Das basaltische Zentralmassiv von Fuerteventura ist geologisch interessant. Die Klippen um Ajuy werden als der älteste Teil des kanarischen Archipels datiert. Spannend für Geologen, für Wanderer ist das Zentralmassiv der Insel wohl die schönste Region. Ohne grosse Schwierigkeiten geht es hinauf auf Höhenzüge und Gipfel, von denen sich die ganze Insel, die West- und Ostküste spektakulär überblicken lassen. Touren in dieser Region sind fantastische Panoramawanderungen und das meist in völliger Einsamkeit. Abseits der Touristen Spazierwege, wie ins Palmental, ist es für Wanderer sehr einsam in diesem Massiv. Das ist erstaunlich. Fuerteventura, als Ziel für Wanderer oder auch Weitwanderer, wurde von der Masse noch nicht entdeck. Ein Geheimtipp, die Insel lockt mit einer eigenen Persönlichkeit: Weite, Einsamkeit, spektakulären Ausblicken und Küstenlinien und einem ganz besonderen Licht. Wer weiss, wie lange das noch so bleiben wird. Also auf zu einer phänomenalen Überschreitung des Zentralmassivs von Fuerteventura, die spektakulär, aber technisch doch so einfach ist.
Der Weg beginnt in Vega de Río Palmas, jährlich ein Ziel kanarischer Pilger. In der Ermita de Virgen de la Peña wird eine kleine Alabaster Statuette aufbewahrt, das älteste christliche Heiligtum des kanarischen Archipels. Sie wurde von den Geistlichen auf die Insel gebracht, die den Eroberer Jean de Béthencourt begleiteten. Das war so üblich, um das Wüten der spanischen Eroberer gegen Wilde, nicht Christenmenschen, moralisch abzusichern. Die Statuette kann vor der Wanderung noch in der Ermita besichtigt werden. Nach einem erfolglosen Diebstahlversuch 2018, wird sie nun akribisch bewacht. Von der Ermita geht es die FV-30 ein kurzes Stück Richtung Betancuria. Links fruchtbare Felder, die am Río Palmas liegen. Bei der Bushaltestelle und dem 3D Objekt Vega de Río Palmas, diese wurden jeder Gemeinde als vermeintlich genialer Marketingschachzug der Tourismusbeauftragten vom cabildo gestiftet, geht es an einer weissgrün Markierung rechts hinauf (s.u.). Diese Markierung begleitet den Wanderer bis in den Ort Tiscamanita. Erst steiler Asphalt gefolgt von Piste, dann ein Schild Camino Natural de Fuerteventura und ein Hinweis, was hier alles verboten ist, z.B. ein Mountainbike. Der Wanderweg zeigt sich parkähnlich, eingefasst von Randsteinen und das geht nun tatsächlich gut sechs Kilometer so, wie auf den meisten dieser caminos. Verlaufen scheint unmöglich. Die investierte Mühe in diese Wanderweg Gestaltung macht sprachlos. Manchen gefällt es, andere finden das dies einwenig der wilden, einsamen Landschaft widerspricht.
Der Pfad zieht an, wird steiler, ein Ziegengatter wird passiert, wieder schliessen und dann wird es noch mal ruppig, bis der Morro Rincón del Atajo (569 m) erreicht ist. Ein rincón“ ist eine Ecke, ein morro ein Hügel. Auf ihm steht ein Wegweiser, der nach Tiscamanita, alternativ nach Agua de Bueyes weist (siehe Alternativtour). Nicht ausgeschildert ist der Trampelpfad, der in die Gegenrichtung zu jenem nach Tiscamanita abzweigt. Er führt hinauf zum Morro Janana (672 m), dann hinab zum Degollada de los Pasos. Von diesem Pass kann ins Castillo de Lara oder ins Parra Medina abgestiegen werden, oder über den El Pinar Trail dem Höhenzug weiter zum Morro Veloso o del Convento (677 m), hoch über Betancuria, gefolgt werden. Alles sehr lohende Ziele. Am Morro Rincón del Atajo trifft der Wanderer auch auf die Markierung Camino a La Peña. Diese weist den Pilgern, die vor allem zur Fiesta Virgen de la Peña nachts nach Vega de Río Palmas wallfahrten, den Weg.
