Der baskische Literat, Denker und Universitätsrektor Miguel de Unamuno y Jugo (* 29.9.1864, Bilbao - † 31.12.1936, Salamanca), wird kaum jemandem bekannt sein. Das gilt auch für Fuerteventura und andere Teile Spaniens. Dabei war er zu seiner Zeit eine "richtige Nummer" und zwar weltweit. International wurde Unamuno als das "Gewissen Spaniens" bezeichnet, denn er war heftiger Gegner der Militärdiktatur. So sah das die Welt. Wird bei der reinsten Wahrheit geblieben, dann war er anfangs Anhänger Generlas Miguel Primo de Rivera, später dann nicht mehr. Recht schnell wechselt er seine Meinung.
Miguel de Unamuno nahm sich nie ein Blatt vor den Mund, schrieb in einer Zeitung, dass die Regierenden ein "Gehirn wie Grillen" hätten. Er hatte auch kein Problem den Diktator General Primo de Rivera, Vorgänger des General Franco, vor versammeltem Publikum bei einer Veranstaltung zu beleidigen. Das reichte dann Primo de Rivera endgültig. Da die Welt auf Unamuno schaute, konnte Rivera Unamuno nicht einfach an die Wand stellen und nieder strecken lassen, wie das seine übliche Methode war. Ohne Gerichtsprozess natürlich, das versteht sich von selber.
So wurde Unamuno bei Nacht und Nebel in seinem Haus abgeholt und zur Verbannung nach Fuerteventura verschifft. Das war ein guter Ort, Unamuno konnte keine bösen Zeitungsartikel mehr verfassen, denn Fuerteventura war Entwicklungsland. Einmal pro Woche kam ein Postschiff vobei, so das Wetter passte, das nächste Telegraphenkabel lag in Las Palmas de Gran Canaria. Miguel de Unamuno konnte also schreiben bis ihm die Finger bluteten, lesen konnte es in Spanien niemand mehr.
Die drei Monate, die Miguel de Unamuno in der Verbannung auf Fuerteventura verbrachte, bevor er nach Paris fliehen konnte, zeigt dieses Museum in Bild und Schrift. Am 28.2.1924 kam Unamuno unter Bewachung mit dem Postdampfer "Atlante" auf Fuerteventura an, am 9.7.1924 floh er auf der franzözischen Barkasse "L' Aiglón" über Las Palmas de Gran Canaria, Lissabon und Cherbourg nach Paris.
Das Museo Unamuno ist im ersten Hotel Fuerteventuras angesiedelt, jenes Haus, in dem Unamuno seine drei Monate auf der Insel verbrachte. Das Interieur ist bis hin zum Schreibtisch und der Schreibmaschine originalgetreu erhalten. Das Haus ist eine Zeitreise 100 Jahre in die Vergangenheit. Damals muss das Hotel der pure Luxus gewesen sein. Es besass ein Badezimmer, wahrscheinlich das einzige der gesamten Insel. Eine zentrale Wasserleitung gab es zu jender Zeit noch nichteinmal in der Hauptstadt. Wer das Haus des renomierten und vermögenden Tropenmediziners Doctor Mena in La Ampuyenta besucht, wird vergeblich ein Badezimmer suchen. In Las Palmas de Gran Canaria scheint es zu jener Zeit auch nicht besser gewesen sein. Gilt Las Palmas zwar als Wiege der spansichen Aufklärung, scheint dies nicht für die Körperhygiene gegolten zu haben. Das Stadthaus des gefeierten Literaten Benito Pérez Galdós in Las Palmas, das besichtigt werden kann, besass ebenso kein Bad. Gut gerochen hat zu Beginn des 19. Jhd. auf den Kanaren wohl kaum jemand.
