Batería de Costa de Corralejo – Fuerteventura eine gut befestigte Insel.

Historische Hintergrund – die blutige spanische Zeit von 1936 bis 1975.

Urlauber im Süden der Insel sehen nichts von den historischen Befestigungsanlagen von Fuerteventura. Touristen im Norden stechen sie nur sehr selten ins Auge. Sie wurden so angelegt, dass sie in der Küstenlandschaft untergehen. Es waren Bunker und Geschützstände aus Beton, die zur Tarnung mit Lavafelsen zugedeckt wurden oder was eben gerade die Küstenregion dominierte. Angelegt wurden die Verteidigungsanlagen in den 1930igern und 40igern, eine Zeit der Unsicherheit, Bürgerkriege und des zweiten Weltkrieges.

In diesen global besonders unruhigen Zeiten, war Spanien erst mit sich selbst beschäftigt. General Francisco Franco Bahamonde, löste mit seinem Militärputsch 1936 den spanischen Bürgerkrieg aus. Seine Anhänger nannten in liebevoll El Caudillo. Caudillo ist die Verkleinerungsform von Führer. Im Gegensatz zum Deutschen, dienen solche Formen nicht der Herabwürdigung, sondern haben einen anderen Zweck, auch den Ausdruck einer liebevollen, besonderen Sympathie. Franco war entschlossen, Spanien nach seinen Vorstellungen komplett umzubauen. Ohne die massive Unterstützung der spanischen Kirche, der Grossgrundbesitzer, der spanischen Krone, vor allem aber der deutschen Nazis wie auch Industrie und weniger bedeutend der italienischen Faschisten, hätte El Caudillo den spanischen Bürgerkrieg niemals für sich entscheiden können. In die Weltgeschichte ging ein Ereignis am  26. April 1937 ein. An diesem Tag bombardierte die deutsche Legion Condor die heilige Stadt der Basken, Guernica und legte sie in Schutt und Asche. Spätestens seit dem Mittelalter war Guernica identitätsstiftend für das Baskische Volk und ihren Widerstand gegen Franzosen, Spanier, viel früher Römer und Mauren. Er wurde noch nie gebrochen. Die Zerstörung von Guernica sollte die besonders aktiv kämpfenden baskischen Gegner Francos demoralisieren. Das gelang nicht. Die Hilfe aus Deutschland kam nicht nur aus der Luft. Deutsche Offiziere leiteten den Bau nach Vorbild der heimischen KZ in Spanien, in denen politische Gefangene zu tausenden ermordet wurden. Von der Anlage her stand Franco Hitler nicht viel nach.

Benito Mussolini blickte eifersüchtig auf Adolf Hitler, der die Weltöffentlichkeit in Atem hielt. Für Mussolini selber interessierte sich kaum jemand, auch deshalb, da Italien keine ernst zu nehmende Kriegsmacht war. So beschloss er wie Hitler Franco bei Seite zu springen und bombardierte das zentrale Lager des republikanischen Widerstandes Barcelona. 1938 flogen italienische Bomber intensive Angriffe auf die Stadt. Sie hatten es auf die Zerstörung der Hafenanlagen, die dort liegende republikanische Flotte und die Flak Batterien am Montjuïc bzw. Bunkers del Carmel abgesehen. Die Barcelones leisteten erbitterten Widerstand. Selbst in den Gondel der zur Weltausstellung errichteten Telefèric del Port, waren MG Schützen platziert. Eine der Gondeln wurde von einem Tiefflieger durchsiebt. Kaum einem Touristen ist heute bewusst, dass wenn er in diesen Gondeln, mehr Blechdosen, hoch über dem Hafen Barcelonas schwebt, auf dem dünnen Blechboden dieser Gondeln steht, die den Bürgerkrieg überstanden. Da kann dem Fahrgast schon in der Höhe mulmig werden, auf dem dünnen Blechboden., der sich bei jedem Tritt und Schritt eigenartig bewegt.

