Aloe vera.

Die Aloe vera trotzt jeder Trockenperiode.

Viele Pflanzen, die nicht auf den Kanaren heimisch waren, fanden wunderbare Bedingungen, um auf ihnen zu wachsen. Die "papas antiguas", die Touristen als "papas arrugadas" essen, Süsskartoffeln aus Lateinamerika, die "Opuntie" für die Karmin Herstellung ebenfalls aus Lateinamerika oder eben auch die Aloe vera. Sie erweist sich ganz erstaunlich resistent gegen Trockenphasen, kommt monatelang ohne Wasser aus bis sie ganz braun, vertrocknet und tot aussieht. Doch kaum wird sie etwas gewässert oder fällt Regen, steht sie binnen Tagen wieder aufrecht und tief grün in der Landschaft. Die Aloe vera gehört zur Familie der Affodillgewächse. Ihr Ursprung liegt wahrscheinlich auf der arabischen Halbinsel, was auch ihre Akzeptanz erklären würde lange Zeit gänzlich ohne Wasser auszukommen. Die wissenschaftliche Erstbeschreibung der Aloe vera wurde 1753 vom schwedischen Naturforscher Carl von Linné (* 23.5.1707, Råshult – † 10.1.1778, Uppsala) durchgeführt. Jener Carl von Linné, auf den unser heutiges botanisches Taxonomie System beruht. Linné selber reiste nie auf die Kanaren. Seine ausgedehnten Forschungsreisen zogen ihn in die Nordregionen. Doch wie es zu dieser Zeit üblich war, sandten sich Forscher, die gerade antraten die Welt zu entdecken, Pflanzen zu, die sie entdeckt hatten und nicht einordnen konnten. Das hatte mehrere Gründe. Zum einen war die Menge neu entdeckter Pflanzen jener Zeit so gross, dass niemand alleine die Klassifikation und Erforschung seiner Reisen durchführen konnte. Zum anderen kam es bereits zu einer gewissen Spezialisierung in der Botanik und so liess man dem vermuteten Fachmann den Fund zukommen. So erhielt Carl von Linné Pflanzen der Kanaren vom Schottischen Botaniker Francis Masson (* August 1741, Aberdeen in Schottland – † 23.12.1805, Montreal) zugesendet. Masson bereiste intensiv die Kanaren, Madeira und die Kapverden und nahm sogar an Bord von Thomas Cook an der Expedition auf der "Resolution" teil. Masson war der erste von der britischen Krone beauftragte Pflanzensammler. So fand der Schotte Masson eine ihm unbekannte Pflanze, eine Aloe vera, auf den Kanaren, sandte sie zum Kollegen Linné nach Schweden, der sie als erster Wissenschaftler klassifizierte, beschrieb und zeichnete. Damit war natürlich die Aloe vera "lediglich" wissenschaftlich entdeckt. Schon im alten Ägypten wurde der Aloe vera heilende Wirkung zugeschrieben. Sie wurde so ziemlich für alles eingesetzt. Da ungiftig kann sie wenig schaden.

Die Aloe vera gilt als Wunderpflanze und durchlebt gerade einen Hype. Sie wird enorm gepusht. Einer schreibt vom anderen ab und lobt ihre grandiose Wirkung. Das ist gut für das Geschäft. Abgesehen davon, dass das alles nichts mit Wissenschaft zu tun hat und die selbsternannten Fachleute allesamt keine adäquate Ausbildung besitzen, ist vieles auch schlichtweg falsch. Nur weil etwas natürlich ist, muss es nicht gut sein. Gerade Pflanzen in Kampfregionen entwickeln ausgeprägte Strategien, um nicht von Tieren gefressen zu werden. Dazu produzieren sie nicht nur Stacheln sondern auch Gifte wie der kanarische Cardon, den jedes Tier weiträumig meidet. Sein milchiger Saft ist schon oberflächlich gefährlich. Gerade die innerliche Anwendung der Aloe vera birgt einiges an Risiko. Das für die innerliche Anwendung aus den äusseren grünen Blatthüllen gewonnene "Curaçao-Aloe" kann kaum mehr als ordentlich abführen und führt schon bei leichter Überdosierung zu Vergiftungserscheinungen. Für Schwangere ist das "Curaçao-Aloe" z.B. ein absolutes no go. Ist die Ursache der Verstopfung ein sich ankündigender Darmverschluss, ist „Curaçao-Aloe“ sogar lebensgefährlich.

