Bevor die Konservenindustrie ihren Siegeszug antrat, gab es auf Fuerteventura keine Salinen. Das hört sich unglaublich an war aber so, da wie überall in Europa Salz wie Branntwein und Tabak in einem strengen Monopol geregelt war. Nicht umsonst hiess es weisses Gold. Dabei ist Fuerteventura prädestiniert für die Salzproduktion. Der Atlantik extrem salzhaltig mit 10 Volumensprozent, die Sonne stark und verdampft schnell und kostenlos Wasser auf Salzfeldern. Ein Liter Wasser gibt theoretisch 10 Gramm Salz her. Eine gute Sache. Damit nicht jedermann auf die Idee kam, mit Salzernte Geld zu machen, regelten die Señores von Fuerteventura das Thema Salz 1641 in einem Erlass auch schriftlich klipp und klar. So durfte Salz nur aus natürlichen Salinen geerntet werden. Also Lavabecken, die nur gelegentlich bei hoher Brandung vollschlagen und in denen dann das Wasser verdunstet. Dort kann reich Salz geerntet werden, ganz bequem und sehr ergiebig. Solche Becken sind an der Küste des Valle de Santa Inés, bei Los Molinos oder am Faro de Tostón bei El Cotillo zu finden und noch heute sieht man dort ältere Einheimische, die mit Einmachglas und Löffel sich ihr Salz hohlen. Sind ergiebige Stellen bekannt, ist ein Kilo schnell zusammen und daher wurde auch geregelt, dass das Salz nur zum Eigengebrauch geerntet und lediglich an Nachbarn getauscht werden durfte. Keinesfalls durfte es die Insel verlassen. Eine alte Art seinen Salat oder Gemüse zu salzen ist übrigens klares Meerwasser zu nehmen und den Salat damit zu bespritzen. Überraschender Weise geht das sehr gut und einige Gastronomen probieren es wieder aus.
Mit Napoleon änderte sich jedoch die Sache mit dem Salz auf Fuerteventura. Napoleon trat gegen die Monarchen Europas nicht gegen deren Völker an und so missfiel es ihm, dass es üblich war, das Truppen plünderten. Es ging nicht anders, irgendwo musste das Essen für die Truppen herkommen. Es konnte auf Feldzüge nicht genug Proviant mitgenommen werden, denn der verdarb. So setzte Napoleon einen Preis von 12 tsd. Goldfranc aus den jener erhalten sollte, der eine Methode erfand Lebensmittel so haltbar zu machen, dass er sie auf seinen Feldzügen zur Versorgung der Truppe mitnehmen könne, um den Soldaten das Plündern zu untersagen. Angespornt von der für damalige Verhältnisse horrenden Geldsumme erfand der Pariser Zuckerbäcker Nicolas Appert die Konserve und „Die Kunst alle animalischen und vegetabilischen Substanzen nämlich alle Gattungen Fleisch, Geflügel, Wildpret, Fische, Zugemüse, Kuchen - Arzneygewächse, Früchte, Sulzen, Säfte; ferner Bier, Kaffe, Thee u.s.w. in voller Frische, Schmackhaftigkeit und eigenthümlicher Würze mehrere Jahre zu erhalten.“ Die Marine testet sein Verfahren erfolgreich. Napoleon hielt Wort und Nicolas Appert erhielt 12.000 Franc in Gold. Nicolas Appert konserviert in Glasgefässen, was die Konserve natürlich zerbrechlich gestaltet. Der britische Kaufmann Peter Durand klaute 1810 die Erfindung von Appert ersetzte jedoch die Glasgebinde durch die klassische Blechdose, was sie robuster und transportabler machte. Die Briten Bryan Donkin und John Hall eröffneten 1813 die erste Konservenfabrik und begannen die britische Armee zu beliefern und machten damit ein Vermögen.
