El Matorral heisst "das Gestrüpp" und so sah es im Flughafengebiet El Matorral südlich von Puerto del Rosario auch vor 1960ig aus, bevor der neue Flughafen gebaut wurde. Die Gegend um El Matorral ist Schwemmland. Ganze 10 grosse Barrancos erzeugten die plane Fläche, die sich gut eignete, ein Flugfeld anzulegen. Der Barranco Río de Cabras, de Gorroy, de los Varichuelos, de la Estera, de Valle Corto, de Jenejey, del Negrito, de Teque, del Manadero und de la Muley haben ein Gebiet aus einer Mischung aus Schlick und Sand gebildet. Bei Trockenheit ist das eine betonharte Fläche, regnet es, wird der Boden zur extrem klebrigen Masse, in der eingesunken wird. Aus Profilsohlen lässt sie sich wie aus Autoreifen nur mühsam entfernen. Autos, die sich bei Nässe in das Gebiet wagen, müssen des öfteren mit dem Caterpilar befreit werden. Auch 4x4 hilft da nicht mehr.
Die beiden grössten Barrancos sind der nördliche Barranco de Río Cabra und der südliche de la Muley. Der Barranco Río de Cabras war lange Zeit die Wasserversorgung des aufsterebenden Puerto de Cabras bzw. dem heutigen Puerto del Rosario. Das Unternehmen "La Esperanze" erhielt 1899 die Lizenz den Barranco de Río Cabras wassertechnisch zu bewirtschaften. Es errichtete einige Staumauern, als grösste das Embalse de Río Cabras. Das Wasser des Barrancos wurde gestaut, geklärt, nach Puerto de Cabras gebracht und dort von Wasserträgern an die Haushalte geliefert. Das ging bis, man glaubt es nicht, 1960ig so. Besonders schmackhaft war das Wasser sicher nicht. Anderes gab es halt nicht. An der Küste vor El Matorral liegen zwei Strände. Der Kiesstrand Playa de Matorral und der kleine hübsche Sandstrand Playa de Caletillas. Letzterer hat auf Grund unzähliger Riffe so tückische Unterströmungen, das Schwimmen lebensgefährlich ist.
El Matorral ist heute eine Gewerbegebiet im Süden und eine seelenlose Wohnsiedlung im Norden.
Am 14. September wurde nach dem Flugfeld von Tefía und Los Estancos, das dritte Flugfeld auf Fuerteventura in El Matorral in Betrieb genommen. Das Flugfeld, das Gustav Winter in Jandía baute, ging nie in Betrieb, da ihm vom Militär eine Betriebsgenehmigung verweigert wurde. Seitdem hat sich El Matorral kontinuierlich entwickelt und stiess bereits Ende 2018, mit über 6 Millionen Abfertigungen pro Jahr, an die Kapazitätsgrenze. Vorbei die Zeiten Anfang der 2010er, als an Tagen wie Mittwoch oder Donnerstang, ausser den Inselhüpfern von Binter, kaum eine Maschine abhob oder landete. Fast alle Abfertigungsschalter waren an diesen Wochentagen dicht. Heute herrscht täglich reger Betrieb nach UK, NL, Deutschland, Österreich, Polen und auch Destination auf die iberische Halbinsel, Cabo Verde, Madeira und anderen internationalen Zielen. Auch im Inneren tat sich einiges. 2017 wurde ein grosser Umbau im Check-in und Boarding Bereich in Angriff genommen und 2018 abgeschlossen. Neue Geschäftszeilen, unzählige neue Restaurants und Bars, sogar einen Burger King gibt es für jene, die ohne fettes Fastfood nicht überleben können. Vorbei ist die Beschaulichkeit eines nach Provinz anmutenden Flughafens. Quirlig geht es zu, die Zeiten haben sich geändert. Fuerteventura ändert sich, laufend. 2020 und 2021 kam durch die Corona Krise der totale Einbruch. Als im Frühling 2021 die ersten Touristen zaghaft wieder die Insel anflogen, wurden 14 internationale Flüge an einem Tag als grosser Erfolg gefeiert. So schnell kann sich alles ändern.
