Montaña Roja (314m) – hoch über El Jable, die Isla de Lobos und Lanzarote in der Ferne.

Charakteristik – Landschaft.


Der Montaña Roja (314m) an den Dunas de Corralejo, El Jable, das grösste Wanderdünnengebiet Europas, ist ein caldera, ein erloschener Vulkan. Er ist der erste Berg an der Ostküste im Norden der Insel, der sich Richtung Süden aus der Ebene erhebt. So bietet er einen phänomenalen Ausblick auf den Norden der Insel, der durch nichts verstellt wird. Wer ihn besteigt, wird mit einem herrlichen Weitblick belohnt. Das sollte aber früh geschehen, bevor die Hitze des Tages einen diesigen Schleier aufzieht. Dann ist es auch noch ruhig am Gipfelgrat, denn der Montaña Roja, vor zwanzig Jahren noch kaum beachtet, ist angesagt. Ab zehn Uhr füllt sich der Steig hinauf auf den Vulkan. Der Geniesser sollte zu dieser Zeit schon wieder an der Küste sein und den Massen den Berg überlassen.

Nicht nur die Aussicht macht die Faszination Montaña Roja aus, denn der Bayuyo​​​​​​​ (272m) an der Stadtgrenze von Corralejo bietet ähnliches. Der Montaña Roja ist auch ein Magnet, da er in der frühen Morgensonne intensiv rot neben den schneeweissen Dünen El Jable strahlt. Der Kontrast könnte nicht markanter sein. Die rote Farbe des Montaña Roja stammt vom eisenhaltigen Plutonit, aus dem der Vulkankegel geformt wurde. Das Gestein rostet vor sich hin. Das erzeugt die sehr eigene aber in vulkanischen Regionen nicht seltene Farbe.

Die Besteigung des caldera ist einfach. Das Auto wird direkt an der FV-104 in Parkbuchten abgestellt. Der Einstieg in den unmarkierten Pfad ist etwas schwer zu finden. Das malpais gestaltet sich unübersichtlich. Daher irren einige Wanderer erst im Lavafeld umher. Ist der Pfad aber gefunden, wird er immer besser und führt direkt zum Gipfel hinauf. Um den Einstieg zu erleichtern, siehe unten die exakte GPS Position an der FV-104. Dort ist eine kleine Pfadspur auszumachen und auf dieser zu einem einige hundert Meter entfernt gelegenen Holzpfosten marschieren. Der richtige Pfad ist gefunden. Nun einfach diesem folgen.

Der Anstieg wird sanft steiler, bis ein kurzes Flachstück erreicht wird. Erste wunderbare Ausblicke auf El Jable, zur Linken der Barranco del Moro, über dem sich die Felswand El Padrastro erhebt. Warum die Felswand so benannt wurde, ist offensichtlich: El Padrastro, das Hindernis. Der Wasserlauf Barranco del Moro bezieht sich auf los moros, Mauren. Professionelle Sklavenjäger aus Nordafrika suchten auch gerne die Kanaren heim. Der nordafrikanische Pirat Xabán Arráez plünderte 1593 Betancuria und brannte es nieder. Die Raubzüge führten die Barbaresken bis nach Großbritannien und die Niederlande, wo weisse Sklaven gejagt und alles sonstige zusammen gerafft wurde, was von Wert war. Die Raubzüge begannen den Seehandel auch in der Neuzeit derart zu stören, dass sogar die junge US Marine 1801 und 1805 im Zuge der Barbareskenkriege eingriff und gegen Tripolis Krieg führte. Dann wurde es ruhiger. Die hölzernen Segelboote der US Marine hatten ihren ersten Erfolg errungen.

Der El Padrastro wird nördlich umgangen, dann Schwenk zum Kraterrand und es wird steil. Der Steig, wie an solchen calderas üblich, mit losem kleinen Geröll übersät. Beim Aufwärtsgehen kein besonderes Problem, beim Abstieg immer unangenehm. Auch daher führen die kanarischen Hirten den langen Hirtenstab mit Metalldorn, den palo de pastor, mit. Dann wird der nördliche Kraterrand erreicht. 288m meldet der Höhenmesser und noch einige Meter weiter auf einen kleinen Hügel, dann sind es 291m. Nun heisst es die Aussicht geniessen. Nach Nordwesten blickend, ragen die markanten Vulkane Calderón Hondo (223m) und Bayuyo (272m) aus der Ebene. Zwei zentrale calderas, welche die Vulkankette zwischen Lajares und Corralejo bilden und erst vor ca. 50 tsd. Jahren Fuerteventura nach Norden erweiterten, auch um die Isla de Lobos. Nordwestlich nahe des Montaña Rojo der kleine Kessel Montaña de los Apartaderos (125m). Über den blickend Corralejo, die Isla de Lobos und dann weit in der Ferne der Ort Playa Blanca auf Lanzarote. Zwischen Lanzarote und  der Isla de Lobos die Meerenge Bocaina, die einmal im Jahr im Zuge eines Wettkampfes durchschwommen wird.

