El Cotillo – Hafen, Wehrturm und Kalköfen.

Was gibt es zu sehen und entdecken?

Die Kalköfen von El Cotillo.

Kurz nach der Eroberung der Insel, wurde auf Fuerteventura bereits Kalk gebrannt. Als hervorragendes Desinfektionsmittel wurden damit z.B. Ställe desinfiziert oder tote Tiere "abgelöscht". Beginnend im 17. Jhd., kam die Kalkindustrie auf Fuerteventura richtig in Schwung. Es waren vor allem britische Händler, die am Rohstoff interessiert waren. Erst für die Bauindustrie, als dann im 18. Jhd. die industrielle Revolution in Grossbritannien das Land veränderte, wurde Kalk in enormen Mengen für die Industrie benötigt: Für die Eisen- und Stahl Industrie, für die Glaserzeugung und andere Anwendungen. Fuerteventura war gut für die Kalkproduktion geeignet. Die Küstenlinien bestehen zu einem Grossteil aus Muschelkalk, der sich sehr leicht zu Kalk brennen lässt. Das eröffnete eine gute und leichte Einnahmequelle. Jeder der konnte, brannte Kalk. In Gelegenheitsöfen wurde gebrannt, die mit allem was auf der Insel Brennbares zu finden war, befeuert wurden, oder in Industrieöfen, wie z.B. in Gran Tarajal, Ajuy. Später kamen die ganz grossen Industrieöfen in Puerto del Rosario hinzu. Diese standen in kontinuierlichem Dauerbetrieb und wurden mit Steinkohle befeuert. Sie kam aus Grossbritannien mit jenen Schiffen, die den Kalk für Großbritannien luden.

Auch in El Cotillo wurde massiv Kalk gebrannt. Die fünf Kalköfen im Hafen erinnern daran. Bevor El Cotillo ("Der  Klatschsüchtige") seinen heutigen Namen im 20. Jdh. erhielt, wurde es erst als "Puerto del Roque", später als "Torre de El Tostón", bezeichnet. Unter den Kalköfen wurde direkt der Kalk verschifft. Da die Hafeneinfahrt am "Roque de los Pescadores", am Fels der Fischer, eine tückische Klippe und Strömungen hat, ist sie auch heute noch schwer bei unruhiger See zu passieren. Wenn das Einlaufen nicht möglich war, wurde der Kalk mit Maultieren, Eseln und Kamelen in die Lagune La Concha (Punta de la Barra) transportiert und dort von einer, auf eine Klippe gebauten Mole, auf die Schiffe verladen. Obwohl dort gerne Touristen sitzen, fällt ihnen die Mole zumeist gar nicht auf. An der "Muelle de los Pescadores" in El Cotillo, die auch als "alter Hafen" bezeichnet wird, landeten seit eh und je nur Fischerboote an. Zu flach ist das Wasser. Bei Ebbe ist das lange Riff zu sehen, das fast die gesamte Hafeneinfahrt durchzieht. Dort brechen die Wellen. Frachtschiffe konnten dort nicht einlaufen.

Als 1797 britische Händler erkannten, dass im heutigen Puerto del Rosario eigentlich viel besser angelandet werden konnte, auch die Zeit der Seeräuberangriffe vorbei war, sank der Stern von El Cotillo als Kalkhafen. Puerto del Rosario wurde von Briten in den folgenden Jahren massiv ausgebaut. In der Hochzeit gab es sogar ein britisches Konsulat, so bedeutend war der Hafen für das Empire. Die heutige Hauptstadt hatte überdies den Vorteil, dass keine Hafengebühren an die Lehensherren gezahlt werden mussten, wie z.B im nahe gelegenen Caleta de Fuste. Erst wurden am "Playa de los Hornos", am "Strand der Öfen", dem heutigen Stadtstrand Kalköfen errichtet, die mittlerweile wieder schön renoviert sind. 1805 wurde der Handel mit Kalk von El Cotillo endgültig eingestellt. 1940 liess der Geschäftsmann Jacinto Lorenzo aus Teneriffa, die mächtigen Industriekalköfen errichten, die am nördlichen Küstenabschnitt von Puerto del Roasrio nun als Ruinen verfallen. Er beauftragte die Insel Familie Morales, die Öfen zu betreiben und den Kalk zu vermarkten. Bis 1971 waren die Kalköfen in Betrieb.

Der Wehrturm von El Cotillo.