1939 war der Bürgerkrieg von General Franco geschlagen und er konnte beginnen, Spanien diktatorisch mit äusserster Brutalität umzubauen, was wenigen nicht Spaniern bekannt ist. Die Diktatur endete erst mit dem Tod des spanischen Führers im Jahr 1975. Nun begann ein Meisterwerk der spanischen Geschichte, die sogenannte Transición, eine unblutige Revolution hin zu einer Demokratie, die, fast nicht zu Glauben, das ganze Land versöhnte. Ein einzigartiges Meisterwerk, das einiges über die spanische Mentalität aussagt.

Mit dem Ende des Bürgerkrieges 1939 trat in Spanien nicht wieder Normalität ein. Während sich deutsche Touristen in den 1970igern an der Costa Brava sonnten, wurden ohne Gerichtsprozesse Professoren, Menschen die politisch aus dem Takt Schritten, Künstler und alles was sonst Franco nicht zu Gesichte stand, gerne in der Festung von Montjuïc, für Katalanen ein Symbol ihres Widerstandes und daher bewusst zum Gefängnis für politisch Gefangene umfunktioniert, an die Wand gestellt und erschossen. Alles nicht unweit der Strände und Touristen. Auch auf der Islote von Las Palmas de Gran Canaria, heute noch militärisches Sperrgebiet, wurden Verdächtige ebenso exekutiert. Fuerteventura, das als bester kanarischer Verbündeter des El Caudillo galt, leistete seinen Beitrag mit dem KZ in Tefía (91 Batallón Disciplinario de Soldados Trabajadores Penados), was heute totgeschwiegen wird. Der spanische Bürgerkrieg begann übrigens mit einem Treueid spanischer Generäle an Franco im La Esperanza Wald von Teneriffa. Interessanter Weise erreichte der spanische Bürgerkrieg die Kanaren nie in Form von Kämpfen. Es fanden Säuberungen statt z.B. in der Form des republikanischen Bürgermeisters von Santa Cruz de Tenerife, der einfach verschwand. Ein spanischer Finanzminister, der auf die Kanaren ins Exil verbannt wurde, verschwanden ebenso und viele andere. In den kanarischen Strafgefangenen Lagern wurden mittels des berüchtigten Landstreicher Gesetzes (Ley de Vagos y Maleantes) alles eingesperrt, was Franco nicht mochte: Kommunisten, widerspenstige Intellektuelle, Schwule und andere Systemfeinde. Wenige konnten diese Lager lebend verlassen, so brutal waren die Verhältnisse. Steineklopfen in brütender Sonne, Schwule wurden gerne langsam zu Tode geprügelt. Dass es nach all dem 1975 in der Zeit der Transición gelang, einen friedlichen Prozess zur Demokratie einzuleiten, ist verblüffend.

Die Aufarbeitung dieser Epoche ist in Spanien politisch immer noch nicht gewollt, obwohl dazu das Gesetz Ley de Memoria Histórica verabschiedet wurde. Aber wenn der Staat dafür kein Budget zur Verfügung stellt, dann ist das eben nur Makulatur. Trotzdem suchen private Vereine stetig nach den Massengräbern dieser Zeit, in denen die Terror Opfer der Franco Diktatur namenlos verscharrt wurden. Gesichert fielen diesem Terrorregime nach (!) dem Bürgerkrieg 200.000 Menschen zum Opfer. Andere Quellen vermuten das Doppelte. Die Mitte wird es sein: 300.00. Die Franco Zeit war eine furchtbare.

Die Verteidigungsanlagen von Fuerteventura.