Wie das bei Flughäfen üblich ist, begannen sich in den 1960igern die Logistiker neben dem Flughafen anzusiedeln: Speditionen, Luftfrachtunternehmen, Kurierdienste wie DHL finden sich im Gewerbegebiet von El Matorral, wie auch Mietwagenunternehmen, die keinen Schalter in der Ankunftshalle des Airports ergattern konnten. Ihre Kunden empfangen sie nach "Meet & Great" Prozedere, die Autos werden in El Matorral oder am Airport Parkplatz übergeben. Eine Grossbäckerei und eine grosse LKW Werkstatt haben sich ebenfalls angesiedelt.
Neben dem Gewerbegebiet entdeckten Immobilienentwickler billiges Bauland. Nur 10 Minuten mit dem Auto und zwei Busstationen von der Hauptstadt entfernt, stampften sie eine grosse Reihenhaus und Apartment Siedlung aus dem Boden. Das alles für die Geldtasche der Mittelschicht der Insel, die vornehmlich in der Hauptstadt arbeiten. Eine Siedlung entstand, die weder hässlich noch schön ist, zweckmässig eben, für die Ansprüche der ansässigen Bevölkerung durchaus gehobeneres Wohnen. Seele hat sie keine.
El Matorral wird angesteuert, wenn man dort wohnt, einen dort ansässiger Bekannter besucht, oder wenn geschäftliches zu erledigen ist: Eine DHL Sendung aufgeben oder abholen, einen Mietwagen übernehmen oder z.B. einen LKW zur Reparatur bringen. Ansonsten gibt es keinen Grund, El Matorral zu besuchen.
El Matorral ist wie in spanischen Wohngegenden üblich mit einigen Bars / Cafeterias versorgt, in denen am Morgen schnell ein Café und ein Stück Gebäck am Weg zur Arbeit genommen werden kann, denn fast kein Spanier frühstückt zu Hause. Am Abend wird nach der Arbeit auf einen Drink vorbei geschaut, eine Kleinigkeit gegessen, man trifft sich zum Plaudern. Die Preise sind infernal niedrig, denn man kommt oft und nicht nur gelegentlich und so muss der Preis passen. Einen recht grossen Supermarkt bietet El Matorral auch.
El Matorral liegt unübersehbar an der FV-2. Die Wohnsiedlung wird mit der Buslinie No. 3. in 10 Minuten von Puerto del Rosario aus erreicht, zwei Stationen weiter, stoppt sie am Abflugterminal des Airports. Auch die Linien 1 und 1 directo, die nach Costa Calma und Morro Jable unterwegs sind, stoppen. Das Gewerbegebiet wird mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht erreicht. Da heisst es dann über das freie Feld von der Bushaltestelle hinüber marschieren. Auch kein Problem.
La Jaira – ambitionierte Küche in 10 Minuten erreicht.
Fuerteventura war und ist vieler Orts eine solide kulinarische Wüste: Fettiges, grenzwärtiges Essen in britischen Abspeisen oder sehr einfache Restaurants für Einheimische. Gut gekocht wurde nur in wenigen Top Hotels der Insel und in einer Handvoll Restaurants wie z.B. in La Ampuyenta. Aber das muss erst einmal gefunden werden.
In Puerto del Rosario beginnt eine freudige Entwicklung, denn mit der steigenden Kaufkraft und jungen Leuten, die nun auch mehr Geld in der Tasche haben, entstehen in der Inselhauptstadt interessante und ambitionierte Gastronomie. Dazu zählt das sehr empfehlenswerte La Jaira. Von El Matorral oder dem Flughafen aus ist es in 10 Minuten mit dem Auto zu erreichen, parken direkt davor, wie überall auf der Insel.
Der Barranco de Río de Cabras versorgte einst Puerto del Rosario mit Wasser. Das ist lange her. Was geblieben ist, sind die vielen kleinen Staudämme und das grosse Staubecken, das Embalse de Río de Cabras. Der Barranco kann unschwierig, beginnend an der Norsdeite des Flughafens El Matorral, bis nach Casillas del Ángel durchwandert werden. Einwenig Abenteuerfeeling kommt garantiert auf, denn einsam ist es und im Hochsommer extrem heiss und schwül. An den Wassertümpeln und aufgestauten Becken können Grau- und Silberreiher und andere Vögel, je nach Jahreszeit, beobachtet werden. Ein heisser Tipp für Birdwatcher!