Das Lateinersegel verbreitete sich im 2. und 4. Jhd. im Mittelmeer und war zu dieser Zeit die Standard-Besegelung kleiner römischer Küstenschiffe. Es scheint aber, dass die Römer die Besegelung von den Griechen abgekupfert hatten, die mit dem Vela Latina schon in vorchristlichen Zeiten in der Ägäis herum gesegelt sein dürften. Wie auch immer, auf den Kanaren hat das Vela Latina eine grosse Fangemeinde und es gibt fast keine Insel, die keinen Vela Latina Club hat. Meist sogar mehrere. Einen besonderes grossen gibt es in Las Palmas de Gran Canaria. Auch Corralejo hat einen Vela Latina Club der über das Jahr mehrere kleine Regatten austrägt, die sehenswerteste ist jedoch jene zur Fiesta Nuestra Señora del Carmen. Der Paseo von Corralejo platzt aus allen Nähten, die alte Mole am Playa de la Clavellina völlig überfüllt, denn in der Bucht von Corralejo vor dem Strand wird die Regatta als Dreieckskurs ausgetragen. Das macht es besonders attraktiv, denn Manöver mit dem Vela Latina sind nicht die Einfachsten.
Der Start der Regatta erfolgt untypisch vom Strand Playa de la Clavellina. Hunderte Menschen säumen den Paseo und die Mole. Kein Durchkommen mehr. Wenn die Regatta Teilnehmer in die Bucht einsegeln, kocht die Stimmung. Denn wie Fussballclubs hat jedes Team seine Fans. Die Segel weisen auf die Sponsoren hin. Da findet sich kein "BMW" oder "Audi" sondern z.B. ein Schiff das von "Tio Bernabé" gesponsert wird, ein alt eingesessenes Familienrestaurant gleich in der Nähe der Mole. Die Boote beziehen Stellung im seichten Wasser am Strand, das Segel wird eingeholt. Ein Mann im Wasser, der das Boot in Position hält. Das Startsignal ertönt, die Segel werden in Windeseile gesetzt, keine leichte Sache bei einem Lateiner, die Boote nehmen Fahrt auf und der Mann im Wasser muss noch an Bord gezogen werden. Alles kein Leichtes, wild geht es zu, die Stimmung kocht, die Zuschauer ausser Rand und Band. Auch wer mit Segeln nichts am Hut hat, sollte in Corralejo die Regata de Vela Latina nicht verpassen. Ein tolle Erlebnis.
Segler sehen auf den ersten Blick, dass das Segeln eines Lateiners, eines Vela Latina, keine einfache Sache ist und die Crew gut eingespielt sein muss. Das dreieckige Segel ist am Vorderliek, dem Rutenliek, an einer Holzrute angeschlagen, der sogenannten lateinischen Rah und mit einer Spier am Mast angeschlagen, über die das Segel gesetzt wird. Wird eine Wende oder Halse gefahren, kann das Segel nicht wie bei modernen Segelschiffen mit dem Grossbaum überlaufen, sondern es muss das lateinische Rah als Einheit mit dem Segel auf die Leeseite gebracht werden. Bei Manövern wie der Halse, bei der das Schiff in einen besonders labilen Zustand gerät oder der Wende, wo der Druck beim durch den Wind gehen auf das Segel maximal wird, keine leichte Sache. Wer kein Vela Latina Segler ist, auch noch so geübter Segler, kommt mit den Schiffen nicht zurecht, vor allem nicht bei den Windverhältnissen auf Fuerteventura. Umso interessanter ist es für Segler den Mannschaften zuzusehen, wie schnell und koordiniert sie die Manöver mit dem technisch sperrigen Segel bewältigen.
Die Regata de Vela Latina findet an der alten Mole des Playa de la Clavellina während der Fiesta Señora del Carmen statt. Tag und Uhrzeit variieren, da für einen Start vom Strand Flut herrschen muss. Der Tag der Schutzheiligen Carmen ist der 16. Juli. Um diesen Termin herum findet die Regatta statt. Auskunft geben die überall in Corralejo und der Gemeinde angeschlagenen "Carteles" oder die Website der Gemeinde La Oliva.
Die Regata de Vela Latina findet zur Fiesta Señora del Carmen statt, zu der ganz Corralejo Kopf steht. Eine gute Woche gibt es von morgens bis abends Programm, das jedes Jahr anders aufgesetzt wird. In jedem Geschäft und Restaurant sind die "Carteles" angeschlagen, die einen detaillierten Überblick geben. Auch auf der Website der Gemeinde La Oliva ist das Programm zu finden.
Teilnahme Beschränkungen, ausser das das Boot ein klassischer Lateiner sein muss mit max. 5 m LÜA, gibt es nicht. Wer sich dafür interessiert mit einem Lateiner an Regatten teil zu nehmen, findet Informatioen und einen Regatta Kalender auf der Wesbite der "Federación Canaria de Vela Latina". Sie trägt auch järhlich einen Gesamtcup mit mehreren Wettbewerben auf verschienden Inseln aus.
Auf die alte Mole des Playa de la Clavellina.
Am besten man geht eine Stunde vor dem Regatta Start zur Escuela Náutica de Corralejo in den Yachthafen und sieht beim Riggen der Lateiner Boote zu. Dann sollte man sich rechtzeitig aufmachen und zur alten Mole des Playa de la Clavellina hinüber spazieren und sich ganz am Ende der Mole einen Platz suchen. Von da aus hat der Besucher den besten Blick.
Von der Spitze der alten Mole am Playa de la Clavellina kann optimal das Startfeld überblickt werden, das im seichten Wasser des Strandes Aufstellung nimmt. So kann der spektakuläre Startvorgang gut beobachtet werden. Die Boote ziehen dann an der Mole vorbei in die Bucht hinaus und absolvieren drei Runden um einen Dreieckskurs. Gut können die aufwändigen Manöver, die mit dem Lateinersegel gefahren werden, beobachtet werden und der Zieleinlauf des Siegers.
Die teilnehmenden Vela Latina liegen alle vor der Halle der Escuela Náutica de Corralejo im Yachthafen. Von da werden sie über die Slip Anlage zu Wasser gelassen und segeln hinüber zum Start am Playa de la Clavellina. Wer sich die Boote genau ansehen will und zusehen möchte, wie sie aufgeriggt werden, der geht eine Stunde vor Regatta Start in den Yachthafen von Corralejo. Vor der Halle direkt am Paseo vor der Escuela Náutica de Corralejo werden die Boote klar gemacht.