Schon vor der Conquista trieben nordafrikanische Seeräuber auf Fuerteventura ihr Unwesen. Sie jagten Majoreros als Sklaven. Die normannische Eroberrung Fuerteventuras, weckte bei ihnen neue Begehrlichkeiten: Kirchenbesitz in Form von Gold, Waffen, Vieh, Getreide und mehr gab es zu  holen. Bei einem verheerenden Überfall des nordafrikanischen Seeräubers und Sklavenhändlers Xabán Arráez, wurde Betancuria 1593 niedergebrannt, die Bewohner als begeehrte weisse Sklaven verschleppt. Nach ihnen drangsalierten vor allem britische Korsaren, im Auftrag des Empires, das Archipel und Fuerteventura, was auf der Insel in der Schlacht von Tamasite gipfelte. Um den Hafen in El Cotillo zu schützen, wurde der Wehrturm "Castillo de Rico Roque" errichtet bzw. "Torre de El Tostón", wie er später genannt wurde. Der Bau begannt 1700 unter der Leitung des französischen Baumeisters Claudio de L'Isle. Der untere Teil des Turms diente als Pulverlager, der mittlere als Quartier für die Besatzung. In späterer Zeit wurde der "Torre de El Tostón" auch als Gefängnis genutzt.

Beginnend 1714 erfolgte ein 1:1 Nachbau in Caleta de Fuste, der "Torre de San Buenaventura". Beide Türme kamen nie zum Einsatz, da die britischen Korsaren sich unbefestigte Buchten wie Gran Tarajal suchten, bei der Schlacht von Tamasite dort auch an Land gingen und zuvor zwei Handelschiffe vor der Bucht plünderten und versenkten. Claude de L'Isle starb 1743 auf Fuerteventura an den Folgen eines Sturzes, die er sich auf einer der Baustellen zugezogen hatte. Er dürfte ein musischer Mensch gewesen sein. Er hinterliess eine Geige, eine Kegel Flöte und ein Notenbuch auf Pergament.

Gebaut wurde der Wehrturm aus Vulkangestein. Es wurde aus einem Ausläufer des Malpais Arena gebrochen, das sich zwischen Playa Marfolin und der Lagune La Concha ins Meer ergoss. Der alte Steinbruch liegt rund 200 m nördlich der kleinen Kirche von El Cotillo. Heute ein eigenartiges Loch, das in der Regenzeit zum kleinen Teich wird, danach zur grünen Wiese. Dann treibt der Pastor von El Roque seine Ziegen dort täglich zum Grasen vorbei. Den Cabras schmeckt das zarte frische Gras.

Der Torre de El Tostón bot Platz für 12 Soldaten, hatte eine Zugbrücke und einen grossen Pulverraum im Turm. Um autark zu sein, gab es auch eine Zisterne. Darüber hinaus liegt an der Ostseite des Turms eine grosse und gut erhaltene "Aljibe" (Zisterne), die mit Absetzbecken Wasser klärte und sammelte. Sie liegt auf einem Wasserlauf, der ins Meer führt. Daher gedeihen auch etwas weiter unten am Hafen die kanarischen Palmen derart fabelhaft. Auch im Sommer fliesst unterirdisch ein Wasserstrom.

Seit 2015 steht neben dem Torre de El Tostón ein Walskelett. Die Inselverwaltung findet es eine gute Idee, Skellete von auf Fuerteventura gestrandeten Wale auszustellen, wie im Museo de la Sal in Salinas del Carmen oder am Playa del Matorral in Morro Jable zu sehen ist. Ob das als schön empfunden wird, ist Geschmacksache.

Der Wehrturm konnte ursprünglich von Touristen bestiegen werden und bot einen herrlichen Ausblick über El Cotillo, den Hafen, den Roque de Los Pescadores, sowie die Strände vom Playa del Castillo (Piedra Playa) bis hinunter zum Playa de Esquinzo. Leider wurde der Turm immer schon vor Sonnenuntergang geschlossen. Im Inneren fanden kleine wechselnde Ausstellungen statt. Vor einigen Jahren wurde der Torre de El Tostón sang und klanglos geschlossen. Warum ist unbekannt. Im April 2021 verlautbarte die neue Stadträtin für Tourismus, Jessica de León, sie habe 172.242,- Euro im Infrastrukturpaket der kanarischen Inseln für die Instandsetzung des Bauwerkes angemeldet. Auf den Euro wird kalkuliert – was für eine Leistung! So das Projekt jemals realisiert wird, kann getrost von dem Doppelten ausgegangen werde. Bis dahin können noch viele Pressetermine abgehalten werden. Was bei diesem Monument genau zu sanieren wäre, wurde nicht publiziert. Aktuell steht es nach Jahrhunderten noch sehr solide in der Landschaft.

