Sozialversicherung – Seguridad Social.

Wechsel in die spanische Seguridad Social – eine fundamentale Entscheidung.

Wer seinen Hauptwohnsitz in Spanien meldet, um dort als Angestellter, Freiberufler oder Pensionist zu leben, dem muss bewusst sein, dass er aus seinem "alten Sozialversicherungssystem" damit austritt. Dass das öffentliche Gesundheitssystem in Spanien kein Gedicht ist, weiss jeder und wer kann versichert sich privat z.B. bei MAPRE Salud, um im Fall der Fälle in ein privates Hospital zu kommen. Auch gibt es in Spanien keine freie Arztwahl. Das System der Hausärzte ist unbekannt, die Versorgung erfolgt über Zentren – Centro de Salud. Wer also beispielsweise sein ganzes Leben in Österreich gearbeitet und in das Sozialsystem die nicht gerade schmalen Beiträge eingezahlt hat, somit auf eines der besten öffentlichen Gesundheitssysteme weltweit Anspruch hat und das durch den Pensionsbezug bis ans Lebensende, sich aber in Spanien mit Hauptwohnsitz meldet, verliert seinen Anspruch auf das Österreichische Gesundheitssystem. Hat also in seiner aktiven Zeit kräftig eingezahlt, um das System dann aufzugeben, wenn er es im Alter am meisten benötigen wird. Keine kluge Entscheidung. Auch wenn eine Zusatz Privatversicherung besteht, die normalerweise nur im Stationären- und Ambulanten-Bereich greift, ist das nur eine teilweise Verbesserung. Die Gesundheitszentren, die in Spanien den deutschen oder österreichischen Hausarzt ersetzen, wird dadurch nicht entgangen. Nur wenn in die eigene Tasche gegriffen und ein Privatarzt aufgesucht wird. Jeder sollte sich diese Entscheidung in Ruhe und gut überlegen, denn sie wird mit grösster Sicherheit im Pensionsalter die "Restlebensdauer" bestimmen. Sich beraten zu lassen schadet auch nicht.

Wer sich nun entscheidet, seinen Hauptwohnsitz in Spanien zu wählen, dort als Angestellter oder als Selbständiger zu arbeiten oder als Pensionist zu leben, muss sich bei der Seguridad Social anmelden. Selbständige aus Deutschland oder der Schweiz, im Spanischen "autónomos", mag das überraschen, das auch sie sich melden müssen. Das Prinzip ist wie in Österreich: Auch Selbständige sind verpflichtet in einen Sozialversicherungsträger und eine Rentenkasse einzuzahlen. Das ist nicht optional. Eine gute Idee, damit Selbständige im Alter nicht der Allgemeinheit auf der Tasche liegen, wenn es nicht so lief wie geplant. Der Versicherte in Spe wird es mit drei Institutionen zu tun haben: TGSS, INSS, SPEE.

 

TGSS – Tesorería General de la Seguridad Social (Allgemeine Sozialversicherungskasse)

Der erste Weg für jeden, ausser Pensionisten, führt zur TGSS. Sie verwaltet die Mitglieder, zieht die Beiträge ein etc. Hier wird ein Antrag auf Beitritt gestellt, auf den die Ausgabe des Beitrittsdokumentes für EU Bürger erfolgt. Dieses muss gut aufbewahrt werden, denn es muss beim Eingehen eines Arbeitsverhältnisses dem Dienstgeber vorgelegt werden, der auf Basis dieser Urkunde den neuen Mitarbeiter bei der TGSS anmelden muss. Wer diese Urkunde nicht besitzt, der kann nicht legal arbeiten. Zieht die TGSS die Beiträge unselbständig Erwerbstätiger automatisch beim Dienstgeber ein, ist der Selbständige, der "autónomo", selbst dafür verantwortlich sie zu berechnen und pünktlich abzuführen. Tut er das nicht, verfällt der Leistungsanspruch. Der "autónomo" erhält nicht wie in Österreich üblich eine Quartalsvorschreibung durch die Kasse, die ggf. auch zwangsvollstreckt wird. Zahlt der autónomo in Spanien nicht, passiert nichts, der Leistungsanspruch erlischt einfach.

 

INSS – Instituto Nacional de la Seguridad Social (Nationale Institut für soziale Sicherheit)

Das INSS bewilligt und berechnet Leistungen. Sie genehmigt und bezahlt z.B. Heilbehelfe, auch Seehilfen wie es so schön heisst, Reha Massnahmen, Pflege usw. Für den Pensionisten, der seinen Hauptwohnsitz nach Spanien verlegt, führt der erste Weg in Sachen Seguridad Social nicht zur TGSS sondern zur INSS. Dort muss er sich anmelden. Er benötigt dafür die Bestätigung seiner Heimat Sozialversicherung. Dafür gibt es EU Standardformulare zum Nachweis, dass er Versicherungsschutz besitzt. Er wird sodann von der Spanischen Sozialversicherung "übernommen", die ab dann auf Basis des europäischen Sozialversicherungsabkommens zuständig ist. Damit ist er aus seiner alten Versicherung ausgetreten. Ein weitreichender Schritt. Er erhält eine Versicherungskarte, mit der er nun Leistungen im Centro de Salud und im öffentlichen Krankenhaus beziehen kann. Mit Hausarzt und freier Arztwahl ist es nun vorbei und auch einen Zahnarztbesuch auf Krankenschein wird es nicht mehr geben. Für seine Zähne ist in Spanien jeder selber zuständig. Hier zahlt die Seguridad Social genau 0, weder eine billig Plombe noch eine Kontrolle. Dies erklärt die grossen Lücken, die bei einem guten Teil der Spanier im Mund klaffen. Dazu kommt ein auch bei jungen Leuten fehlendes Verständnis für Mundhygiene und falsche Ernährung.

