Faszination Purpur – auch heute noch 70x teuerer als pures Gold.

Fuerteventura – die Insel der Farbstoffe.

Purpur, ein kaiserlicher Farbstoff. Niemand weiss genau, wann er entdeckt wurde, wer ihn zuerst verwendet hat. Erst den Phöniziern zugeschrieben, fand man spuren der Purpur Erzeugung im minoischen Kreta aus dem Jahr 1.600 v. Chr. Tatsache ist, dass das Seefahrer und Handelsvolk der Phönizier Purpur zur Handelsware machte. Nur was macht die Faszination der Farbe Purpur aus, das alle Menschen so in den Bann zieht, alle Menschen egal welcher Kultur? Azteken, Perser, Phönizier, Römer, Spanier, egal wer den Farbstoff sah, war von ihm fasziniert. Die Erklärung liegt in der Funktion des menschlichen Auges begründet. Es setzt aus den drei Grundfarben ein "buntes" Bild zusammen. Dazu hat das Auge drei Zapfentypen die jeweils für eine andere Wellenlänge empfindlich sind: Den S-Typ (Blaurezeptor), M-Typ (Grünrezeptor) und L-Typ (Rotrezeptor). Also so wie ein digitaler Kamerachip funktioniert. Purpur ist ein Farbton, der genau zwischen Rot und Blau liegt, genau genommen Rot und Violett und sowohl den S-Typ wie den L-Typ Rezeptor gleichzeitig reizt. Eine Farbe, die das menschliche Rechenzentrum, das Gehirn, nicht klar aufspalten kann. Und da aus der Farbpsychologie bekannt ist, das Farben Stimmungen in unserem Gehirn erzeugen, löst dieser so seltene Farbton, da er kaum irgendwo in der Natur gesehen werden kann, einen ganz besonderen, einzigartigen Wahrnehmungszustand aus. Eine Einzigartigkeit, die kulturell den weltlichen und geistlichen Führern vorbehalten blieb. Den aztekischen Herrschern, dem römischen Kaiser, dem Papst, dann auch den Kardinälen, später den Kaisern des heiligen römischen Reiches deutscher Nation, also z.B. dem Spanier Carlos primero.

Anderen Personen war das Tragen der Farbe untersagt, was jedoch ohnedies nur den Medici oder anderen unsagbar reichen Familien möglich gewesen wäre, denn Purpur war so wertvoll, dass Gold billig dagegen war und ist. Heute kostet 1 Kg natürliches, echtes Purpur unglaubliche 2,45 mio. Euro, 1 Kg Gold in reinem Barren ca. 35.000,- Euro. Damit ist Purpur auch heute noch 70x so teuer wie Gold und immer noch die teuerste Farbe der Welt. Um 100 Gramm Wolle mit Purpur durchzufärben bedarf es 20 Gramm Purpur, kostet also aktuell 49.000,- Euro. Da man damals wie heute ganz scharf auf den Farbstoff war ist verständlich, denn man konnte im Handel mit dem Farbstoff unglaublich reich werden. Das wahre, echte Purpur kann als Naturfarbe nur aus der Purpurschnecke gewonnen werden, es gibt keine Alternative. Die Farbe Karmin, die auch intensiv rot, Scharlachrot, Wiener Lack, Johannisblut u.ä. genannt wird und oft als Purpur bezeichnet wird, ist jedoch nur eine Annäherung der Purpur Farbe und besitzt nicht im Geringsten ihre intensive Leuchtkraft und Faszination. Karmin kann deutlich preiswerter aus der Orseille Flechte, der Conchinella Schildlaus oder dem Drachenbaum hergestellt werden. Alles, wie auch einst die Purpurschnecke, reich auf Fuerteventura zu finden. Rohstoffe, die vor allem in der goldenen Zeit Fuerteventuras britische Händler reich machten, wie z.B. jenen, der sich die nun nur noch verfallen in La Oliva stehende "Casa del Inglés" errichten liess.

