Gustav Winter ist ein Selbstläufer, denn alles, was er auf Jandía angefasst hat, wird sofort mit dem 3. Reich der deutschen Nazis in Verbindung gebracht. Wildeste Dinge werden konstruiert, die gänzlich unmöglich wären. Haarsträubend schreibt einer vom anderen ab, legt noch ein wenig drauf und so schaukelt sich das Ganze zur Märchengeschichte auf. So auch das Flugfeld in Jandía bei Puerto de la Cruz.
Gustav Winter, Don Gustavo, legte in der Tat das erste Flugfeld Fuerteventuras an. Er war Ingenieur, hatte in Las Palmas de Gran Canaria schon den Bau des ersten städtischen Kraftwerks von Gran Canaria, das CICER am Playa de las Canteras, geleitet, Spanisch konnte er aus seiner Studienzeit in Argentinien. Gustav Winter war für alles Innovative zu haben. So wollte er auch einen Flugplatz für die Industrialisierung der Halbinsel Jandía. Hochseefischer Hafen bis Zementwerk schwebte ihm vor. Beginnend 1940 begann Don Gustavo das erste Flugfeld der Insel zu planieren. Er selbst beschreibt es nach der Fertigstellung als festen, sehr tragfähigen Lehm und Gips Boden, der von Sand und Steinen befreit und planiert wurde. 800 Meter lang war das Flugfeld, begrenzt von weissen Seitensteinen und einem grossen weissen gemalten Pfeil, der die Richtung aus der Luft gut erkennen lassen sollte. Angelegt wurde es exakt Nord-Süd, da die Windrichtung auf Fuerteventura meist Nordost, Nord beträgt. Lediglich an Calima Tage herrscht Ostwind. Trassiert wurde es direkt beim Ort Pueblo de la Cruz von der Piste, die zum Leuchtturm Faro de Jandía führt.
In Betrieb ging es nie und auch deutsche Militärmaschinen landeten dort nie. Gerade zu dieser Zeit konnte auf Fuerteventura nicht jeder machen was er wollte. Die Insel stand unter Militärverwaltung. Ein Infanterieregiment und später die Sahara Legion waren in der Kaserne in Puerto del Rosario stationiert. Ohne das Militär lief nichts auf der Insel, nicht zu Zeiten der Coroneles und schon gar nicht zu Zeiten der Franco Diktatur. Um eine Freigabe des Flugfeldes zu erlangen, musste sich Gustav Winter den Segen der Militärkommandantur holen und so inspizierte 1950 der Oberst der kanarischen Luftwaffe die Piste, gab sie nicht frei und verbot den Betrieb. Auch das Argument Gustav Winters, bei medizinischen Notfällen einen schnellen Abtransport ermöglichen zu wollen, wurde nicht gelten gelassen.
Mittlerweile gab es auch schon ein Flugfeld auf Fuerteventura, das voll in Betrieb war und einen wöchentlichen zivilen Flug nach Madrid durchführte. Das Flugfeld wurde kurz nachdem Gustav Winter mit dem Bau seines Flugfeldes begonnen hatte, in Tefía errichtet. Am 31. Mai 1941 gab der Spanische Ministerrat 186.840 Peseten für den Bau frei, im Jahr 1944 landete die erste Junker Ju-52 der spanischen Luftwaffe in Tefía. Heute scheint es etwas eigenartig, ein Flugfeld "fernab des Schusses" zu bauen, doch genau das war der Grund. Es lag soweit im Landesinneren, dass es von Schiffsartillerie nicht erreicht werden konnte. Das Flugfeld von Don Gustavo hingegen lag wie am Präsentierteller. Von See aus eine Leichtigkeit alles in Schutt und Asche zu legen. Gustav Winter wollte es eben zu zivilen Zwecken nutzen. Für die Stationierung von Militärmaschinen völlig ungeeignet.
So errichtet Gustav Winter zwar ganz knapp das erste Flugfeld von Fuerteventura, es ging jedoch nie in Betrieb. Zu sehen ist von dem Flugfeld heute nichts mehr. Sensationstouristen, die vorbeikommen, um das Flugfeld zu inspizieren, halten das Flugfeld etwas weiter westlich Richtung Punta de Pesebre für das Gustav Winter Flugfeld. Dort, wo heute eine grosse rostige Walze liegt. Das Flugfeld ist jedoch aus dem Jahr 1960, wurde wie jenes Flugfeld bei Tiscamanita, wo heute die Ultraleichtflugzeuge zu Rundflügen starten, von einem Flugclub angelegt. Seit Jahren ist dort aber niemand mehr gelandet. Zuviele Steine liegen mittlerweile am Feld. Eine Landung wenig empfehlenswert.
Das Flugfeld aus dem Jahre 1940 von Gustav Winter ist nicht mehr zu sehen. Auch erahnen lässt es sich nicht mehr. Zu sehen ist das Flugfeld aus den 1960iger. Ausser einen rostigen Planierwalze gibt es nichts zu sehen.
Die einzige Gastronomie weit und breit findet sich in Puerto de la Cruz mit zwei sehr eigenwilligen aber nicht schlechten Lokalen. Probieren.
Das Flugfeld aus den 1960iger liegt neben der Piste, die vom Faro de Punta Jandía zum Punta de Pesebre hinüberführt. Wer eine rostige Walze entdeckt, ist angekommen.
Über eine Treppe zum Strand – Playa de los Ojos.
Wer sich die Mühe gemacht hat, das Flugfeld von Gustav Winter zu "besichtigen", wird schwer enttäuscht sein. Noch dazu ist es nicht mehr zu sehen. Dieser Enttäuschung kann schnell entgegen gewirkt werden.
Etwas weiter Richtung Punta de Pesebre liegt der Playa de los Ojos, der von der Piste aus nicht zu sehen ist. Ein kleiner, idyllischer und windgeschützter Sandstrand mit wunderbar feinem Sand, ausgerichtet nach Westen. Vor einigen Jahren noch musste hinunter geklettert werden, folglich war der Strand selten und wenn dann nur von einem Einheimischen besucht. Seit einiger Zeit gibt es eine Holztreppe hinunter, weshalb er im August gut besucht sein kann. Die Lage des schönen Strandes spricht sich langsam herum. Da der Playa de los Ojos nach Westen ausgerichtet ist und von Klippen geschützt wird, fegt der Nordost Passat über ihn hinweg. Besonders an windigen Tagen ist er zum Sonnen ein Traum.
Die meisten Besucher Jandías fahren einfach zum Leuchtturm Faro de Jandía, vielleicht auch noch nach Cofete und wieder zurück. Keine gute Variante die Halbinsel zu erkunden. Wer sie wirklich erleben will, muss sie erwandern, die Weite und Ursprünglichkeit spüren. Sie entdecken. Alleine gezählte 12 kleine Buchten liegen neben der Piste, an der die Mietwagen, seit neuestem rasend, vorbei hetzen ohne sie zu bemerken. Am Punta Salinas, bricht eine bei Locals beliebte Welle, einsame Barrancos locken. Vielleicht wird mit einer Wanderung zum Roque del Moro begonnen, um auf den Geschmack zu kommen.