Nach dieser Aussichtsorgie der guten Pfadspur in sicherem Abstand von der sehr steilen südöstlichen Flanke des Vulkankegels 600 Meter folgen, um den Vermessungspunkt des Instituto Geográfico Nacional de España zu erreichen. Das ist immer ein schmuckloser Betonsockel mit einem Betonzylinder, der eine Plakette des Institutes trägt. Hier wird die offizielle Höhe einer bedeutenden spanischen Erhebung vermessen, die dann als Referenzpunkt zur Höhenbestimmung umliegender Punkte herangezogen wird. Interessanterweise werden in Spanien so gut wie nie Gipfelkreuze errichtet, obwohl Spanien wohl seit jeher das katholischste Land, samt seiner Kolonien, war und ist. Immerhin erfand Spanien die Inquisition. Der Brauch Gipfelkreuze zu errichten, begann im 13. Jhd. in den sehr katholisch geprägten Regionen Tirols und hält bis heute an. Und obwohl die Habsburger mit Karl V., Carlos primero, das aufstrebende Spanien einst regierten und formten, erreichte diese Sitte die iberische Halbinsel nie. Der offizielle Vermessungspunkt in der amtlichen Karte wird mit 314m angegeben, die Karte rechnet aber dem höchsten Punkt des Kraterrandes 315m zu. Das sollte dann der höchste Punkt sein. Dort steht der Wanderer 24 Meter höher als im Norden. Trotzdem, der beste Ausblick ist nicht am Vermessungspunkt zu finden.


Don't get lost – stay on track!

► Orientierung auf Fuerteventura – Markierungen und Karten.

Equipment – Wandern, Trekking + Trailrunning auf Fuerteventura.

Die optimalen Tools – Wasser, Navigation, Schuhe, Rucksack, Rescue und mehr praktisches.

Auf den Vulkan Montaña Roja im Norden von Fuerteventura.

Die Route.

  • Den Einstiegspunkt an der FV-104 mittels GPS Koordinaten suchen.

  • Pfadspur folgen und auf einen nordwestlich gelegen Holzpfosten zuhalten.

  • Am Holzpfosten auf den unscheinbaren Pfad Richtung Montaña Roja schwenken.

  • Nach und nach wird die Pfadspur immer markanter. Dieser bis zum Kraterrand und dem Vermessungspunkt folgen.

Anfahrt – Infrastruktur.

  Siehe El Jable​​​​​​​ und Corralejo.

Tourdaten.

  • Entfernung: 4,7 Km hin und retour.

  • Höhenmeter: 310 m im An- und Abstieg.

  • Dauer: 0,45 h aufwärts, 0,35 h retour (sportlich).

  • Art: Streckenwanderung.

  • Beste Zeit: Morgens.

  • Anforderung: Leichte Wanderung.

  • Wegbeschaffenheit: Pfadspur.

  • Wegmarkierung: Nein.

  • Trailrun: Ja.

  • Mountainbike: Nein.

  • Telefonnetz: Ja.

  • Anfahrt mit dem Bus: Schwierig, kein Stopp der Linie 06 im Naturschutzgebiet.

  • GPS Daten:
    Einstieg zur Tour:
    N28.64912° | W13.83192° | 20m
    Montaña Roja:
    N28.63694° | W13.84149° | 315m 

  • Karte: Mapa Topográfico Nacional de España MTN25 1068-IV.


Mit der Jetfähre von Corralejo Fuerteventura nach Playa Blanca Lanzarote.

Mehr entdecken in der Umgebung.

Ausflüge – Isla de Lobos oder doch Lanzarote?

Vom Montaña Roja nach Norden blickend, locken die Inseln Isla de Lobos und Lanzarote. Wer Zeit hat, sollte beide besuchen. Die Isla de Lobos ist nur einen Steinwurf entfernt und kann mit einer schönen Wanderung umrundet werden. Dabei kommt auch der Badespass nicht zu kurz. Auch schnorcheln im kristallklaren Wasser ist sehr lohnend.

Alternativ bietet sich Lanzarote an. Bereits das Übersetzen mit der Jetfähre, rund 20 Minuten, ist ein Erlebnis. Wer sein Auto mitnimmt, bei Payless und Cicar ist das problemlos möglich, kann den Nationalpark Timanfaya oder die Weingüter der Feuerberge besuchen. Alternativ kann auch direkt an der Fährmole in Playa Blanca bei Cicar ein Auto gemietet werden. Lanzarote hat viel zu bieten.

Insider Tipp

Sonnenaufgang am Bayuyo (272m) – Trailrun im Morgengrauen.

Wer in Corralejo sein Quartier aufgeschlagen hat und begeisterter Trailrunner ist, der sollte nicht verpassen, früh morgens wenn noch die nächtliche Kühle über Fuerteventura liegt, den Gipfel des Bayuyo (272m) zu erlaufen. Der schöne Vulkan liess sich vom Montaña Roja gut ausmachen. Ein wunderbarer Trail führt auf den Bayuyo, kurz und knackig. Der Sonnenaufgang ist grandios. Der Feuerball erhebt sich, je nach Jahreszeit, links oder rechts neben der Isla de Lobos aus dem Atlantik oder eben auch hinter hier. Ein unvergessliches Erlebnis. Danach ein solides spanisches tortilla, café und Vulkanwasser aus Gran Canaria wie Aguas de Teror oder Firgas und der Tag begann wie es kaum besser sein könnte.

Montaña Roja (314m) Fuerteventura im Morgenlicht. Parken neben der FV-104 dahinter der Montaña Roja (314m) Fuerteventura. Die Pfadspur hinauf zum Montaña Roja (314m) Fuerteventura. Die Pfadspur hinauf zum Montaña Roja (314m) Fuerteventura. Blick beim Aufstieg auf El Jable, Isla de Lobos und Lanzarote. Montaña Roja mit dem Barranco del Moro und der Felswand El Padrastro. Der Vulkan Grat des Montaña Roja (314m) Fuerteventura. Blick vom Grat auf die Grande Dunas de Corralejo El Jable, Isla de Lobos und Lanzarote. Blick auf die Küste vom Montaña Roja (314m) Fuerteventura. Blick vom Vulkangrat auf den Calderón Hondo (223m), Bayuyo (272m), Montaña de Caldera (127m) Isla de Lobos und Montaña de los Apartaderos (125m).
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