Auf Fuerteventura wurden mit Farbstoffen Vermögen gemacht, doch ein Deutscher setzte dem El Dorado der Farben ein jähes Ende. Dr. Adolf von Baeyer, Gründer der BASF, erfand den Prozess der industriellen Herstellung synthetischer Farbstoffe. Im Labor konnten das einige Chemiker schon vorher, nur den Prozess zur industriellen Grossproduktin zu führen, das ist das Werk von Baeyer, der dafür auch den Nobelpreis erhielt. Er demonstrierte 1897 seinen genialen Erfindergeist, in dem er Purpur synthetisch herstellte. Binnen weniger Jahre konnte er jeden nur gewünschten Farbstoff nach Farbskala in jeder beliebigen Menge Grossindustriell herstellen. Ein Farbstoff gerade noch unendlich wertvoll, nichts mehr wert. Zum Vergleich, 2018 1 Kg natürliches Purpur 2,45 mio. Euro und 1 Kg synthetisches Purpur 275,- Euro. Die Farbe wird nach Skala geliefert. Einen Unterschied kann man nicht erkennen. Der Todesstoss für die Farbenerzeugung des kanarischen Archipels und auch Soda, Potasche und Kali wurde nun von der deutschen chemischen Industrie geführt. Produkte, die das wirtschaftliche Rückgrat des kanarischen Archipels bildeten. Die Kanaren stürzten in eine schwere Depression. Ein langer Weg der Erholung musste angetreten werden. Um Mittel dafür bereit zu stellen, wurde die erste kanarische Bank gegründet, ihr Mitbegründer Juan Rodriguez y Gonzales, geboren im kleinen Städtchen Tetir auf Fuerteventura. Eine Büste am Kirchplatz, kaum beachtet, erinnert an ihn.

Farbstoffgewinnung auf Fuerteventura – schon die Römer kamen wegen Purpur.

Die Purpurschnecke der Isla de Lobos.

2012 räkelte sich am herrlichen Sandstrand und der Badebucht Paso de la Orchilla auf der Isla de Lobos ein Tourist im Sand und lag plötzlich auf Keramikscherben, die ihm recht alt erschienen. Die ehrwürdige Benediktiner Universität La Laguna auf Teneriffa untersuchte sie, bestimmte sie eindeutig römischen Ursprungs, begann am Strand zu graben und stiess in geringer Tiefe, nur 20 cm bis 1 m, auf Wirtschaftsgebäude und rund 70.000 Schalen der Purpurschnecke. Eine römische Purpur Produktion war gefunden. Sie muss ca. aus der Zeit um Christi Geburt stammen. Im letzten Jahrhundert v. Chr. "befriedete", "placare possess", wie solche Gemetzel in römischen Texte so schön heissen, Julius Cäsar die aufständige Provinz Africa, besiegte den Nubier Juba I. Den Sohn von Juba I. nahm der kluge Cäsar mit nach Rom, bildete Juba II. (* 50 o. 52 v.Chr., heutiges Marokko – † 23 n.Chr., ebendort) zum gebildeten Führer aus, sandte ihn zurück und lies in das ehemalige Reich seines Vaters in der Provinz Africa für Rom leiten. Ein genialer Schachzug – Rom treu und von der einheimischen Bevölkerung als rechtmässiger Nachfolger akzeptiert.

Juba II. war ein gelehrter Mann und wohl auch von Intelligenz beseelt, auch ein Forschergeist. Er setzte, wann genau ist nicht bekannt, vom heute nach ihm benannten Kap Juby, das nur 98 km gegenüber dem Faro de Punta de Entallada auf Fuerteventura liegt, zur Nachbarinsel über. Bei gutem Wetter ist Fuerteventura mit blosem Auge zu sehen. Juba II. dürfte Fuerteventura, Isla de Lobos und Lanzarote erkundet haben und wohl die ersten Berber mitgebracht haben, die später als Majoreros Fuerteventura besiedelten. Das wie oft zu lesen schon die Phönizier Fuerteventura besiedelten ist Unfug. Gekannt haben sie das Archipel recht sicher, für ein Handelsvolk war es völlig uninteressant. Obwohl Juba II. sich schriftstellerisch intensiv betätigte, sind seine Schriften nicht erhalten. Plinius der Ältere (* 23 n.Chr. – † 79 n.Chr.), der im selben Jahr geboren wurde in dem Juba II. starb, bezieht sich in seinem mehrbändigen monumentalen Werk "Naturalis historia" mehrmals auf Juba II., dessen Schriften ihm wohl zugänglich gewesen sein müssen. Bei der Geschichte des kanarischen Archipels beziehen sich viele Autoren immer wieder auf Plinius den Älteren und vergessen dabei, das Plinius Werk keine Primär-Quelle ist, sondern gesamt auf Schriften und mündlichen Berichten beruht. Plinius war also Schreibtischtäter und alles was er akribisch aufschrieb nur so gut die die Primärquelle. Was er beschrieb hatte er fast nie gesehen.