Weiter geht es auf dem schönen Wanderweg entlang des Höhenzuges Cuchillo de la Erita nach Südosten. El cuchillo, das ist ein Messer, so werden schmale, langgezogene Höhenzüge in Spanien genannt. Sie sind fast immer ein Garant für wunderbare Ausblicke. Auch hier: Weit in der Ferne im Nordosten ist Antigua und La Ampuyenta zu sehen, nach Norden Betancuria, zur linken Hand Agua de Bueyes und der Barranco Almácigos, der in den Ort führt, zur Rechten Vega de Río Palmas, der Staudamm Presa de las Peñitas mit dem Durchbruch Cueva del Alcalde, der nach Mal Paso und weiter nach Ajuy führt. Über den Höhenzug hinunter zum kleinen Pass Degollada Pechillera (552m) und dann hinauf zu einem Messpunkt, der den Gipfel Morro Janana (672 m) bewehrt. Diese weissen Betonzylinder, die statt Gipfelkreuze einige spanische Berge tragen, sind Vértice geodésico. Jener am Morro Janana ist nur ein Hilfspunkt. Referenzmesspunkte, von denen es ca. 1.200 in Spanien gibt, tragen eine Plakette des Instituto Geográfico de España, die auch darauf hinweist, dass jede Beschädigung strafbar ist. Von diesen Referenzpunkten, Hochpunkten, bestimmen Geometer die umliegenden Hochpunkte. Der nächste dieser Referenzpunkte findet sich über Betancuria am Morro Veloso o Convento (677 m).
Der Morro Janana (672 m) sollte kurz genossen werden, denn der Ausblick ist phänomenal! Gegenüber im Süden, erhebt sich ein etwas höherer Hügel oder Berg, der Gran Montaña (711 m), auf dem ebenso ein Vértice geodésico auszumachen ist. Wer den Weg nach Tiscamanita nur oneway geht, kann den Berg unschwierig besteigen, die Aussicht ist aber im Wesentlichen ident. Jene, die den Weg ida y vuelta gehen werden, sollten sich das ggf. für den Rückweg aufheben, um die Kräfte besser einschätzen zu können. Westlich vom Gran Montaña ist ein mächtiger Höhenzug zu sehen, der von Pico Lima (629 m), Risco Blanco (618 m) und Pico de la Muda (535 m) gebildet wird. Nachdem der wunderbare Ausblick genossen wurde, geht es nun auf gutem, teils steilerem Pfad abwärts nach Tiscamanita. Zur rechten der Barranco Chamuscado, was soviel heisst wie der argwöhnische Wasserlauf, der in die Ebenen um Tiscamanita leitet. In den umliegenden barrancos werden überall verwilderte gavias entdeckt, die davon zeugen, wie intensiv die Landwirtschaft hier einmal war. Am Wegesrand wird auf Agaven gestossen. Aus ihren Fasern wurden Tauwerk, Säcke u.ä. hergestellt oder die Opuntie, mit deren Hilfe das begehrte Karmin hergestellt wurde. Es wird oft mit Purpur verwechselt, hat aber damit nichts zu tun. Karmin dient der Herstellung von intensiv Rot, das auch gerne Wiener Rot genannt wird.
Bald breitet sich Tiscamanita vor dem Wanderer aus und dann geht es schnell Höhe abbauend über Serpentinen hinunter ins Valle de María Sánchez. Dort endet der Wanderweg mit dem üblichen schattenspendenden Picknick Unterstand, einer Área de descanso, der im Sommer für viele Wanderung ein Segen ist. Weiter noch über Piste und dann Asphalt 1,5 Km Richtung Tiscamanita., immer noch weissgrün markiert. Verfallene Häuser, die Ruine einer Zwangsmühle und mehr wird passiert. Die Ebenen um Tiscamanita waren einst Teil der Kornkammer der Kanaren, auch wenn das eigen wirkt. Das Wetter vor hunderten Jahren war auch nicht anders als heute, genauso trocken und heiss, aber die nordafrikanische Technik des Trockenfeldbaues machte es möglich. Dann wird der Festplatz von Tiscamanita erreicht. Schattenspendende Bäume warten, ideal für eine Rast. Die hübsche kleine Ermita de San Marcos die Gegenüber des Festplatzes liegt, ist nur zu den Messen geöffnet. Zu sehen gebe es in diesem einfachen Gotteshaus ohnedies nichts.
Wanderer, welche die Route in Tiscamanita beenden, kehren z.B. mit dem Bus (s.u.) nach Puerto del Rosario zurück. Alle anderen sollten nicht gleich wieder den Rückweg antreten, denn es gibt in Tiscamanita tatsächlich etwas zu sehen. Das Mühlenmuseum. Wen das nicht interessiert, der könnte in die empfehlenswerte Casa Luis einkehren, denn dort wird gut gekocht. Bei Einheimischen ist sie sehr beliebt. Am Wochenende wird es aber laut, denn dann gibt es im Freien Live Musik von Nebenerwerbskünstlern. Der Wandere sollte sich durchaus Zeit lassen, denn die Route im Vormittagslicht und Nachmittagslicht zu gehen, ist besonders schön. Sie präsentiert sich so in zwei völlig unterschiedlichen Lichtstimmungen. Am besten geht das in der Winterzeit, wenn die Tage kurz sind.
