In Tindaya dreht sich natürlich alles um den heiligen Berg Montaña Sagrada Tindaya (400,5 m). Frei steht er in der Ebene und dominiert alles, was zwischen Küste und den Bergen östlich von ihm, dem Montaña de Enmedio (532 m) und dem Montaña de la Muda (689 m), liegt. Massiv und mächtig, der Trachyit färbt ihn interessant, die Form harmonisch. Das und die Tatsache, dass er mit dem Montaña de Enmedio zusammen just zur Wintersonnwende einen verblüffenden aber natürlich zufälligen Schattenwurf produziert, musste von den Ureinwohner, die wie alle Naturvölker der Basis nach irgend einen Sonnenkult pflegten, als Zeichen gedeutet werden. Der Insider findet auch im Malpais Tindaya Peilsteine, die exakt zur Wintersonnwende vom Schatten den Gipfels berührt werden. Die Wintersonnwende, ein mystisches Ereignis. Kehrt die Sonne wieder um? Wandert sie wieder nach Norden oder wird sie diesmal weiter nach Süden ziehen und die ewige Dunkelheit ins Land einfallen. Das war jährlich die bange Frage der Ureinwohner des gesamten Erdballs, wenn die Nächte besonders lang und die Tage kurz geworden waren. Kehrte die Sonne wieder um, war das ein Freudenfest. Jahrtausende fürchteten sich die Menschen vor der Ekliptik der Sonne.
Ob Tindaya schon von den Ureinwohnern bewohnt wurde, scheint fraglich. Darüber ist sich niemand einige und niemand hat das je untersucht. Archäologisch ist Fuerteventura absolutes Brachland. Selbst die Grabados, die Felsritzungen, sind wissenschaftlich kaum dokumentiert. Wird einmal gegraben, wandern Reste von Tongefässen und ähnlichem, das im Zuge dieser und anderer Arbeiten gefunden werden, nach Las Palmas de Gran Canaria. Sie sind dort im fantastischen Museo Canario zu sehen. Es scheint aber eher unwahrscheinlich, dass eine Siedlung am Fusse des Montaña Sagrada Tindaya lag. Ureinwohner trennten seit jeher weltweit Kultplätze von ihren Wohnstätten. Sie waren etwas heiliges und wurden mit Profanem nicht entweiht. In Sichtweite des Montaña Tindaya liegt La Oliva, wohl die erste feste Ansiedlung der Majoreros auf Fuerteventura. Üblich war als Nomade mit dem Vieh über die Insel zu ziehen und zu bleiben, wo es gerade Weideflächen gab.
Bei all der Dominanz des Montaña Sagrada Tindaya ist es aber auch lohnend, sich im Ort Tindaya umzusehen. Die "Casa Alta" zu besuchen, die "Nuestra Señora de la Caridad", die schönen Strände oder den Barranco Esquinzo oder den Barranco Los Encantados zu durchwandern. Tindaya bietet noch mehr als den heiligen Berg.
In Tindaya dreht sich alles um die "Grabados", die Felsritzungen der Majoreros. Man rätselt über die "Füsse", die Podomorfos, die in den Fels des Gipfels des heiligen Berges geritzt wurden. Was sollten diese "Füsse" wohl darstellen, wenn es denn Füsse gewesen sein sollen und warum sind sie Richtung Teneriffa und Lanzarote ausgerichtet? Die "Füsse" sind aber nicht die einzigen Felsritzungen der Majoreros. Noch weitere 20 gut dokumentierte Fundstellen von Ritzungen sind bisher anderen Ortes gefunden worden. Sie stellen z.B. die Schiffe der Eroberer dar. Exakt ist der Umriss der Besegelung der Corvetten dargestellt. Auch gegenüber von Tindaya am Montaña de Enmedio (532 m) oder am Montaña de la Muda (689 m) finden sich Grabados. Am la Muda Darstellungen von Hütten mit Spitzdächern. Ein Bauweise, die erst die Spanier auf die Insel brachten. Majoreros lebten anders. Versteckt gelegen, in einer schönen Wanderung im Parra Media zu finden, können eigenartige, nicht einzuordnende Ritzung am El Humilladero (550 m) gefunden werden.