Von den Briten war es nicht mehr weit nach Fuerteventura. Genau zu jener Zeit hoch aktiv auf Fuerteventura, die Hauptexporteure von Karmin, Kali und Soda, Kalk, sie entwickelten den kleinen Hafen Puerto de Cabras, später Puerto del Rosario, der um 1805 gegründet wurde und schon 1860 die Hauptstadtfunktion von Antigua übernahm und durch britische Händler zum führenden Hafen von Fuerteventura wurde. Die Briten auf der Insel extrem umtriebig, hatten die Wirtschaft fest in ihren Händen, erkannten sofort die wirtschaftliche Chance durch die Konservenindustrie. Die Gewässer um Fuerteventura waren sehr fischreich, es gab Thunfisch und nahreiche Fettfische wie die Sardine, das für den Konservierungsprozess benötigte Salz in Hülle und Fülle und das preiswert zu erzeugen, Fischer, billige Arbeitskräfte. Optimale Bedingungen, um in die Belieferung der britischen Armee und in der Folge auch der Zivilbevölkerung einzusteigen und mit der neuen Technologie so richtig Geld zu machen. Eine Saline nach der anderen entstand, grosse in Puerto del Rosario, Salinas del Carmen oder am Playa del Matorral Morro Jable, auch in Costa Calma, wo heute die Touristen in der Sonne liegen. In den Fischerhäfen wurden Konservenfabriken errichtet, selbst auf der Isla de Lobos wurde eine Saline und eine Konservenfabrik angelegt. Als Don Gustavo Winter in den 1950igern die Isla de Lobos kaufte, hatte er aber keineswegs die Saline, die kleine Konservenfabrik oder den Kalkofen im Sinn, denn das liess er brach liegen. Die Zeit der Konservenindustrie neigte sich auf Fuerteventura dem Ende zu, denn das Eis hielt Einzug. Anfang der 1950iger installierte die Cofradía von Gran Tarajal die erste Eismaschine auf Fuerteventura. Gustav Winter wollte auf der Isla de Lobos ein Hotel samt Spielcasino und natürlich wie überall auch ein Flugfeld errichten. Zu all dem kam es nicht mehr.
Was in Fuerteventura im kleinen Stil stattfand, geschah auf Gran Canaria im ganz Grossen. Dort, wo heute das Auditorio Alfredo Kraus steht, am "El Rincón" der Ecke oder dem versteckten Winkel und sich manch einer wundert, wozu die grosse Mole am Ende des Playa de las Canteras direkt am Auditorium wohl sein mag, lag die grosse Fisch- und Konservenfabrik von Las Palmas. Sie gehörte zum Unternehmen "Conservas Garavilla", das 1873 von José de Garavilla y Quintana gegründet wurde und zu einem der größten Fisch produzierenden Unternehmen Europas aufstieg. Jeder, der ab und zu Konservenfisch isst, hat schon einmal eine Dose "ISABEL" des Unternehmens Conservas Garavilla zu mindest in der Hand gehabt.
Kurioser Weise besteht gleich dort neben der Mole der alten Fischfabrik eine Verbindung zu Don Gustavo Winter, den legendenumwobenen Deutschen auf Fuerteventura. Er war eigentlich Ingenieur und errichtet nicht nur die Villa Winter in Cofete sondern das erste Kraftwerk in Las Palmas, das CICER. Eine Gedenktafel am Paseo erinnert daran. Alfredo Kraus, dem das Auditorium gewidmet ist, war übrigens der Sohn einer Spanierin und eines Österreichers. Er galt als der beste Sänger des Belcanto, besser als der gefeierte Caruso. Mächtig stolz ist man auf Alfredo in Las Palmas, hält ihn jedoch durch die Bank weg für einen Deutsch-Spanier.
Einsalzen, trocknen, räuchern, einlegen, einfrieren.
Fisch gab es für die Bewohner von Fuerteventura im Überfluss, das Problem war ihn haltbar zu machen. Mehrere Methoden wurden auf der Insel eingesetzt. Die beliebteste war das intensive Einsalzen. Es entzieht dem Fisch das Wasser und verhindert, dass sich über Wasser Pilze und Mikroorganismen über das Fleisch ausbreiten. Danach wurde es noch zusätzlich unter Fliegennetzen in der Sonne getrocknet, um das letzte Wasser zu entziehen. Solche Trockengestelle sind nahe der Caleta de la Rasca auf der Isla de Lobos zu finden, die nicht mehr genutzt werden. Geräuchert wurde nicht, da Brennmaterial wie Holz Luxus war.
Luxuriöser, deutlich teurer ist das Einlegen von Fisch in Olivenöl. Auch das wurde auf Fuerteventura praktiziert doch in wesentlich kleinerem umfang. Zu kostspielig. Der Fisch, komplett umschlossen von Öl, ist hermetisch von Luft abgeschlossen und so kann der Verwesungsprozess lange verzögert werden. Bis zur recht späten Elektrifizierung der Leuchttürme von Fuerteventura wurden diese klassisch mit Olivenöl befeuert, so, wie es die Griechen schon im Altertum taten.
Wenige historische Salinen von Fuerteventura sind noch gut auszumachen wie jene auf der Isla de Lobos, jene in Costa Calma oder Morro Jabel sind von Hotels überbaut, die in Puerto del Rosario wich dem Insel Kraftwerk. Die einzige erhaltene und noch voll funktionsfähige Saline von Fuerteventura ist in Salinas del Carmen zu finden. Restauriert wird ihn ihr wieder Salz produziert, das auch gekauft werden kann. Neben ihr liegt das Museo de la Sal, das Wissenswertes über die Salzgewinnung und historische Aufnahmen der gewerblichen Salinen zeigt.