Am Rückweg wieder auf dem Cuchillo de la Erita angekommen, wird ein kleiner Hügel überwunden: Der Morro Malvesío. Dort zweigt eine kaum sichtbare Pfadspur hinunter nach Vega de Río Palmas, eine Abkürzung, ab. Wer auch immer, hat an dieser Stelle die Begrenzung des Wanderweges geöffnet. Die genaue Position des Abzweigs s.u. Der Pfad führt über die Flanke des Morro Malvasío hinunter zu gut sichtbaren gavias und mündet dort in die Calle Pedro Peña, die direkt zur Ermita de Nuestra Señore de la Peña führt. Der Name Morro Malvasío erinnert daran, dass in dieser Gegend der erste Weinbau des kanarischen Archipels betrieben wurde. Malvasía (Malvasiertraube) beruht auf der ältesten noch existenten Weinrebe, die ihren Ursprung in Griechenland hat. Der Wein ist vollmundig, süsslich und sehr stark und wird heute noch auf Lanzarote gekeltert. Shakespeare besang ihn in Heinrich IV. und Die lustigen Weiber von Windsor, bezeichnete ihn als Wein der Könige, den heutigen Geschmack trifft er nur noch schwer.
Für passabel Trainierte, ist die Tour Vega de Río Palmas - Tiscamanita ida y vuelta, hin und zurück, kein Problem. An heissen calima Tagen oder im Hochsommer, können aber auch sie an ihre Grenzen stossen und lieber nur eine Richtung gehen wollen. Anderen wiederum ist es zu langweilig, eine Strecke hin und zurück zu gehen. Daran ist was dran, aber hier hat es durchaus seinen Reiz, den Weg vormittags von Tiscamanita anzugehen, dann in Vega de Río Palmas im schönen Patio des Don Antonio oder der Casa de Naturaleza eine gemütliche Mittagspause einzulegen und im Nachmittagslicht zurück zu kehren. Besonders in den Wintermonaten, wenn die Tage kurz sind und die Sonne tief steht, hat das seinen besonderen Reiz, denn die Route präsentiert sich dann in völlig unterschiedlichen Lichtstimmungen.
Wanderer, die in einer Gruppe gehen, haben meist kein grosses Problem, die Route als Streckenwanderung zu unternehmen. Mit zwei Mietwägen ist das leicht zu lösen. Aber auch mit dem Bus ist auf Fuerteventura auch in entlegenen Regionen mit etwas Planung viel möglich. Von Puerto del Rosario könnte der kleine Bus der Linie 02 nach Vega de Río Palmas genommen werden. Er dient hauptsächlich Pendlern der entlegenen Regionen und bedient die Linie entsprechend in geringem Takt und zu für Touristen wenig kompatiblen Zeiten. Von Vega de Río Palmas startet der Bus um 6:45 und 8:00 Uhr, von Puerto del Rosario geht es das erste mal ab dem zentralen Bushub um 11:00 Uhr retour nach Vega de Río Palmas. Dieser erste Bus bietet sich für Wanderer an. Am Ziel, in Tiscamanita, passiert stündlich, jede zweite Stunde auch halbstündig, die Linie 01, die auf kurzem Weg Puerto del Rosario erreicht. Am Bushub finden sich auf einem Naturparkplatz ausreichend kostenlose Parkplätze.
► El Pinar Trail - Parra Medina nach Betancuria und retour – Rundwanderung.
► Morro Janana Überschreitung – Parra Medina - Vega de Río Palmas und retour – Rundwanderung.
► Agua de Buueyes - Tiscamanita und retour – Rundwanderung.
► Die optimalen Tools – Wasser, Navigation, Schuhe, Rucksack, Rescue und mehr praktisches.