Das Cabildo de Fuerteventura tut gerne so, als habe Miguel de Unamuno jahrelang auf der Insel gelebt und gearbeitet. Nahe Tindaya wurde ihm daher ein (scheussliches) Denkmal errichtet. Unamuno würde es garantiert nicht gefallen. Wer sich für Unamuno näher interessiert, kann seine Geschichte hier nachlesen.
Vor allem Geschichtsinteressierte wird die Casa Unamuno interessieren. Ob Miguel de Unamuno y Jugo ein brillanter Literat oder Denker war, darüber kann diskutiert werden. Unbestritten war Unamuno eine wichtige und kämpferische geschichtliche Persönlichkeit in Bezug auf die 2. spanische Republik. Basken liegt eine elementare Unnachgiebigkeit in den Genen.
Touristen, die das gar nicht interessiert, die könnten trotzdem vorbeischauen. Das Gebäude, in dem das Museum angesiedelt ist, war das erste Hotel Fuerteventuras. Es bietet einen interessanten Blick in die Vergangenheit.
Die Casa Museo Unamuno ist nicht zu verfehlen. Sie liegt gegenüber der Kirche Nuestra Señora del Rosario in der Fussgängerzone von Puerto del Rosario. Daher wird das Museum auch nur zu Fuss erreicht.
Wer mit dem Auto kommt, sucht sich in der Umgebung der Kirche in den Seitenstrassen einen Parkplatz. Achtung, die Stadtverwaltung hat seit 2017 ein neues Hobby: Kurzparkzonen. Die Parkgebühren bringen zwar kein Geld, dafür klingelt die Kasse ordentlich bei Strafzetteln, denn dem echten Insulaner musste ersteinmal in vielen Zeitungsartikeln erklärt werden, was so eine Kurzparkzone denn überhaupt sei. Eines gibt es auf der am dünnsten besiedelten Insel der Kanaren ausreichend: Platz! Und daher sieht der Majorero absolut nicht ein, warum er dafür bezahlen sollte.
Um dem undurchsichtigen und sinnlosen Kurzparkzonen Dschungel zu entgehen, wird am besten auf einem der beiden grossen, kostenlosen Parkflächen am Hafen geparkt. Das machen nun alle. Von dort wird 300 m in die Stadt hinein spaziert.
Öffnungszeiten:
Mo-Fr: 8:00-14:00.
Sa, So + Feiertage geschlossen.
Eintritt:
Kostenlos.
Casa Doctor Mena – eine interessante Persönlichkeit Fuerteventuras.
Doctor Mena war eine interessante Persönlichkeit Fuerteventuras: Geboren in Ampuyenta, als erstklassiger Tropenarzt in Lateinamerika ausgebildet, auf Fuerteventura und Lanzarote erfolgreicher Unternehmer, Arzt vor Ort mit grossem sozialem Engagement, sein recht ansehnliches Vermögen zur Errichtung des ersten Karankenhauses der Insel vermacht.
Touristen, die an der Casa Museo Unamuno gefallen gefunden haben, denen wird auch die Casa Doctor Mena in Ampuyenta gefallen. Es wird in das überraschend einfache Leben der wohlhabenden Menschen des letzten Jahrhunderts auf Fuerteventura eingetaucht. Die typische casa mit schönem patio samt original Möbel bis hin zur Küche, ist zu besichtigen. Der Eintritt ist wie in die Casa Museo Unamuno gratis.
Unweit der Casa Museo Miguel de Unamuno, liegt das El Perenquén. Vom Museum ist das Lokal in wenigen Minuten zu Fuss zu erreichen. Es ist ein typischer familiengeführter spanischer Gastronomiebetrieb, der ein Mittelding zwischen Café, Bar und Restaurant ist. Je nach Tageszeit wandelt er sich etwas. Am Nachmittag ist das El Perenquén ein wunderbarer Ort, um etwas zu trinken und einige Tapas zu essen. Gemütlich ist das Lokal, die Bedienung herzlich und bemüht, das Angebotene schmackhaft, der Blick über den Hafen von Puerto del Rosario der beste.