General Francisco Franco, El Caudillo, war ein geschickter Taktierer. Obwohl ihm die deutschen Nazis, auch die italienischen Faschisten, starke und entscheidende militärische Unterstützung im spanischen Bürgerkrieg gaben, verstand er es sich nicht in den zweiten Weltkrieg hinein ziehen zu lassen. Diese Leistung könnte fast als Geniestreich gedeutet werden und es ist interessant, dass sich damit keine Bücher befassen. Vielleicht liegt das aber auch in der Seele der konservativen spanischen Regionen von Galizien bis hinunter nach Andalusien. In diesen Regionen gilt immer: España primero.

Trotz der raffinierten Schachzüge Francos, immerhin fiel keine einzige Bombe im WK II auf Spanien, was wunderbare Kulturdenkmäler erhielt, war Franco vorsichtig und bereitete sich auf Schlimmeres vor. Die Kanaren, von grosser strategischer Bedeutung, wurden befestigt, sogar Fuerteventura. Zu holen gab es nichts auf der Sonneninsel, aber die Lage zu Afrika, zu Spanisch West Sahara, machte die Insel doch ein interessantes Weltkriegsziel. So wurde begonnen die Küstenlinie mit Bunkern und Geschützbatterien zu sichern. Eine Invasion im Süden wurde nicht erwartet. Noch in den 1970igern gab es nur eine holprige Piste in das sandige Gebiet von Jandía. Eine Invasion dort wäre Selbstmord gewesen. Die schroffe Westküste ebenso untauglich, aber die östliche Küstenlinie im Norden bot sich geradezu an, eine Invasion zu starten. Die Küstenlinie von Salinas del Carmen bis nach Corralejo wären ein logischer Ort für eine Invasion gewesen. Wer heute die wenig ansehnlichen Strände von El Matorral nach Puerto del Rosario entlang spaziert, wird überall Bunkeranlagen finden. Besonders interessant auch der Naturhafen von Puerto Lajas. Dort wurden besonders wirkungsvolle und kaum auszumachende Bunkeranlagen installiert, die ein einlaufendes Schiff mit verheerendem Kreuzfeuer empfangen hätten. So geht es dann weiter bis hinauf nach Corralejo.

Corralejo ist von besonderer Bedeutung, denn es ist die Speerspitze zur La Bocaina, der Meerenge zwischen Lanzarote und Fuerteventura, die einst Teil der bedeutendsten Seefahrtsroute von Europa hinüber nach Amerika war. Die galt es zu schützen. Teil dieser Geschichte sind auch Kuriositäten wie ein Telefon. Im Jahre 1943 installierte das spanische Militär das erste Telefon in Corralejo. Es sollte dazu dienen, dem Militär in der noch heute genutzten Kaserne von Puerto de Cabras (Puerto del Rosario) Meldungen über Vorkommnisse in der Meerenge La Bocaina zu machen – regelmässig und aussertourlich. Die Militärführung ernannte Don Manolo Hierro zum Telefonwärter, der Meldungen durchzugeben hatte. Manolo wurde 1983 in Jandía geboren. Er war der Sohn des Leuchtturmwärters Jose Hierro Garrido aus Huelva, der nach Fuerteventura beordert wurde, als der Leuchtturm von Jandía fertiggestellt war, es aber an einer Fachkraft auf der Insel mangelte. Manolo, der auch eine Windmühle von Corralejo sein eigenen nannte, legte einen beeindruckenden sozialen und finanziellen Aufstieg hin. Nachdem er das Amt des Telefonwärters verlässlich ausgeübt hatte, war es geradezu zwingend, dass er auch zum alcalde, Bürgermeister von Corralejo gewählt wurde. Allerdings bestand zu dieser Zeit Corralejo nur aus einer kleinen Ansammlung von einfachen Fischerhäuschen mit Bewohnern, die weder des Lesens und Schreibens noch Rechnens mächtig waren. Noch Ende der 1970 waren 90% der Insulaner Analphabeten.

