einsame Sandstrände, in der Ferne leuchtet der Istmo de la Pared, die mächtige Brandung der Küste ist klar bis hinauf zu hören und der Passatwind pfeift in Sturmstärke über den Pass. Fuerteventura mit Leib und Seele, Augen und Ohren. Viele Besucher sind nicht auf die extremen Bedingungen eingestellt und flüchten gleich wieder ins Auto. Eine winddichte Jacke und ein Fleece sollte dabei sein, dass die Aussicht auch genossen werden kann. Beim Öffnen der Autotür sollte vorher gechecked werden, woher der Wind kommt. Dem Einen oder Anderen wurden schon die Beschläge aus dem Rahmen gerissen.

Infrastruktur.

Der einzige Gastronomiebetrieb in Cofete ist nicht gerade empfehlenswert. Vielleicht wird besser ein Blick nach Puerto de la Cruz geworfen, urig aber ok..

Schnell gefunden.

Auf dem "normalen" Weg nach Cofete wird unweigerlich der Degollada de Agua Oveja passiert. Von Morro Jable auf der Piste Richtung Punat de Jandía. 11,5 Km nach dem Abzweig von der FV-2 auf die Piste kommt die nun gut angezeigte Abzweigung zur Piste nach Cofete. Kurvig windet sie sich knapp 2 Km und über 200 Höhenmeter hinauf zum Pass Degollada de Agua Oveja (259 m).


Islote de Cofete Fuerteventura.

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Zur Islote de Cofete – spektakuläre mini Felseninsel.

In Cofete nur auszusteigen, um schnell ein Bild der Villa Winter zu machen und sich mit dem verbreiteten Unfug über Don Gustavo zu befassen, ist ein grosser Fehler. In Cofete ist Attraktion und Hauptdarsteller die wilde und spektakuläre Natur. Einiges gibt es nur in Cofete zu sehen und sonst nirgends in dieser Art auf der Welt. Der Besucher muss sich auf das Spektakel einlassen, um es zu geniessen und erleben zu können. Dafür braucht es Zeit und den richtigen Geist.

Eine Strandwanderung von Cofete zur kleinen Felseninsel Islote de Cofete ist ein unvergessliches Erlebnis. 30 Minuten vorbei an wilder Brandung durchgerüttelt vom Nordost Passat, umgeben von goldgelbem Sand,  die Gischt der Atlantik Brandung in der Luft. Auf die Islote de Cofete kann gestiegen werden. Aus herrlicher Perspektive im Atlantik stehend wird der 14 Km lange Sandstrand überblickt. Die imposante Gipfelkette von Cofete mit dem höchsten Berg der Insel, dem Pico de la Zarza (807 m), breitet sich im Süden aus. Was für ein Bühnenbild. Das, gegen einen Besuch eines Rohbaus, der Villa Winter, in dem es absolut nichts so sehen gibt, gegen Eintrittsgebühr auch noch, tauschen? Da muss man schon ein sehr einfacher Geist sein.

Insider Tipp

Noch Höher und noch windiger – zum Mirador de los Canarios!

Wem der Degollada de Agua Oveja gefallen hat, der sollte den Mirador de los Canarios (340 m bzw. 400 m) auf keinen Fall auslassen. Noch Höher, noch wilder, noch windiger ist es dort. Auf dem Hügel (400 m) neben der Gelendekerbe (340 m) liegt dem Besucher der Playa de Barlovento dramatisch zu Füssen. Die Islote de Cofete ragt von der Brandung umspült ins Meer hinaus. Sogar einen alten Hirtenpfad gibt es hinunter zum Strand. Wer sich wagt und einen "Palo de pastor" dabei hat, einen klassischen langen Hirtenstab mit Stahlspitze, um sich im rutschigen, steilen Gelände abzustützen, kann sogar zum Strand absteigen. Besser nur mit ortskundigem Führer.

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