Die Los Cuchillos de Vigán sind ein grosses Naturschutzgebiet, das sich von Pozo Negro bis nach Las Playitas erstreckt. Den Namen bekam es von den Gipfelzügen, die wie lange Messer, los cuchillos, aussehen. Im Norden liegt die alte Majorero Siedlung Poblado de la Antalayita, am südlichen Rand der Los Cuchillos de Vigán das herrliche Cap Punta de la Entallada mit Bilderbuch Leuchtturm.
Der zentrale Teil des Naturschutzgebiets wird von drei mächtigen Tälern bestimmt. Das nördliche ist das Valle de Cueva. Seinen Namen erhielt es von der Lavablase, die mitten im Gelände liegt und die von Ureinwohner und später Hirten als Unterschlupf genutzt wurde. Am Ende des Tals liegt die wilde Bucht Ensenada de Toneles mit für die Ostküste untypischer heftiger und gefährlicher Brandung. Baden ist dort Selbstmord. Zentral liegt der Barranco Valle de Jacomar, der in der grossen, geschützten Bucht Ensenada de Jacomar endet. In dieser liegen auch die alten Fischerhäuschen Casas de Jacomar. Das grösste und mächtigste Tal, in denen auch die Gipfelzüge der "Los Cuchillos" am besten zu sehen sind, ist der Barranco Gran Valle. Nach recht langer Autofahrt durch den Barranco, ohne eine Menschenseele zu treffen, wird der Ensenada de Gran Valle erreicht. Eine grosse Bucht, in der der Besucher recht überrascht eine wohl nicht ganz legale Siedlung antrifft, die nicht nur am Wochenende bewohnt ist. Einen Sandstrand gibt es auch und einige Locals entdeckt man sogar beim Surfen an einem kaum bekannten Spot. Touristen verirren sich dort kaum einmal hin. Wie in Pozo Negro gibt es einen offiziellen Caravan Standplatz. Wer Residente von Fuerteventura ist, manchmal beschränkt es sich aber auch auf Gemeindeebene, kann sich von der Gemeindeverwaltung einen kostenlosen Standplatz für den Sommer zuweisen lassen. An Standplätzen wie Pozo Negro ist selbst Strom und Wasser kostenlos vorhanden. Die Standplätze sind sehr beliebt. Familien verbringen dort die gesamten Schulferien im Sommer. Der arbeitende Vater stösst am Wochenende dazu samt Verwandten anderer Inseln. Fuerteventura bezeichen die Canarios als den "Strand der Kanaren".
In den Los Cuchillos de Vigán fühlt man sich einwenig wie im wilden Westen. Der Naturpark wird von einem verzweigten Pistensystem durchzogen, das in den letzten Jahren in einen guten Zustand versetzt wurde. Es ist das optimale Revier, um mit einem Auto gemütlich durch die "Wildnis" zu cruisen. Bizarre Bergketten, spärliche Vegetation, staubige Pisten – einwenig John Wayne liegt in der Luft. Zum Radfahren und Wandern aber im Sommer viel zu heiss, trocken und staubig. Ausnahmen stellen nur die herrlichen Küstenwanderungen dar wie die schöne und leichte Wanderung zu den Casas de Jacomar. Los Cuchillos de Vigán ist motorisiertes Outback Erlebnis. Je nachdem welche Musik im Auto läuft fühlt man sich mehr in Mexiko oder Arizona als auf Fuerteventura. Touristen werden auch in der Hauptsaison so gut wie keine getroffen.
Jene die Wildwest-Feeling, einsame Wüstenlandschaften, wilde Buchten, staubige Pisten und Abenteuer Feeling lieben, denen wird es in den Los Cuchillos de Vigán gut gefallen. Vor allem mit einem etwas geländegängigen Fahrzeug und der richtigen Musik im Autoradio. Eine Enduro ist auch ein gutes Fortbewegungsmittel, mit der ordentlich Stoff gegeben werden kann. Es sei aber darauf hingewiesen, dass auf Fuerteventuras Pisten 30 Km/h gilt. Einen Streifenpolizisten mit Radarpistole wird man kaum treffen. Es sei aber bedacht, für jene, die alleine unterwegs sind: Gefährden tut man sich hier nur selber und im Fall der Fälle kommt im ungünstigsten Falle ein Ziegenhirte mit seinem Pick-up erst am nächsten Tag vorbei. Wer einen Abflug ins Gelände macht, wird ohne aktive Suche vielleicht erst in ausgetrocknetem Zustand gefunden werden.