So Manolo das feindselige Eindringen von Schiffen in die La Bocaina gemeldet hätte, was nie geschah, hätte die Insel Kommandantur die Batería de Costa de Corralejo zur Verteidigung aktivieren können. Die hätte wohl über einen Melder einen Einsatzbefehl aus Corralejo erhalten. Überraschen könnte, dass die Batería de Costa de Corralejo auch mit Luftunterstützung hätte rechnen können. Die Kampfflieger wären vom militärischen Flugfeld in Tefía aufgestiegen, dem ersten Flugfeld der Insel. Der Bau wurde am 31. Mai 1941 beschlossen, Inbetriebnahme 300 Tage später. Die Lage in den windigen Ebenen von Tefía war mehr als ungünstig. Es war aber die einzige taugliche Ecke der Insel, da die leistungsfähigste Schiffsatelerie jener Zeit nicht genug Reichweite besass, das Flugfeld unter Feuer zu nehmen. So machte das Sinn, wenn die Verhältnisse auch einige Tote forderten. Wie auch die historischen Verteidigungstürme in Caleta de Fuste und El Cotillo, kamen die moderneren Verteidigungsanlagen an den Küsten der Insel nie zum Einsatz.

Sehenswürdigkeiten Fuerteventuras: Batería de Costa de Corralejo.

Für wen lohnt der Besuch?

Für alle historisch Interessierten. Die Anlage an sich gibt wie üblich nichts her.

Infrastruktur.

Siehe Corralejo.

Schnell gefunden.

Am El Charco de Bristol in Corralejo auf die Northshore Pisten fahren. Nach ca. 1,6 Km kurz vor dem Surfspot Generoso, wird die Batería de Costa de Corralejo erreicht.

POI

Batería de Costa de Corralejo
N 28.74943° | W 13.88019°

Öffnungszeiten:

  • Immer geöffnet

  • Freigelände immer zu besichtigen

Eintritt:

  • Gratis


Das erste Flugfeld von Fuerteventura nahe Tefía.

Mehr entdecken in der Umgebung.

Das Flugfeld von Tefía – viel spannende Geschichte.

Das erste Flugfeld von Fuerteventura war nicht jenes von Don Gustavo Winter, dort landete oder startete nämlich nie eine Maschine, sondern das militärische in Tefía. Es wurde am 31. Mai 1941 in Auftrag gegeben. 186.840 Peseten standen zur Verfügung. 300 Tage danach war es in Betrieb. Es dauerte aber nicht lange, da gab es den ersten zivilen wöchentlichen Linienflug von Madrid nach Fuerteventura, der auch dort landen durfte. Danach ging es rasant weiter in der Fliegerei auf Fuerteventura.

Tefía zu besuchen ist interessant aber nur, wenn der Besucher die Geschichte kennt. Erklärt wird sie dort nicht. Die heutige Gelände der Jugendherberge und des Observatoriums, waren ursprünglich das Flugfeld des Militärs samt Betriebsgebäuden. Die Barracken waren Teil des Straflagers, besser KZ, des Diktators Franco unter dem Namen 91 Batallón Disciplinario de Soldados Trabajadores Penados. Artikel lesen und Tefía besuchen!

Insider Tipp

Castell de Montjuïc – die Franco Diktatur in verstörender Schwarzweiss Fotografie.

Historisch Interessierte, die es nach Barcelona zieht, sollten nicht verpassen, das Museum im Castell de Montjuïc zu besuchen. In teils verstörender Schwarzweiss Fotografie, auch platziert in den Kerkern, werden Schicksale politischer Gefangener gezeigt. Standrechtliche Aburteilungen, der Weg zur Hinrichtung, alles ohne Filter. Nach dem Besuch des Museums, für das ausreichend Zeit mitzubringen ist, wird der Besucher ein anderes Bild von Spanien in der Zeit zwischen 1936 und 1975 haben und feststellen: Von der Anlage her, unterschieden sich Francisco Franco Bahamonde und Adolf Hitler nicht sehr.

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