Während die Ureinwohner Lateinamerikas mit der Natur im Einklang lebten, waren Römer Eroberer. So fiel auch die Produktionstechnik des Purpur eher brutal aus und zwar tödlich für die Purpurschnecke. Suchten die Mixteken in Mittelamerika einmal im Jahr die Purpurbänke auf, öffneten die Schnecken vorsichtig, molken die farbhaltige Hypobranchialdrüse und setzten die Schnecken lebend zurück ins Wasser, gingen die Römer anders vor. Sie öffneten die Schnecken, entnahmen die Drüse, legten sie in Salz ein, kochten sie dann in Urin und trockneten die eingedickte Substanz zum Fermentieren in der Sonne. So schlug das Gelb ins Purpur um. Da man 10.000 Purpurschnecken für 1 Gramm Purpur benötigt, war die Schnecke auf Lobos schnell ausgerottet. Die alten Purpurschnecken Bänke in Mittelamerika existieren hingegen immer noch und die Nachfahren der Mixteken können heute noch natürliches Purpur erzeugen. Nachhaltigkeit zahlt sich eben aus. Rotteten die Römer die Purpurschnecke aus, taten die normannischen Eroberer, vorneweg Gadafir de la Salle, gleiches mit den Mönchsrobben. Auch die schafften es das Tier binnen weniger Jahre auszurotten. Heute erinnert nur noch der Name Isla de Lobos an sie.

Karmin Gewinnung auf Fuerteventura – Farbstoff aus Cochenille Schildlaus der Opuntie.

Karmin – nicht Purpur aber auch schön.

Die Römer leisteten ganze Arbeit und so blieb nur die Produktion des Farbstoffes Karmin, das intensiv Rot, Scharlachrot, Wiener Lack oder auch genannt Johannisblut auf Fuerteventura übrig. Auch sehr wertvoll, auch sehr schön aber nicht wie oft behauptet "Purpur", denn es liegt nicht zwischen Rot und Blau sondern ist farbtechnisch eindeutig Rot. Der Name Karmin kommt aus dem Persischen von "kermes" der Scharlachbeere. Die wissbegierigen Perser, die bei ihren Eroberungszügen neues Wissen begierig aufsogen, Gebräuche und sogar Kleidung der eroberten Regionen annahmen, lernten das Karmin beim Vorstoss nach Asien kennen. Dort trugen die Fürsten das intensive Rot als Herrschaftszeichen und noch heute ist in China das Scharlachrot in Kombination mit Gold allgegenwärtig, dominiert jeden Festakt, steht für Glück, Erfolg, Wohlstand. Die Perser begeistert von der Farbe begannen sie selber zu nutzen und trugen sie über die Römer nach Europa. So wie ein grosser Teil des europäischen Wissensschatzes über die Perser und dann die Römer Europa erreichte. Selbst das Wissen um die alkoholische Gärung und das Ansetzen von Heillikören haben wir den Persern zu verdanken.

Brachten die Römer das Karmin über die Perser nach Südeuropa, existierte es in Mitteleuropa schon länger in anderen Kulturen und wurde wie sovieles über die Zeit wieder vergessen. In Gräbern der Hallstadtkultur wurden bei hohen Würdenträgern Kleidungsstücke gefunden, die mit Karmin gefärbt waren. Bereits im 4. Jhd. v. Chr. wurde im heutigen Polen aus der polnischen Kermeslaus Karmin hergestellt und rund 700 v. Chr. dürften auch die Assyrer den Farbstoff hergestellt haben. Auch im Alten Testament wird auf ihn Bezug genommen. Die Spanier begannen sich für das leuchtende Rot interessanter Weise erst sehr spät zu begeistern und zwar im 16. Jhd. mit der Eroberung des Azteken Reiches. Aztekische Führer waren in strahlend rote Gewänder gehüllt und schmückten sich mit der Farbe. Sie war alleine ihnen vorbehalten und im Reich sehr wertvoll, denn Tributzahlungen Unterworfener hatten in Karmin zu erfolgen. Karmin, in Lateinamerika mittels der Opuntie, dem Feigenkaktus, und der Cochenille Schildlaus gewonnen, ein extrem mühsamer Prozess. Die Spanier erlernten die Technik, stahlen sie den Azteken und verschifften Laus und Kaktus auf die Kanaren. Das ähnliche Klima liess den Kaktus wie Unkraut bis heute wuchern. Auf Fuerteventura liegen die alten Opuntien Felder z.B. um den ORt Llanos de la Concepción brach, auf Lanzarote wird die Karmin Produktion noch erfolgreich betrieben.