Was vielleicht den einen oder anderen über die Aloe vera besonders enttäuschen wird, die angebliche wundheilende Wirkung des "Aloe-vera-Gel", das aus dem inneren wasserspeichernden Gewebe gewonnen wird, scheint nicht zu existieren. Eine Studie zeigt sogar, dass die Wundheilung eher gebremst als beschleunigt wird (Schmidt, J.M.; Greenspoon, J.S.: Aloe vera dermal wound gel is associated with a delay in wound healing. Obstetrics & Gynecology. No. 78. 1991. S. 115 - 117). Hingegen beförderte das Aloe-vera-Gel die Heilung von Herpes genitalis in einer Studie an 180 Männern signifikant (Syed, T.A. et al.: Management of genital herpes in men with 0.5% Aloe vera extract in a hydrophilic cream: A placebo-controlled double-blind study. Journal of Dermatological Treatment. No. 8. 1997. S. 99 - 102).

Wer seriös auf die "Wunderpflanze" Aloe vera blickt, muss beim derzeitigen Stand der Forschung sagen, eine Wunderpflanze ist sie keinesfalls, zur innerlichen Anwendung eher nicht geeignet und aus dermatologischer Sicht nur gelegentlich hilfreich. Wer sich hingegen wirklich eine handfeste bakterielle Infektion zulegt, einen Hautpilz, ein Ekzem, Akne, eine Allergie, der wird nach einigen Tagen Aloe vera cremen sehnsuchtsvoll die nächste Apotheke aufsuchen und nach etwas Handfestem fragen. Eine antibiotische Hautcreme, die Bakterien abtötet, eine Pilzcreme, die den Stoffwechsel der Pilze zerstört und somit das Wachstum verhindert oder eine Salbe mit Cortison, die ein Ekzem und sein heftiges Jucken beseitigt. Um sich die Hände einzucremen schadet Aloe vera sicher nicht. Vielmehr kann es aber kaum. Hände eincremen geht mit Butter übrigens auch recht gut. So machen das jedenfalls Nomaden in der Steppe, um die Haut geschmeidig zu halten. Auch ein gutes Naturmittel, denn viele schwören auf das "Wundermittel Butter" gegen rissige Lippen und trockene Haut in der alternativen westlichen Welt. Karl Lagerfeld ebenso, nur der nimmt es innerlich ein. 250 Gramm jeden Morgen – Tatsache!

Sieht man sich die Vermarktungsstrategie der Aloe vera Betriebe auf Fuerteventura an, so ist es offensichtlich, dass das alles nicht als seriöses Geschäftsmodell betrieben wird. Die Buggie Tour, die zufällig immer beim gleichen Aloe vera Shop anhält, um eine "Besichtigung" zu "ermöglichen". Verkaufspräsentation mit Gruppendruck ist die richtige Bezeichnung und im Gegensatz zur "Kaffeefahrt" die "gratis" ist, sind Buggie Touren unverschämt teuer. Das Ganze also eine doppelte Frechheit. Wer es sich gefallen lässt – bitte. Mittlerweile locken Shops, die mit "Aloe vera Museum" oder "Gratis Demonstration" locken, an jeder Bundesstrasse. Bezahlte Besichtigungen von Aloe vera Feldern, bei denen Touristen in Landrovern eingepfercht durch Aloe vera Felder gekarrt werden, auf denen es absolut nichts zu sehen gibt, um dann eine Verkaufsdemo über sich ergehen zu lassen, die als Präsentation des Herstellungsprozesses verkauft wird, sind weitere Arten, das Wundermittel an Frau und Mann zu bringen. Mit dem üblichen Gruppendruck denn man hat gelernt, der Deutsche kann irgendwie nicht nein sagen und kauft immer. Die Krönung in der Shopping Meile von Corralejo 3 Dosen Aloe Vera Creme für 9,90 im Elektronik Shop des Inders, die jeden Körper rundum heilen, wie der Kunde in original indischem Englisch erfährt. Wenigstens das ist echt. Wer alle sieben Sinne beieinander hat, macht einen grossen Bogen um den Aloe vera Zirkus auf Fuerteventura und verschwendet nicht seine Zeit damit.