Von Vega de Río Palmas ein kurzes Stück der FV-30 Richtung Betancuria folgen. An der Bushaltestelle am Ortsausgang, zweigt ein steiler Weg rechter Hand ab. Wer genau hinsieht, findet bereits eine weissgrün Markierung. Der Asphalt geht in Schotter über, die Piste endet und der Camino Natural de Fuerteventura beginnt gross beschriftet. Es ist ein guter Wanderweg, der ab nun weissgrün markiert ist. Das bräuchte es gar nicht, denn unglaublich aber war, die gut 6 Km Wanderweg über das Massiv, sind links und rechts mit Randsteinen eingefasst. Verlaufen ist unmöglich. Immer steiler Ansteigend hinauf zum Morro Rincón del Atajo (569 m). Dort wartet ein Wegweiser der nach Agua de Bueyes und Tiscamanita weisst. Den Höhenkamm Cuchillo de la Erita hinauf zum Morro Jorjado (680 m) folgen. Aussicht geniessen und evtl. noch den Gran Montaña (711 m) besteigen. Dem Wanderweg abwärts ins Valle de María Sánchez folgen, dort endet der eigentliche Wanderweg an einer Aéra descansa, einem schattigen Picknick Unterstand. Die weissgrün Markierung leitet weiter in den Ort. Dort kann am kleinen, sauberen Festplatz, auf schattigen Bänken eine Pause eingelegt werden.
Siehe Vega de Río Palmas bzw. Tiscamanita.
Entfernung hin und retour: 16,5 Km.
Höhenmeter hin und retour: 885 m im An- + 865 m im Abstieg.
Art: Sreckenwanderung.
Beste Zeit: Schönstes Licht am Nachmittag.
Anforderung: Wanderung ohne Herausforderungen. Die klimatischen Bedingungen können jedoch besondere Fitness erfordern. In der kühlen Jahreszeit problemlos und ideal. Im Sommer oder bei calima auch für Trainierte herausfordernd.
Wegbeschaffenheit: Sehr guter Wanderweg, parkähnlich.
Wegmarkierung: Ja.
Trailrun: Ja.
Mountainbike: Camino Natural de Fuerteventura – Mountainbikes sind verboten, da noch kein Naturpark wie im Parra Medina aber Hunde erlaubt.
Telefonnetz: Ja.
Anfahrt mit dem Bus: Ja mit einiger Planung als Kurzvariante von Vega de Río Palmas nach Tiscamanita ohne Rückweg.
POIs:
Abzweig Camino natural FV-30
N 28.39578° | W 14.06727° | 322 m
Wegkreuzung Morro Rincón del Atajo
N 28.39264° | W 14.05497° | 569 m
Morro Jorjado
N 28.37754° | W 14.05967° | 680 m
Gran Montaña
N 28.37556° | W 14.06270° | 711 m
Área de descanso
N 28.36325° | W 14.05166° | 359 m
Recinto Tiscamanita
N 28.35171° | W 14.03651°
Ermita de San Marcos
N 28.35153° | W 14.03716°
Abzweig Variante Morro Malvasío
N 28.38285° | W 14.05983° | 601 m
Karte: Mapa Topográfico Nacional de España MTN25 1093-II
El Piñar Trail – von Vega de Río Palmas über den Morro Veloso nach Betancuria.
Der innere Bereich des basaltischen Zentralmassivs von Fuerteventura, von Betancuria über Vega de Río Palmas bis Toto, ist ein phantastisches Revier für Wanderer. Unschwierig werden Gipfel und Höhenzüge erreicht, die spektakuläre Ausblicke über die gesamte Insel, die West- und Ost-Küste und bei klarem Winterwetter sogar bis hinüber nach Teneriffa präsentieren. Dann ragt der Teide (3.715 m), der höchste Berg Spaniens, vom Schnee angezuckert aus dem Atlantik.
Eine solche Aussichtsreiche Tour ist der El Pinar Trail, der ebenso nahe Vega de Río Palmas startet und über einen Höhenzug auf den Morro Veloso o Convento (677 m) und dann hinunter nach Betancuria führt. Danach geht es durch einen palmenreichen Barranco zurück nach Vega de Río Palmas.
Die Kanaren haben weltweit einen der besten Nachthimmel für Astronomen, nach Hawaii und vor Neuseeland. Daher auch die internationalen Observatorien auf Gran Canaria und La Palma. Auch Stargazer reisen daher besonders gerne auf die Kanaren. Der Laie wird bereits mit blossem Auge begeistert sein, was für ein Schauspiel sich am Himmel, besonders an mondlosen Nächten, abspielt. Zu Vollmond ist weniger zu sehen, aber es sind die Tage, an denen eine Nachtwanderung im Zentralmassiv atemberaubend ist. Führt sie über einen guten Wanderweg wie von Vega de Río Palmas nach Tiscamanita, dann braucht es kaum einmal eine Stirnlampe. Ein besonderes Erlebnis ist auch die Nachtwallfahrt von Antigua nach Vega de Río Palmas, die Romería Virgen de la Peña. Frühaufsteher könnten auch einmal vor Sonnenaufgang den Bayuyo (272 m) besteigen.