Selber war man mit der Weitergabe des Wissens um das Karmin und die Opuntie nich so grosszügig. Der Produktionsprozess war ein Staatsgeheimnis. Auf den Verrat stand die gefürchtete Garotte. Eine Mischung aus Folter und Hinrichtung, ein Würgegalgen, bei dem der Henker den Delinquenten je nach Lust und Laune ins Jenseits würgte. Eine halbe Stunde dauerte es auf jeden Fall. Der letzte in Spanien mit der Garotte Hingerichtete war skurriler Weise ein DDR Bürger in der Franco Diktatur. Von der BRD frei gekauft, erwies er sich nicht als politischer Gefangener sondern handfester Verbrecher, kam in der BRD mit dem Gesetz ebenfalls in Konflikt und erschoss nach Spanien geflüchtet ohne Vorwarnung zwei Guardia Civil Beamte. Auch bei ihm dauerte es knapp 30 Minuten. Er hatte wohl noch ausreichend Zeit über sein Leben nachzudenken. Seine Geschichte wurde sogar in Spanien verfilmt: La muerte de nadie (Der Tod von niemandem) von Joan Dolç.

Karmin Gewinnung auf Fuerteventura – Farbstoff aus Cochenille Schildlaus der Opuntie.

Das kanarische Karmin – Drachenbaum Blut, Orseille, Cochenille Schildlaus.

Karmin ist ein Calcium- und Aluminiumsalz, das aus der Karminsäure gewonnen wird. Es findet sich in einigen Pflanzen, die auf den Kanaren heimisch sind. So zum Beispiel im Drachenbaum (Dracaena cinnabari). Aus dem Harz des Baumes kann das Karmin gewonnen werden. Einst in China sehr beliebt. Das Karmin aus dem Drachenbaum wurde dort genutzt, um Möbel und Papier zu Färben, das Harz an sich zu heilenden Tinkturen verarbeitet. Wie immer ging man auf den Kanaren mit seinen Ressourcen wenig schonend um und wenn der "Aderlass" des Drachenbaumes nicht schonend durchgeführt wurde, hatte man bald keinen mehr. Auf Fuerteventura existiert kein einziger mehr, auf Teneriffa schmückt man sich mit einem recht grossen Objekt, eine Attraktion, die Touristen als Jahrtausende alt verkauft wurde, tatsächlich aber keine 300 Jahre auf die Wage bringt. Übrigens ist der Drachenbaum kein Baum sondern ein Wolfsmilchgewächs, von dem es rund 7.000 unterschiedliche Arten gibt.

Auch die Orseille, spanisch Orchilla, war einmal an den Küsten und den felsigen Regionen der Kanaren sehr verbreitet und lässt sich hervorragend zur Karmin Produktion einsetzen. Auch auf der Isla de Lobos war sie verbreitet. Daher heisst jene Bucht, in der die Römer die Purpurschnecke ausrotteten, auch "Paso de la Orchilla". Die Orseille wächst sehr langsam und kann daher nur selten geerntet werden. So führten die Flechtensammler ein Nomadenleben und zogen über das gesamte Archipel. Die Orseille liebt salziges Ambiente und findet sich in schwindelerregenden Felswänden. Da sie viel Geld brachte, wagten sich die Flechtensammler auch ohne Seil und ähnliches in die steilsten Klippen, zum Beispiel am "Mirador del Balcón" an der GC-200 auf Gran Canaria. Die Orseille wurde als Ganzes zerkleinert, mit Urin versetzt und einem Gärungsprozess überlassen. Das konnte Monate dauern bis endlich die rote Farbe entstand. Ein einfacher Prozess. Aus dem wenig wohlriechenden "Rest" konnte noch durch Zugabe von Caliumcarbonat, Leim und Kalk Lackmus hergestellt werden. Das Sammeln der Flechte schwierig und gefährlich, die Produktion "watschen" einfach und so konnte jeder der fleissig war ordentlich Geld machen. Das Ergebnis nicht verwunderlich: Eine Orseille zu finden ist heute schon mehr Zufall.

