Das Monumento Natural Caldera de Gairía (464 m) liegt im Lavafeld Malpáis Chico. An dieses grenzt im Südwesten das Malpaís Grande, das grösste zusammenhängende Lavafeld Fuerteventuras. Die dominierende Caldera ist dort los Arrabales mit 245 m Höhe. Gegen die Caldera La Gairía mit einer Höhe von 464 m, wirkt die Caldera de los Arrabeles wie die kleine Ausgabe der La Gairía, denn die Geometrie beider "Dampfkessel" ist recht ähnlich. Imposant ragt das Monumento Natural Caldera de Gairía aus den Ebenen von Tiscamanita. Hinter ihr liegt Agua de Bueyes, die fruchtbarste Ecke Fuerteventuras einst als Obstgarten der Insel bezeichnet, in dem auch der erste Weinberg der Kanaren angelegt wurde. Nicht nur ist die Erde um Agua de Bueyes sehr fruchtbar, auch wasserreich ist die Gegend, denn der Ort liegt auf einem hydrograhischen Becken. Die vielen Chicagos, die Wasserpumpen, förderten und fördern das Wasser zu Tage. Westlich hinter La Gairia und Agua de Bueyes ragt auch ein langer Gebirgszug des basaltischen Zentralmassivs Fuerteventuras, ein Paradies für Wanderer und Trailrunner, in die Höhe und trennt die Ebenen von Tiscamanita und das Malpaís Chico von Vega de Río Palmas und Betancuria.
So imposant der Vulkankegel La Gairía auch ist, das Hauptinteresse liegt bei ihm im Historischen verortet. In der caldera sind die Reste einer einst grossen Siedlung der Ureinwohner zu finden. Aus diesem Grund besitzt der Vulkankegel als "monumento natural" wie auch als beliebtes Brutgebiet der Zugvögel besonderen Schutz. Dass La Gairía von den Majoreros als Siedlungsort gewählt wurde, hat mehrere Gründe. Zum Einen bietet der grosse Vulkankessel ein besonders angenehmes Mikroklima, wenn die Passatwinde fegen. In der caldera ist davon nichts zu spüren und auch gavias liessen sich für die überschaubare Landwirtschaft gut an den steilen Hängen anlegen. Vornehmlich waren die Majoreros aber Ziegenhirten und die typischen weiss-schwarz gescheckten cabras von Fuerteventura waren ihre Lebensgrundlage. An der Westseite, dort wo der Ort Agua de Bueyes entstand und Nordseite, Casillas de Morales, traten Quellen aus. Wasser, das Gold der Insel, war also auch vorhanden. Ortsbezeichnungen wie Norte del Chupadero, erinnern an die Orte, wo Wasser verfügbar war. Das Wort "el chupadero" wird man im königlich spanischen Wörterbuch nicht gefunden. Dazu muss das Wörterbuch des kanarischen Spanisch, ein dicker Wälzer, der in der wunderbaren Buchhandlung Librería Tagoror in Puerto del Rosario zu finden ist, zu Rate gezogen werden. El chupadero ist ein Begriff des kanarischen Spanisch und bedeutet soviel wie der Ort, an dem Wasser zu Tage tritt. Norte del Chupadero kann also ungefähr als der Ort im Norden, an dem Wasser austritt, übersetzt werden. Auch die Buchhandlung trägt mit Tagoror einen interessanten Namen. So bezeichneten Ureinwohner von Fuerteventura ihre Versammlungsplätze.