 

SPEE – Servicio Público de Empleo Estatal (Arbeitsamt)

Empleo Estatal ist ein amüsanter Begriff: "Staatliche Beschäftigung". Wer Arbeitslosengeld bezieht, der ist also in Spanien ein "Staatlich Beschäftigter". Arbeitsunwillige sind im wahrsten Sinne des Wortes recht schnell staatlich Beschäftigte. In Spanien ist man nicht zimperlich und wer sich nicht besonders arbeitswillig zeigt, bekommt schnell einen Besen und eine Warnweste in die Hand gedrückt und rückt 5x die Woche zum Strassenkehren aus. Auf Fuerteventura sehen das die Menschen locker. Das hat schon viele getroffen. Fegt man in einem kleineren Dorf kennt man sich ohnedies, wird auch gerne mal zu einem Café hereingebeten. Es gibt schlimmeres und da jeder eigenverantwortlich durch die Strassen unterwegs ist, ist es auch nicht notwendig sich ein Bein auzusreissen, kann geplaudert und ausreichend Rauchpausen eingelegt werden. Besser als am Fliessband allemale.
Wer in Fuerteventura nicht einen Job bei einem Grossunternehmen, einer Bank, am Airport etc. ergattert, wird mit grösster Sicherheit immer wieder einmal, auch wenn er arbeitswillig ist, bei der SPEE landen. Im Tourismus gibt es keine Dauerstellen. Nach 6 Monaten ist Schluss, denn dann würde ein Kündigungsschutz greifen und die Mitarbeiter müssten auch in Zeiten der Off-Season oder wenn nichts los ist fast unkündbar behalten werden. Das steht natürlich kein Tourismusbetrieb durch und so ist es weniger Geldgier der Betriebe als Notwendigkeit es so zu handhaben. Die Gesetzgebung, die normale Angestellte beamtengleich absichern will, schadet damit den Arbeitnehmern. Auch der Engagierteste wird nicht alle 6 Monate einen fliessenden Übergang zum nächsten Job finden. Manch ein Tourist wundert sich übrigens, wie z.B. Kellner durch die Lokale eines Ortes rotieren, von einer zur nächsten Station bis sie wieder am Ausgangspunkt angekommen sind. Die 6 Monate sind die einfache Erklärung.

Wie auch in Österreich gibt es in Spanien die digitale Signatur, die mittels Mobiltelefon funktioniert. So können alle Wege um die Seguridad Social online erledigt werden. Das Prozedere die Signatur zu erhalten entspricht jener in Österreich. Digitale Signatur online beantragen, bei der richtigen Behörde vorbeikommen, ausweisen unterschreiben und gleich am Smartphone einrichten lassen. In Spanien ist dafür nicht wie in Österreich das Finanzamt zuständig sondern die "Fábrica Nacional de Moneda y Timbre" also die spanische Münze. "Timbre" sind übrigens "Stempelmarken", die in Spanien tatsächlich noch im Einsatz sind. Wer sich z.B. eine Meldebestätigung ausstellen lässt, klebt 80 Cent dafür auf den Zettel.

Fuerteventura – Sozialversicherung, Seguridad Social für Angestellte, Selbständige und Pensionisten.

Sozialversichert als Ausländer in Spanien.

Plan B – privat versichern in Spanien.

Nichts ist ewig – Alternativen suchen.

Das öffentliche Gesundheitssystem ist nicht so toll in Spanien. Unbestritten. Aber soll man sich deswegen ein wunderbares Land madig machen lassen, mit fantastischer Kultur und Landschaft, tollem Klima, schmackhaftem Essen, herzlichen Menschen? Nein, keines Falls, nichts ist perfekt, auch Spanien nicht und wo Licht da auch Schatten.

Nichts ist ewig und auch die Rückkehr in das deutsche oder österreichische System nicht unmöglich. Das sollte immer im Kopf behalten werden. Und wer sich finanziell etwas bewegen kann, dem tun sich Alternativen auf. Viele Deutsche sind bei der DKV versichert, die in Spanien stark vertreten ist, in Las Palmas z.B unzählige eigene Arztzentren betreibt. Auch MAPRE ist eine Option. In Ruhe prüfen und rechtzeitig planen. Wer nicht jeden Groschen umdrehen muss, findet eine Lösung. Aber von Profis beraten lassen.
 


Insider Tipp

Nicht auf Hörensagen verlassen – Beratertage bei den Kassen nutzen.

Viele Menschen glauben, weil sie in ein Land ausgewandert sind, würde ihnen das Fachkompetenz verleihen, zu wissen "wie es läuft". Das sind dann jene, die gar keine Ahnung haben, weder die Landessprache beherrschen noch einen rechtlichen Backgrund haben und gerne selbstgefällig als jene, die es drauf haben, dozieren. Einen grossen Bogen machen. Hörensagen ist fehl am Platz. Jeder Fall ist in einem gewissen Umfang individuell, Rahmenbedingungen ändern sich laufend. Beratertage der Kassen nutzen. Der gesetzlichen, bei der man versichert ist, bei der privaten Zusatzversicherung, bei all jenen, bei denen ein Versicherungsasnpruch besteht. Aus erster Hand informieren und dann entscheiden. Glauben ist fehl am Platz, Wissen ist gefragt und die Vorzüge des Europäischen Sozialversicherungsabkommen nutzen.

Fuerteventura – Sozialversicherung, Seguridad Social für Angestellte, Selbständige und Pensionisten.
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