Der Bajo Augustino ist ein Strandabschnitt des nördlichen El Cotillo. Ein Sandstrand, die Wasserlinie Lavagestein. Touristen finden sich an ihm nur zum Sonnenuntergang ein, denn der ist herrlich dort. Vor allem, weil besonders in Wintermonaten vor dem Strand massive Wellen brechen. Das macht den Sonnenuntergang besonders spektakulär. Mit baden ist an diesem Strandabschnitt allerdings nichts. Viele kleine vorgelagerte Riffe lassen etliche Wellen brechen. Die Fischer freuen sich über die Riffe, da sie gute Fischgründe sind, vor allem, wenn die Sardinen wieder an Fuerteventura vorbei ziehen. Die Wassersportler begeistern sich für die Wellen, welche die Riffe erzeugen und den guten Sideshore Wind, der leicht ablandig bläst.
Der Bajo Augustino entstand vor rund 50. mio Jahren, als die Vulkanketten um Corralejo, Lajares, La Oliva und Villaverde die Insel um 110 km2 anwachsen liessen. Der Vulkan Montaña de la Arena bei La Oliva ergoss sich Richtung El Cotillo und formte das Lavafeld Malpais de la Arena, das bis zum Bajo Augustino reicht. Dort ergoss es sich als scharfkantige Blocklava ins Meer und formte viele kleine Riffe. Der stetige Nordost Passat nahm und nimmt Sand aus dem Nordosten der Insel mit und lagert in am Bajo Augustino ab. So ist hinter der Wasserlinie heute ein Sandstrand zu finden.
Die Riffe erzeugen interessante Wellen vor allem ganz im Süden des Strandabschnittes, wo das alte El Cotillo beginnt. Das kleine Kap namens "La Puntilla", also "die kleine Spitze", erzeugt einen Point Break, welcher "der" Break für Bodyboarder auf Fuerteventura ist und weit über die Grenzen hinaus bekannt ist. Er kann im Winter zu mächtiger Grösse und Energie anschwellen und bildet eine herrliche rechtslaufende Welle mit einem fantastischen harmonisch geformten Barrel, in die der Bodyboarder spektakulär eintauchen kann. Am besten läuft der Spot bei Midtide in den Wintermonaten. Dann finden sich auch einige Wellenreiter am Spot. Aber Achtung – hier herrscht Localism bei Bodyboardern wie bei Wellenreitern. Der Spot ist fest in der Hand Einheimischer, die das Wochenede mit ihren Vans am Parkplatz des Spots verbringen. Unter der Woche ist es dort ausgestorben. Also das Weekend eher meiden.
So schön das auch aussieht, der Spot ist nichts für Touristen, die sich ein Amateur Bodyboard gekauft haben und das "auch mal" probieren wollen. Sobald die Welle genommen wurde, muss in sie hinein gefahren werden. Es bleibt kaum Zeit, denn wer es nicht in den Tube schafft, wird gnadenlos auf das Kap geworfen. Die Blocklava ist scharfkantig und die Verletzungen extrem. Touristen, die sich am Kap mit einem Selfie vor den massiven Wellen in Szene setzen wollten wurden schon von einer Welle erfasst und mitgerissen. Eine blutige Angelegenheit die im Krankenwagen endet, so man Glück hat. Der Einstieg mit dem Bodyboard ist kniffelig. Am besten es wird an der nördlichen Seite der Bucht auf halber Höhe ins Wasser gegangen. Dazu muss über die scharfe Lava balanciert werden, Teile davon sind glitschig. Endlich im Wasser, wird in weit ausholendem südlichen Bogen der Break umpaddelt und von "hinten" ins Lineup gestossen. Gelegentlich werden auch Bodyboarder gesichtet, die an den Klippen beim Restaurant "La Marisma" (südlich des Spots) ins tiefe Wasser gehen. Das ist sehr einfach und von dort kann nach Norden unproblematisch zum Spot gepaddelt werden. Eine Variante die auch gut funktioniert.
Auch den Windsurfern und Kitesurfern hat es der Bajo Augustino angetan und zwar jenen, die dem Brandungssurfen frönen. Eine unüberschaubare Zahl an Breaks zieht sich hunderte Meter den Bajo Augustino entlang. Eine paradiesische Spielwiese mit guten Windverhältnissen die immer ausgestorben ist. Denn es ist nicht ohne ins Wasser zu kommen. Es heisst über die glitschigen und scharfkantigen Blocklava Felder zu balancieren und man möchte gar nicht daran denken, wenn ein Kiter ausrutscht und über die Klippen geschliffen wird. Etwas leichter ist es da für die Windsurfer aber Spass auch keiner. Daher entscheiden sich viele dafür den Spot von anderer Stelle aus zu erreichen. Bei den Windsurfern ist beliebt an den Stränden Los Lagos aka Playa de Marfolín oder Punta de la Barra aka La Concha bequem ins Wasser zu gehen. Bei Flut kann in beiden Buchten problemlos das jeweils vorgelagerte Riff überquert werden. Es geht mit halbem Wind aufs Meer hinaus, dann wird auf raumen Kurs zum Bajo Augustino gegangen. Kitesurfer müssen gar nicht daran denken, ihren Kite an diesen Stränden zu starten, so in der Saison ein Lifeguard on duty ist. Schon beim Pumpen wird der Kiter einen Platzverweis erhalten. Daher sind Kitesurfer besonders dann am Spot zu finden, wenn der Wind günstig steht, um vom Playa del Castillo aka Piedra Playa zum Augustino herüber zu kiten. Bei günstigem Wind ein besonderer Spass, kann doch einmal so richtig auf langer Strecke Tempo gebolzt werden.
Passt Welle, Wind und Gezeiten zum Sonnenuntergang, dann sind Individualisten am Spot anzutreffen, die das Spektakel geniessen wollen. Am Bajo Augustino werden fast täglich atemberaubende Sonnenuntergänge erlebt, die auch Einheimische jeden Tag aufs neue in den Bann ziehen. Man trifft sich am Strand, plaudert, geniesst das Spektakel. Dann sind Bodyboarder im Lineup zu sehen, Kitesurfern und Windsurfern ziehen einsam vor dem in allen Farben leuchtenden Horizont ihre Bahnen, spielen in den Wellen. Ein Grandioses Erlebnis! Vergessen werden wollte nie: Im Fall der Fälle ist der Wind- und Kitesurfer auf sich gestellt.