Die beiden Varianten, wie die caldera erwandert werden kann, finden sich unten. Wird der imposante Kessel über die kleine Geländestufe, ein degollada, betreten, wird auf einen überraschend dicht und umfangreich bebauten Vulkankessel gestossen. Reste von gavias an den Steilflanken, Gebäude Mauerreste und mehr sind zu finden und auch am östlichen Kraterrand kleine vulkanische Höhlen, die genutzt wurden. Ursprünglich wird wohl nur noch wenig von den Majoreros sein. Als die Eroberer die Insel besetzten, begannen sie sofort das ausgefeilte System des Trockenlandbaus zu übernehmen, das auf der iberischen Halbinsel so nicht bekannt war. Die Ureinwohner brachten die Technik aus Nordafrika mit, wie auch ihre cabras. Was also in der Caldera La Gairía zu sehen ist, beruht auf den Bauten der Ureinwohner, die von den neuen Herren der Insel weiter genutzt und angepasst wurden. Inselbesucher, die unverändert erhaltene Siedlungen der Majoreros besuchen wollen, müssen sich an entlegenere und seltener besuchten Orte begeben. Das ist nicht die Poblado de Atalayita im Malpaís Grande, die zum Museum gestaltet wurde, sondern beispielsweise die Siedlung Los Toneles im Valle da la Cueva. Deutlich entlegener und nur zu Fuss erreichbar ist die Siedlung im Sünden der Insel am Ende des Barranco de Pecenescal direkt am Pass Degollada de Pecenescal (249 m). Von dort oben hat der Wanderer auch seinen sehr einsamen aber stürmischen Ausblick auf Cofete.
So ein bedeutender Ort wie das Monumento Natural Caldera de Gairía (464 m) wurde natürlich exakt vermessen und trägt daher ein vértice geodésico, der übliche weisse Betonzylinder. Wie er zu erreichen ist siehe unten. Wer Lust hat kann ihn mitnehmen. Wesentlich lohnender wäre aber den unweit gelegenen Gran Montaña (711 m) zu besteigen. Die Aussicht von dort ist spektakulär, vor allem auch bei Sonnenuntergang.
► Die optimalen Tools – Wasser, Navigation, Schuhe, Rucksack, Rescue und mehr praktisches.
Die meisten Wandere starten die Tour am Punkt "Start La Gairía Tour 1" am Schiesstand von Tiscamanita, der mit dem KFZ zu erreichen ist. Das ist bequem und deutlich kürzer als der Tourstart "Start La Gairía Tour 2", der von Sunnyfuerte empfohlen wird. GPS Positionen und Karte siehe unten. Vom Sunnyfuerte Start geht es als erstes gemütlich durch die Ebenen und der Wanderer erlebt den imposanten Vulkankegel, wie er aus der Ebene ragt. Diese Eindrücke habe all jene nicht, die am Schiesstand, an der Flanke der caldera starten. Ist die Flanke des Vulkankegels erreicht, leitet nur ein Pfad und Wegweiser hinauf. Beschreibung braucht das keine. Dann wird ein Sattel erreicht, von dem direkt in die caldera agestiegen werden kann.
Wanderer, die hinauf zum vértice geodésico (464 m) wollen, haben mehrere Möglichkeiten. Der Normalweg ist jener, der vom Sattel einer Pfadspur folgt, die der Höhenschichtline der Kraterflanke nach Südwesten folgt. Nach ziemlich genau 200 Metern, wendet sich der Pfad nach Norden und folgt sehr einfach der breiten Flanke, dem Espigón de la Caldera (el espigón = kahler Hügel) hinauf zum Messpunkt bzw. Gipfel. Anspruchsvoller ist der Aufstieg vom Sattel in der Direttissima scharf an der Kraterkante. Eine Pfadspur ist auszumachen die sich verliert, dann sind die Hände gefragt. Wer das angeht sollte sehr geländegängig sein und nie vergessen, das alles sehr brüchig und in Bewegung ist, die Lava sehr scharfkantig ist und üble Wunden reisst, so auf dieser ausgerutscht wird.
Auch direkt aus dem Kraterboden lässt sich der Gipfel besteigen, in keiner Karte zu finden, was Sportlichen gefallen könnte. Versierte machen am Boden der Caldera stehend eine kaum auszumachende Pfadspur aus, die recht exakt westlich zum Kraterrand hinauf führt und diesen final an einer gut auszumachenden Geländekerbe, rechter Hand unterhalb des Gipfels, einfach überwindet. Der Aufstieg führt diagonal durch die Flanke. Für alpin Erfahrene ist das einfach, andere lassen derartiges besser.