Im grossen Stil liess sich jedoch das Karmin mit der von den Azteken geklauten Methode herstellen. Die Opuntien, der Feigenkaktus, wucherte auf den Kanaren ohne jedes zutun. Auf ihm wurde die Cochenille Schildlaus ausgesetzt, die sich dort prächtig vermehrt. Einmal im Jahr wurde die Kolonie abgeerntet. Eine nervenaufreibende Sklavenarbeit hunderttausende Läuse von den Kakteen zu kratzen. Dazu durften es nur die weibliche sein. Diese wurden dann im Schwefelsäurebad ausgekocht und das Karmin unter Zugabe von Alaun und Kalk ausgefällt. 100.000 weibliche Cochenille Schildläuse ergeben ein Kilo aus dem 50 Gramm Karmin gewonnen werden kann. Das natürliche Karmin erlebt langsam eine Renaissance, da sein synthetischer Ersatz das "E 124" etwas in Verruf gekommen ist. E 124 wird als Lebensmittelfarbe eingesetzt, findet sich im Lippenstift oder als Färbemittel von Süsswaren. Wer auf der Verpackung seiner Plätzchen oder seines Lippenstiftes aber "E 120" liest, hat ein Naturprodukt. Denn es ist aus der Cochenille Schildlaus und findet sich auch als Färbemittel im Campari wieder. Übrigens wollte man im tugendreichen alten Spanien den jungen Mädchen das auftragen des sündigen Lippenstiftes verleiden, ein Thema das wie das Nägel Lackieren aus Lateinamerika herüber schwappte. Man verbreitete das Gerücht Lippenstift wäre "Läuseblut", damit sich die jungen Damen ekelten. Nutzte nichts, wer schön sein will muss leiden, ein zeitloser Spruch. Das Nägel Lackieren hat einen historisch interessanten Hintergrund. Junge Mestizinnen, also Nachfahren aus Spaniern und Ureinwohnern, haben genetisch bedingt keinen ausgeprägten Halbmond am Fingernagel. Durch das tief rote Lackieren mit Karmin sollte das verborgen werden.

Das Wiederaufleben des Karmin aus der Schildlaus wäre eine Chance für Fuerteventura, wenn sich denn jemand finden würde, der den nervtötenden Erntejob ausführen würde. Eine kleine Produktion existiert in La Palma und eben Lanzarote. Darüber hinaus hält die Opuntie eine wertvolle Frucht, die in Lateinamerika intensiv genutzt wird und für die man sich auf den Kanaren nie interessierte: Die Feige. Sie kann roh gegessen werden und ist sehr schmackhaft. In Lateinamerika produziert man aus hier einen köstlichen, nährreichen und vitaminreichen Fruchtsaft. Jungunternehmer haben das auf Fuerteventura entdeckt und so findet man den köstlichen Saft zur Erntezeit in den Kühlregalen. Zehntausende Opuntien stehen in der Landschaft von Fuerteventura ungenutzt herum, erfreuen aber zweimal im Jahr mit einer wunderschönen orangen und gelben Blühte. Die Heilkraft der Opuntie ist ein Tatsache aber wie jene der Aloe Vera noch nicht tiefer erforscht. Der frische Saft hilft nachweislich bei Diabetes, hohen Fettwerten, Arteriosklerose, Magengeschwüren und anderen Erkrankungen. Sieht man in der Landschaft Fuerteventuras eine schöne Opuntie in Blühte mit schönen Feigen stehen, sollte man sie nicht mit bloßen Händen ernten. Die feinen Härchen und Stacheln rund um die Frucht schützen sie vor gefrässigen Tieren und können beim Menschen eine unangenehme "Sabra-Dermatitis" auslösen, die wie Krätze aussieht. Also Finger weg und den Profis das Ernten überlassen.

Karmin Gewinnung auf Fuerteventura – Farbstoff aus Cochenille Schildlaus der Opuntie.

"Paso de la Orchilla" – erst Purpur dann Karmin.

"Paso de la Orchilla" – erst Purpur dann Karmin.

Früher sprudelte am Strand das Geld – heute entspannen Badegäste.

Wer sich in der herrlichen Badebucht "Paso de la Orchilla" auf der Isla de Lobos, welche von Einheimischen wegen ihrer Form "La Concha", die Muschel, genannt wird, über die Wellblechabdeckung am südlichen Ende des Strand wundert, das ist die Ausgrabung der alten Purpur Produktionsstätte der Römer. Eigentlich sollte dort geforscht werden, seit Jahren liegt sie unbemerkt brach. Auf Fuerteventura hat das Cabildo nicht all zuviel für seine Geschichte übrig.