Neben den Grabados ist aber auch die kleine, schmucke Dorfkapelle "Nuestra Señora de la Caridad" interessant. Die Kappele zu Ehren "Unserer Frau der Barmherzigkeit", wurde Mitte des 18 Jhd. errichtet und steht makellos weissgetüncht in der Landschaft. Meist wird sie von bunt blühenden Stauden und Blumen umrahmt. Es ist zu sehen, dass sich die Gemeinde liebevoll um sie kümmert. Von aussen ist die Kapelle, mit dem Montaña Sagrada Tindaya im Hintergrund, ein hübsches Fotomotiv, im Inneren gibt sie kulturell Interessantes Preis. Die Nuestra Señora de la Caridad beherbergt, kaum zu glauben, zwei der schönsten Barrock Gemälde von Fuerteventura: "Der Traum von San José" und "Die unbefleckte Empfängnis". Von wem die beiden Werke stammen, die Kenner als Meisterwerke der kanarischen Barrock Malerei bezeichnen, ist nicht zweifelsfrei nachgewiesen. Es könnte jedoch ein Werk eines Schülers des berühmten Barrock Malers Cristóbal Hernández de Quintana, der in Orotava Teneriffa geboren wurde, sein, denn Stil und Technik weisst eine deutlich Anlehnung an de Quintana auf. Cristóbal Hernández de Quintana schuf beispielsweise eines der zentralen Gemälde der Kathedrale von San Cristóbal de La Laguna auf Teneriffa "Ánimas del Purgatorio", das die Reinigung sündiger Seelen im Fegefeuer thematisiert. Und auch die bedeutenden Gemälde der Basilika Nuestra Señora de la Candelaria auf Teneriffa stammen von ihm. La Candelaria ist eine der wichtigsten Wallfahrtskirchen der Kanaren, die ins mittelalterliche Netz des Jakobsweges eingebunden war. Erst wurde der heute noch begangene Pilgerweg über Teneriffa, der sich als Wanderung übrigens sehr empfiehlt, zur Basilika genommen. Als man sich dort den Segen für die weitere Pilgerschaft geholt hatte, wurde vom benachbarten Hafen Santa Cruz de Tenerife nach Cadíz übergesetzt. Von Cadíz wurde auf einer Variante des Jakobsweges ans Ziel Santiago de Compostela weiter gepilgert. Jakobsweg geht auch anders. Es muss nicht mit zehntausenden Menschen auf derselben Strecke losgedackelt werden, um Santiago de Compostela zu erreichen. Wer das Kulturgut der Gemälde "Der Traum von San José" und "Die unbefleckte Empfängnis", die beide 1985 gereinigt und restauriert wurden, sehen möchte, muss zum Kirchgang erscheinen. Die Messe findet jeden zweiten Samstag im Monat um 18:00 Uhr statt. Danach gehen die Männer in die Bar Gonzalez, die Frauen nach Hause und kochen.
Die Wirtschaft um Tindaya befasst sich hauptsächlich mit Ziegen und Käse. Sehr guter und preiswerter Ziegenkäse kann auch im Ort in der Käserei von Tindaya ab Hof gekauft werden. Darüber hinaus versuchte sich ein Unternehmer mit einem Steinbruch und legte hemmungslos am Tindaya Hand an und schlug eine unschöne Wunde in den Berg, bis er gestoppt wurde. Nun hat der harmonische Berg ein hässliches Loch im Südost Hang. Hintergrund ist der wertvolle Trachyt, aus dem der gesamte Montaña Sagrada Tindaya besteht. Trachyt, ein überaus wertvolles Baumaterial, das nicht nur frostfest sondern auch extrem druckbeständig ist. So wurde in den grossen Barrockkuppeln der Schlussstein, auf den zentriert über die Gewölbebögen der gesamte Druck abgeleitet wird, aus einem grossen Stück Trachyt gesetzt, die in den grossen Kirchen dieser Zeit seit Jahrhunderten felsenfest bestehen. Besucher der Insel Teneriffa können in Santa Cruz de Tenerife das altehrwürdige Luxushotel "Mencey" aufsuchen. "mencey" bedeutet in der Sprache der Ureinwohner Teneriffas, der Guanchen, König. Die Lobby des Hotels ist aus Trachyt vom Montaña Tindaya gefertigt.