Infrastruktur gibt es in den Los Cuchillos de Vigán keine. Lediglich das Mobiltelefonnetz funktioniert. Wer gastronomisches sucht, muss an das nördliche Ende nach Pozo Negro oder das südliche Las Playitas. Mit fast leerem Tank sollte auch nicht in den Park eingefahren werden. Zurück zur FV-2 kann es ein langer Fussmarsch sein.
Der Local kennt viele Pisten, die von der FV-2 in das Naturschutzgebiet abzweigen. Alles unbeschildert versteht sich, da Touristen dieses Gebiet irgendwie verborgen bleibt. Auch die Hauptzufahrten sind alles andere als leicht zu finden und auszumachen.
Auf der FV-2 von Norden kommend bietet sich an, nach dem Abzweig nach Pozo Negro genau 4,5 Km später beim grossen Werbeschild zur Bio Oliven Farm Aurora Verde, links in den Naturpark abzubiegen. Dabei ist die Abbiegetechnik auf spanischen Landstrassen zu beachten. Erst wird rechts in eine Art Bushaltestelle abgefahren, um dann rechtwinklig die Strasse auf die andere Seite zu queren. Nicht, dass das auch viel sicherer ist, es spart auch mind. 170,- Euro Strafe, falls ein Beamter auf Lauer liegt. Die Asphaltstrasse, die nach Sackgasse aussieht, wird bis zur Olivenfarm genommen, diese rechts liegen gelassen und weiter gefahren, bis eine Piste beginnt. Nun ist man im Naturpark. Es geht aufwärts zu einem Infoschild auf einer Anhöhe. Hier findet sich dann der einzige Wegweiser des Naturparks samt Übersichtskarte. Wer keine eigene Karte dabei hat sollte sich diese fotografieren.
Die aus Süden Kommenden, biegen direkt im Kreisverkehr von Tequital rechts auf eine kleine Asphaltstrasse ab, die ein Stück parallel zur FV-2 führt. Diese macht recht bald eine scharfe Rechtskurve und endet in einer Piste. Nun ist man Richtung Barranco de Gran Valle und Ensenada de Gran Valle unterwegs. Wegweiser werden vergebens gesucht. Es wird sich einfach Richtung Westen gehalten, folgt dem Trapper Instinkt. Wird das Gran Valle erreicht, was dem Ortsunkundigen wohl kaum bewusst ist, kann nach Norden zu den Casas de Jacomar, dem Ensenada de Jacomar und dem Valle de Cueva und Ensenada de Toneles abgebogen werden.
Es empfiehlt sich eine gute Karte, am besten die offizielle vom Instituto Geográfico Nacional. Diese können für wenige Euro online bestellt werden und sind wahre Schätze. Jeder Küsten in Ziegenpfad ist in ihnen zu finden. Touristenkarten oder Karten der diversen Führer sind völlig nutzlos.
Casas de Jacomar – Namensgeber der gefürchtete Normanne Jacomar Verneis.
Besucher der Los Cuchillos de Vigán, sollten die Casas de Jacomar samt schöner Bucht nicht verpassen. Der Erste, der diese grosse Bucht, die Ensenada de Jacomar zum Ankern nutzte, war wohl der berüchtigte normannische Conquistador Jacomar Verneis. Die mächtige Felsklippe im Süden trägt urkundlich erstmals 1600 erwähnt seinen Namen: Punta de Jacomar. Was er dort trieb, er hatte sich auf El Hierro niedergelassen, ist unklar. Es war wohl nordafrikanischer Sklavenhandel.
Aus der Bucht entwickelte sich über die Jahrhunderte ein temporär bewohntes Fischerdorf. Schwer zugänglich aber an reichen Fischgründen mit eigner Saline zum Pöckeln. Eine ganze Reihe der Häuser ist noch erhalten, die von den Erben, die Häuser sind allesamt noch in Hand der alten Familien, liebevoll gepflegt und an Sommerwochenenden bewohnt werden.
Die Casas de Jacomar sind ein sehr besonderer Ort auf Fuerteventura, die man am schönsten über das Valle de Cueva erwandert. Mit dem Auto sind sie nicht direkt zu erreichen.
Wer für die Landschaft der Los Cuchillos de Vigán etwas übrig hat, findet dort sogar eine nette Finca, die zu mieten ist. Die Bio Oliven Farm Aurora Verde, die ein mittlerweile prämiertes Öl erzeugt, vermietet direkt am Olivenhain die kleine Finca Casa Pilar. Natur und Erholung pur und mit dem Auto keine 15 Minuten an die Sandstrände von Caleta de Fuste. Auch für jene, die auf einem der beiden Golfplätze von Caleta de Fuste golfen wollen und keine Lust haben in den standard Hotels wie Sheraton et.al. abzusteigen, könnten sich die Finca Casa Pilar als Geheimtipp ansehen.