Wer das Glück hat zur Aloe vera Blüte auf Fuerteventura zu sein, der wird begeistert sein. Zweimal im Jahr blüht sie intensiv gelb oder tief orange. Es ist faszinieren, was aus dieser so unscheinbaren Pflanze für eine grandiose Blüte wächst! Zwei Dinge kann die Aloe vera wirklich: Den Menschen mit ihrer schönen Blüte erfreuen und einen Cowboy in der Wüste vor dem Verdursten retten, so er gekonnt mit seinem Bowie Messer das innere wasserreiche Gewebe des Blattes herauslöst und es die schon trockene Kehle runter rutschen lässt.

Aloe vera Fuerteventura.

Was ist dran am Alleskönner Aloe vera.

Aloe vera – wirklich eine Wunderpflanze?

Was ist dran am Alleskönner Aloe vera.

Wer sich einwenig wissenschaftlich mit der Aloe vera befasst, also sich seriöse Studien ansieht und nicht nach Hörensagen und Geschichten in Prospekten geht, wird recht enttäuscht sein. Innerlich angewendet kann kaum mehr als die abführende Wirkung nachgewiesen werden. Viel mehr scheint nach dem derzeitigen Stand der Forschung das "Curaçao-Aloe" aus der äusseren Blatthülle nicht zu bewirken. Eine Überdosierung führt schnell zu Vergiftungserscheinungen, Schwangere sollten "Curaçao-Aloe" generell meiden.

Auch das zur äusserlichen Anwendung aus dem wasserspeichernden Gewebe hergestellte Aloe-vera-Gel ist kein Alleskönner. Die Wundheilung behindert es, hingegen wirkt es bei Herpes genitalis oder Dermatitis positiv. Die Aloe vera ist viel zu wenig systematisch erforscht, um objektive Aussagen über ihren wahren Nutzen zu treffen. Ob es sich lohnt sie näher zu erforschen, wissenschaftliche Forschungskapazität ist eben ein knappes Gut, ist fraglich, denn alles, was ihr an Wirkung zugeschrieben wird, dafür gibt es schon andere, sehr wirkungsvolle Mittel. Einen gerafften Überblick gibt der Pharmazeut Dr. Wilhelm Brodschelm vom Universitätsklinikum Würzburg.

Insider Tipp

Frischmärkte – Corralejo, La Oliva, Puerto del Rosario, Costa de Antigua, Morro Jable.

Regional und frisch ist in. Auch auf Fuerteventura geht das. Man muss sich aber einwenig auskennen, denn beworben wird es nicht. Frischer Fisch direkt vom Fischkutter wird am besten bei den "cofradías", den Bruderschaften, direkt im Fischerei Hafen gekauft. Verkaufsstellen gibt es auf der Insel nur drei und zwar in Puerto del Rosario, Gran Tarajal und Morro Jable. Frisch vom Feld wird auf den Grünmärkten von La Oliva, Puerto del Rosario oder Costa de Antigua eingekauft. Ziegenkäse wird am besten direkt von der Käserei "Grupo Ganaderos de Fuerteventura" bei Tuineje gekauft. Der Tourist mag es nicht glauben, aber eine der weltbesten Käsereien.

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