Observatorium + Franco Baracken – dunkle Vergangenheit und himmlische Gegenwart Fuerteventuras.

Was gibt es zu sehen und entdecken?

Das kanarische Archipel ist nach Hawaii und vor Neuseeland die Top Destination No. 2 für Himmelsbeobachtungen. Die geographische Lage und die extrem klaren und dunklen Nächte lassen den Sternenhimmel fantastisch leuchten. Damit das auch so bleibt, wurden die Kanaren zum UNESCO Lichtschutzreservat erklärt. Strassenbeleuchtung darf nur nach unten strahlen und mehr wird unternommen, damit die Lichtverschmutzung nicht grösser wird.

Auf den kanarischen Inseln herrscht reger Stargazing Tourismus und auch die Einheimischen sind begeisterte Himmelsgucker. So hat fast jede der Kanaren Inseln ihre eigene Astronomie Vereinigung, die eine Sternwarte betreibt. Die AAF Agrupación Astronómica de Fuerteventura wurde im August 1995 gegründet und betreibt das kleine aber feine Observatorium in der dunklen Ebene um Tefía. Die AAF zählt aktuell über 70 Mitglieder. Chef ist der ambitionierte und umtriebige Señor Carmelo Cabrera. Das AAF ist sehr aktiv. Es öffnet jeden Freitag, ausser an Feiertagen, bei Einbruch der Dunkelheit bis Mitternacht seine Pforten für die Öffentlichkeit. 2017 war es Host eines europäischen Erasmusprogrammes, richtet Fotoausstellungen erstklassiger Astroaufnahmen aus und veranstaltet jährlich in Puerto del Rosario die "Jornadas de Astronomía", und dass seit 2007 ununterbrochen. Sehr beliebt sind bei Familien mit schon etwas erwachseneren Kindern die Astro-Nachwanderungen zum Embalse de Los Molinos. Es wird unter fachkundiger Leitung über das stockdunkle Campo zum Stausee gewandert und der Nachthimmel erklärt und mit mobilem Teleskop erkundet. Wer sich für Astronomie interessiert und auf Fuerteventura ist, sollte auf der Website der Agrupación Astronómica de Fuerteventura vorbeischauen.

Ein absolutes USP des Observatoriums von Tefía, ist die angegliederte Jugendherberge "Albergue Juvenil de Tefia" mit 70 Schlafplätzen. So kann bis in den frühen Morgen der Sternenhimmel beobachtet und dann übernachtet werden. Anlässlich besonderer Himmelsereignisse werden zweitägige kostenlose Veranstaltungen organisiert. Die ersten 70 Anmeldungen können in der Regel kostenlos in der Herberge übernachten.

So praktisch die Gebäude auch heute mit dem grossen Innenhof, dem zentralen Haus für Vorträge, den Schlafsälen und den Wirtschaftsgebäuden für die Agrupación Astronómica de Fuerteventura sind, so düster ist deren Vergangenheit. Das grosse Gebäude, in dem der Vortragssaal liegt, stellt sich noch harmlos dar. Aufmerksame könnten Ähnlichkeiten mit einem Flughafengebäude feststellen. Es war Verwaltungsgebäude, Tower und Check-in des ersten Flugfeldes von Fuerteventura, das im Jahr 1941 angelegt wurde. Die umliegenden Gebäude, die heutige Jugendherberge, die verfallenen Häuser dahinter und jene gegenüber am nördlichen Hügel, waren allesamt Baracken für die Strafgefangenen der "91 Batallón Disciplinario de Soldados Trabajadores Penados". Die Insassen waren vornehmlich politische Gegner, Homosexuelle, "Landstreicher", Menschen, die dem Franco Regime nicht zu Gesichte standen. Das Lager wurde von 1956 bis 1966 betrieben. Eine recht versteckt gelegene Gedenktafel erinnert an die Insassen. Die Gefangenen schufteten in der Landwirtschaft, mussten nachts in den östlichen Bergen Steine klopfen, wenn es tagsunter zu heiss war, bauten am Staudamm Embalse de Los Molinos und Presa de las Peñitas und legten den "Camino de los presos" ("Weg der Strafgefangenen") nach Jandía an. Über ihn führt heute ein Teilstück des Wanderweges GR-131. Die Geschichte des "Camino de los presos" findet sich unter "Cofete", mehr zum Lager der Strafgefangenen unter "Tefía".