Nachdem die Römer die Purpurschnecke ausgerottet hatten, fing man an die Orseille Flechte, die Orchilla, an der Bucht und Küste so intensiv zu ernten, bis auch sie verschwunden war. Aus ihr kann das Karmin, das tiefe Rot, gewonnen werden. Heute macht sich niemand mehr Gedanken darüber, woher der Name "Paso de la Orchilla", kommt. Verständlich, den die riesengrosse Badebucht, in der warmes intensiv türkisfarbenes Wasser lockt, umgeben von einem endlosen Sandstrand, schaffen andere Gedanken.

Insider Tipp

Opuntien Blüte – Llanos de la Concepción und Valle de Santa Inés.

Überall auf Fuerteventura wachsen Opuntien, der Feigenkakus. Wie Unkraut fast, an den entlegensten Ecken hat er sich eingenistet, in Vulkankratern und anderen Ortes. Er ist gänzlich anspruchslos, kommt ohne Bewässerung aus und ist ein wahrer "Importschlager" aus Lateinamerika. Auch wild schadet er nicht der Natur, denn er verdrängt keine anderen Pflanzen sondern schliesst in der Vegetation Lücken, wo sonst nichts wachsen will. Leider wird er kaum noch genutzt, denn aus seinen Feigen können wunderbare Natursäfte und Marmeladen hergestellt werden, auch frisch geerntet schmackhaft. Die Pharma- und Kosmetikindustrie entdeckt ihn gerade. Bereits die Azteken nutzten seine heilende Wirkung, die wie jene der Aloe Vera aber noch nicht im Ansatz erforscht ist. Ein wunderbares Magenmittel, positiv für den Blutfettspiegel, auch bei der Zivilisationskrankheit Diabetes kann eine lindernde Wirkung beobachtet werden und vieles mehr. Was die Feige alles kann, weiss man mit Sicherheit noch nicht nur eines, ein frisches Glas Opuntien Saft schadet garantiert nicht.

Auf Fuerteventura blüht die Opuntie zweimal im Jahr und wie alle Pflanzen auf Fuerteventura halten sie sich nicht wie in Mitteleuropa an Zeitfenster. Sie richten sich ganz danach, wie die Niederschläge ausfielen. So blühen manche Pflanzen mehrmals im Jahr, in einem trockenen Jahr vielleicht gar nicht. Die Chance, die Opuntie in Blüte zu sehen, ist nach einer feuchten Periode im Frühling sehr hoch. Dann blüht sie wunderschön intensiv gelb und rot. Am besten es wird die Gegend um das Valle de Santa Inés aufgesucht. Dort stehen alte mit klassischen Steinmauern eingezäunte Opuntienfelder, auf denen Karmin gewonnen wurde. Der Tourist wird auch überraschender Weise das surren von Bienen vernehmen, welche von den grellen Farben der Opuntien magisch angezogen werden. Sie fliegen von den Hochebenen um Betancuria herunter ins Valle de Santa Inés.

Pflanzen und Schnecken für die Purpurgewinnung – ein Farbstoff einst wertvoller als Gold. Pflanzen und Schnecken für die Purpurgewinnung – ein Farbstoff einst wertvoller als Gold. Pflanzen und Schnecken für die Purpurgewinnung – ein Farbstoff einst wertvoller als Gold. Pflanzen und Schnecken für die Purpurgewinnung – ein Farbstoff einst wertvoller als Gold. Pflanzen und Schnecken für die Purpurgewinnung – ein Farbstoff einst wertvoller als Gold. Pflanzen und Schnecken für die Purpurgewinnung – ein Farbstoff einst wertvoller als Gold. Pflanzen und Schnecken für die Purpurgewinnung – ein Farbstoff einst wertvoller als Gold. Pflanzen und Schnecken für die Purpurgewinnung – ein Farbstoff einst wertvoller als Gold. Pflanzen und Schnecken für die Purpurgewinnung – ein Farbstoff einst wertvoller als Gold. Pflanzen und Schnecken für die Purpurgewinnung – ein Farbstoff einst wertvoller als Gold. Pflanzen und Schnecken für die Purpurgewinnung – ein Farbstoff einst wertvoller als Gold.
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