Siehe Agua de Bueyes und Tiscamanita.
Entfernung: 11,6 Km ida y vuelta.
Höhenmeter: 332 m im An- + Abstieg.
Art: Streckenwanderung.
Beste Zeit: Der Vulkankrater öffnet sich nach Süden. Später Vormittag, dann liegt das Licht bereits in der caldera und das kontrastreich. Achtung: Natur- und Vogelschutzgebiet, Mountainbike und Hunde verboten, ebenso das Starten von Drohnen. Das Areal des Monumento Natural Caldera de Gairía darf in der Brutsaison nicht betreten werden. Hinweisschilder beachten! Es wird auch kontrolliert. Empfindliche Strafen werden verhängt.
Anforderung: Leicht.
Wegbeschaffenheit: Piste und dann ruppiger Pfad.
Wegmarkierung: Nur am direkten Zugang zur caldera. Ansonsten einfach auf Sicht gehen.
Trailrun: Ja.
Mountainbike: Bis zum caldera ja, danach nicht mehr, da Naturschutzgebiet.
Telefonnetz: Ja, nicht in der caldera.
Anfahrt mit dem Bus: Ja über Tiscamanita oder Agua de Bueyes mit Linie 01 gut zu machen.
POIs:
Start Schiesstand Tiscamanita (Start 1)
N 28.35580° | W 14.02332° | 287 m
Start Sunnyfuerte (Start 2)
N 28.34481° | W 14.02486° | 207 m
Caldera de Gairía Kraterhügel
N 28.36010° | W 14.01839° | 300 m
Messpunkt Caldera de Gairía
N28.36007° W14.02033° | 464 m
Karte: Mapa Topográfico Nacional de España MTN25 1093-II
Gran Montaña (711 m) – hoch über Vega de Río Palmas.
Wanderer, die zum vértice geodésico des Monumento Natural Caldera de Gairia aufsteigen, können nach Westen blickend den Gran Montaña (711 m) ausmachen. Das ist der höchste Berg am Höhenzug, der sich von Süd nach Nord, von Vega de Río Palmas zum Morro Veloso o del Convento (677 m), zieht. Der Höhenzug trennt die Ebenen von Antigua gegen das grosse Tal von Betancuria.
Der Gran Montaña (711 m) ist ein phänomenaler Aussichtsberg und besonders spektakulär bei Sonnenuntergang. Interessanter Weise ist er sehr einfach zu besteigen. Besonders schön von Vega de Río Palmas, weniger schön von Tiscamanita oder kann in eine Panoramarunde von Agua de Bueyes eingebunden werden. Der Gran Montaña ist ein absoluter Geheimtipp, dessen Gipfel kaum einmal einen Touristen sieht. Seinen Gipfel schmückt ein uraltes vértice geodésico, das errichtet wurde, bevor Hubschrauber dafür den Beton einflogen.
Wanderer, die nach dem Erkunden des Monumento Natural Caldera de Gairia Hunger haben, könnten hinüber in das verschlafene Örtchen Tiscamanita fahren. Dort findet sich die bei Einheimischen sehr beliebte Casa Luis, in der Traditionelles gut zubereitet und preiswert gegessen werden kann. Wer on budget ist, wählt den plato del día, den Tagesteller, der in Spanien immer sehr preiswert wie üppig ist und zumeist auch ein kleines Bier beinhaltet. Abenteuerlustige, die am Wochenende bei der Casa Luis vorbeischauen, können das echte Fuerteventura abseits der Touristen entdecken. Alle Plätze der Casa Luis sind bis auf die Strasse besetzt. Eine Amateurband gibt folkloristische Musik in ohrenbetäubender Lautstärke zum Besten, so gut sie das eben kann. Ein Erlebnis ist das allemal.