Sehenswürdigkeiten Fuerteventuras: El Cotillo – Hafen, Wehrturm und Kalköfen

Für wen lohnt der Besuch?

Kalköfen und Wehrturm sind an sich als Sehenswürdigkeit kein grosses Spektakel. Sie sind mehr im gesamt Kontext interessant, in Bezug auf Wirtschaft, Geschichte und wie die einzelnen Bauwerke als Gesamtkonzept bis zur Mole in der Lagune La Concha einst funktionierten. Es ist eine Zeitreise in freier Wildbahn für jene, die Wirtschaft und Geschichte der Insel kennen lernen wollen.

Der Ausblick vom Turm ist auf jedenfall sehr schön und gerade am späten Nachmittag kann der Hobbyfotograf von dort oben interessante Bilder mit nach Hause bringen.

Infrastruktur.

El Cotillo bietet ein grosses gastronomisches Angebot. Vom kleinen Café, schicker Tapas Bar bis zum rustikalen Fischrestaurant wird alles geboten. Ein grosser Supermarkt liegt am Ortseingang.

Schnell gefunden.

Die FV-10 wird Richtung El Cotillo genommen, auf der schnurgerade nach Westen gefahren wird, bis sie im Hafen von El Cotillo endet. Dort liegen Kalköfen und Wehrturm. Das Auto kann am Hafen abgestellt und dann zu Kalköfen und Wehrturm hinüber spaziert werden. Oder es wird über die Strasse entlang der Klippen 300 m bis vor den Torre de El Tostón gefahren.

Mit dem Bus Linie 08 und 07 ist die Anreise aus Corralejo oder Puerto del Rosario ebenfalls möglich. Die grosse neue Busstation von El Cotillo liegt nur 200 m vom Torre de El Tostón entfernt.


Öffnungszeiten:

  • Der Torre de El Tostón wurde ohne Bekanntgabe eines Wiedereröffnungstermins geschlossen. Aktuell kann er nur von aussen besichtigt werden. Ob das Sanierungsprojekt Realität wird, fraglich.

Eintritt:

  • Erwachsene | Residente: 1,50 Euro | 1,00 Euro.

  • Kinder: unter 12 gratis.


Sonneuntergang am Playa del Castillo El Cotillo Fuerteventura.

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Grandioses Frabenspiel – Sonneuntergang am Playa del Castillo.

Der Playa del Castillo, aka Piedra Playa, ist tagsunter am Nordende fest in der Hand der Surfschulen. Im südlicheren Teil toben sich Kitesurfer aus, die auf einem gehobenen Level unterwegs sind. Am frühen Abend wird es schlagartig einsam und ruhig am Playa del Castillo. Locals gehen spazieren, spielen mit ihren Hunden. Auf dem 2 Km langen Strand, verlieren sich die wenigen Leute. Ein wunderbarer Ort.

Geht die Sonne unter, wird der herrliche Sandstrand in einen atemberaubenden Farbenzauber getaucht. Bei Flut spiegeln sich Himmel und Sonne im flach abfliessenden Wasser wider, die Schaumkronen der Brandung verfärben sich orange. Liegt vom Calima Saharasand in der Luft, kann der Himmel hier gänzlich unwirklich blutrot, selbst intensiv violett, werden.

Wer schöne Sonnenuntergänge im Bild festhalten möchte, der ist am Playa del Castillo goldrichtig.

Insider Tipp

Die Angel ins Wasser halten – die Klippen bei den Kalköfen!

Der Felsen am Hafen heisst nicht umsonst "Roque de los Pescadores". Es ist ein hervorragende Ecke um zu fischen. Die tückischen grossen Wellen, die völlig unverhofft anrollen können, samt der lebensgefährlichen Unterströmung, haben schon mehrere Angler dort in den Tod gerissen. Man mag es nicht glauben. Einige Kreuze an der Wasserlinie der Südseite des Felsens erinnern daran, dass das Betretungsverbot nicht von jedem ernst genommen wurde. 2016 wurde der Zugang mit hohen Gittern verbaut, um weitere Unglücke zu verhindern. Wer fischen will, sollte seine Angel an den Klippen zwischen Wehrturm und Hafen ins Wasser halten. An stürmischen Tagen ist es aber auch dort brand gefährlich.

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