Wohl kaum ein Tourist, der die Insel erkundet, lässt Tindaya aus. Meist wird es nur wegen dem Montaña Sagrada Tindaya (400,5 m) angesteuert. Für den Naturliebahber und Birdwatcher ist es lohnend, die schönen Barrancos der Umgebung oder die Küste, mit netten versteckten Stränden, zu erkunden.
Messen in der Ermita Nuestra Señora de la Caridad:
Jeder 2. Samstag im Monat 17:00 Uhr.
In Tindaya liegt die urige Bar Gonzalez, die einfach besucht werden muss. Richtung Küste wird von einem Franzosen engagiert das Los Podomorfos betrieben. Die Bar Maria bietet sich auch an und ein Tante Emma Laden. Somit wird bescheiden aber doch all jenes gefunden, das der Besucher akut benötigen könnte. So ist das in Fuerteventura, werden die Touristenspots verlassen, ist es wie in Mitteleuropa in den 1950igern am Land und das reicht sogar.
Eine Käserei im oberen südöstlichen Eck von Tindaya, bietet Ziegenkäse im ab Hof Verkauf an. Angebot und Öffnungszeiten finden sich hier.
Tindaya liegt direkt neben der FV-10 und präsentiert sich dem Besucher von Fuerteventura am schönsten, wenn er aus Osten am Nachmittag über den Pass von La Matilla nach Westen unterwegs ist. Über den Pass geht es kurvig nach Tindaya hinunter. Der Montaña Quemada (372 m) mit dem Unamuno Denkmal wird noch passiert und dann taucht die Westküste auf, vor ihr der Montaña Sagrada Tindaya (400,5 m). Vom warmen Streiflicht der tief stehenden Sonne wird die Ebene und der Ort Tindaya angeleuchtet. Eine schöne Szenerie zum Empfang für Touristen, die gerade vom Flughafen kommen und unterwegs in ihren Ferienort El Cotillo sind.
Die Buslinie No. 07, steuert Tindaya fünfmal täglich von El Cotillo und viermal aus Puerto del Rosario an. Die Linie ist für jene interessant, die die wunderschöne Streckenwanderung durch den Barranco Esquinzo nach El Cotillo machen wollen und mit dem Bus retour zum Ausgangspunkt müssen.
Playa de Jarugo – die Strände von Tindaya.
Tindaya wartet mit versteckten, sehr schönen Stränden auf. Touristisch wenig bekannt, bieten sie sich an, um herrliche und einsame Strandtage zu verbringen. Nur in der heissen Jahreszeit am Wochenende werden sie voller, wenn Majoreros mit Kind und Kegel die Strände aufsuchen.
Besonders herauszustreichen ist der grosse Playa de Jarugo. Vor allem seine Vielfalt beeindruckt: Feiner Sandstrand, grosse Dünen, ein Lavariff mit Naturbecken. Unter der Woche und ausserhalb des Monats August, hat man den Strand meist mit einer Handvoll anderer Gäste, von denen sich jeder einen ruhigen Platz sucht, für sich alleine. Ab und zu verirren sich auch Surfer an den Playa de Jarugo.
Seit Generationen ist die Bar Gonzalez der Treffpunkt der männlichen Bewohner von Tindaya. Es mag intuitiv nicht auffallen, aber in spanischen Bars am Land sind nie Frauen zu sehen. Hier treffen sich nur die Männer. Das Innere ist mehr eine Mischung aus einem Vereinslokal und Wohnzimmer: Billardtisch, Fernseher mit Fussball, Stühle an der Wand, kleine Tische. In der Bar Gonzalez verbringt man seine Zeit nach der Arbeit bevor es zu Hause essen gibt und dann danach oft auch wieder. Am Morgen schneit der Majorero schnell rein, um im Stehen einen Café und Plundergebäck zu nehmen. Das ist in kaum fünf Minuten erledigt, dann geht es zu den Ziegen, auf die Baustelle oder sonst wohin. Bar Gonzalez, einen Besuch wert, denn dort wird ein Stück echtes Fuerteventura gefunden.