American Star – die wahre Chronologie des Schiffbruchs.

Immer vom Pech verfolgt – die letzte Fahrt der American Star.

Die American Star kam schon unter keinem guten Stern auf die Welt. Als top moderner schnittiger und schneller Luxusliner mit modernsten Dampfturbinen für den Transatlantik Verkehr konzipiert, sollten auf ihr 643 Mann Besatzung und 1.202 Passagiere zwischen Nordamerika und Europa hin und her geschafft werden. Sie wurde am 22. August 1939 in der Werft von Newport auf Kiel gelegt, als sie vom Stapel lief war Krieg und niemand brauchte den Liner. Also wurde aus ihr der USS West Point Truppen Tansporter. Als der Krieg vorbei war, begann die Zeit der Fliegerei. Luxus Transatlantik Liner wurden nicht mehr gebraucht, wer Geld hatte nahm das Flugzeug, wer keines hatte bestieg ein billiges Schiff und keines mit Luxuskabinen. So wurde die American Star x-Mal verkauft und für alles erdenkliche eingesetzt bis nach soliden 53 Jahren Dienst die Dampfturbinen hinüber waren.

So wurde 1993 beschlossen die American Star in den Werften von Las Palmas de Gran Canaria abwracken zu lassen, denn ihr Interieur war vom Feinsten: Konzertflügel, teuerste Messing Installationen, Edelhölzer und mehr. Die American Star hatte zwar keinen Nutzen mehr aber wertlos war sie nicht, auch wenn ihre Dampfturbinen nich mehr richtig funktionierten. So wurde der ukrainische Hochseeschlepper Neftegaz 67 beauftragt, die American Star von Gibraltar nach Las Palmas de Gran Canaria zu schleppen. Es wurde in einen Sturm ausgelaufen, doch sowohl der Nordatlantik Liner American Star wie auch der Hochseeschlepper Neftegaz 67 waren dem gewachsen. Als am 17. Januar 1994 schon die Kanaren erreicht waren, wuchs der Sturm auf Orkanstärke an. Auch das hätte der Schleppverband wohl gemeistert, auch wenn die historischen Wetter Daten des AEMET, des spanischen Meteorologischen Institutes, eine Sturmflut an den kanarischen Inseln für den 17. Januar verzeichnen. Nur machte die Schleppleine schlapp und riss. Es kann davon ausgegangen werden, dass man es mit russischer Gründlichkeit bei der Materialwartung zu tun hatte und keineswegs mit einem Versicherungsbetrug, wie gerne auf Fuerteventura erzählt wird. Immerhin befanden sich vier Mann auf der Brücke der American Star und ein russischer Kapitän hätte wohl nie und nimmer wegen einer Versicherungsgeschichte diese Seemänner, für die er verantwortlich war, dem potentiellen Tod ausgeliefert.

Die Schleppleine riss vor Lanzarote bei Kurs auf Las Palmas de Gran Canaria. Kaum 110 Seemeilen wären noch zu meistern gewesen, das Ziel schon vor Augen. Das ist Pech, von dem die American Star reichlich in ihrer Geschichte hatte. Mit gekappter Schleppverbindung trieb der Liner manövrierunfähig mit vier Mann Besatzung mit dem Nordost Passat Richtung der Küste von Fuerteventura. Dass nicht versucht wurde, die American Star wieder an den Haken zu bekommen wie ebenfalls erzählt wird, entspricht nicht den Tatsachen. Nicht umsonst harrten die Seeleute auf der American Star mutig aus. Am 18. Januar 1994 wurde noch versucht, die American Star wieder einzufangen, aber Hilfe konnte nur aus Las Palmas de Gran Canaria kommen. Gegen den Sturm an wären dazu wohl mehr als 10 Stunden notwendig gewesen und weder Fuerteventura noch Lanzarote besassen und besitzen Schiffe für eine derartige Bergung. Der Schleppverband war also auf sich selbst gestellt. Dass sich der Schlepper Neftegaz 67 vom Acker machte, stimmt ebenfalls nicht. Am Nachmittag des 18. Januar lief die American Star dann am Playa de Garcey oder mehr auf Höhe des Playa de Vigocho auf eine Klippe, ein Ausläufer des Montaña de Vigocho, der es an Land gerade mal auf 178 m Seehöhe bringt. Die Lage wurde unübersichtlich. Die American Star lag in der Schiffsmitte auf der Klippe und wippte hin und her. So wurden die vier Seemänner mit einem aus Lanzarote zu Hilfe eilenden Helikopter vor Einbruch der Dunkelheit abgeborgen. Das Schiff hielt sich tapfer und brach am 19. Januar 1994 in zwei Teile und wurde zu diesem Datum offiziell aufgegeben. Im Frühjahr 2008 versank die American Star vollständig und liegt nun auf N 28° 20ʹ 45ʺ | W 014° 10ʹ 50ʺ unter Wasser.

Dem Schlepper Neftegaz 67 der American Star, erging es im selben Jahr noch schlimmer. Er krachte am 22. März 2008 um 21:13 vor Hong Kong in den chinesischen Frachter Yaohai, der den Zwischenfall mit einer Delle überstand. Der Schlepper Neftegaz 67 sank, zum Entsetzen des Kapitäns Yuri Kulemesin, in nur zwei Minuten auf 37 m Tiefe und riss 18 der 24 Besatzungsmitglieder in den Tod. Niemand hätte erwartet, dass der mächtige Hochseeschlepper so radikal sinken könnte. Der chinesische Frachter Yaohai setzte unbeirrt die Fahrt fort, ohne den geringsten Versuch zu unternehmen Hilfe zu leisten. Das hatte ein Nachspiel, aber die Rederei in Shanghai verweigerte sich jeglicher Kommunikation über den Zwischenfall und deckte den Kapitän der Yaohai, der ein Fall für das Seegericht gewesen wäre.

Sehenswürdigkeiten Fuerteventuras: Pájara – American Star

Der legale Raubzug beginnt – die American Star wird ausgeschlachtet.

Während die American Star von 1994 bis 2008 noch über Wasser lag, war sie eine wahre Schatztruhe. Als Strandgut nach internationalem Recht herrenlos, konnte sich jeder nach Lust und Laune bedienen, der bereit war in der wilden Brandung und extremen Strömung schwimmend oder mit einem kleinem Fischerboot überzusetzen. 150 m Meter war die direkte Linie vom Playa de Vigocho, denn eigentlich liegt das Wrack vor diesem Strand und nicht vor dem Playa de Garcey. Die Foto Perspektive war eben vom Playa de Garcey für Touristen besser. So wurde die American Star vor dem Playa de Garcey verortet.

Über die Jahre wurde absolut alles vom Schiff geschafft: Konzertflügel, die Bars, Möbel, die gesamte Maschinenzentrale der Brücke, die grossen Kühleinheiten der Küche, Türen, Bullaugen einfach alles. Es ist verblüffend, wie man diese sperrigen und schweren Teile mit einfachsten Mitteln an den Strand schaffen konnte. Beim Improvisieren ist man auf Fuerteventura Weltmeister. Löcher wurden in den Rumpf geschnitten, Kühlschränke an einer Leine über Board geworfen, die waren dicht und schwammen und konnten an Land gezogen werden. Geschätzte 10 Menschen ertranken dabei teils vor den Augen neugieriger Touristen. In der Regel stürzten sie ins innere des Wracks und ertranken dort wohl langsam schwer verletzt qualvoll. Die Mühe sie zu bergen machte sich niemand. Zu gefährlich, jeder wusste auf was er sich, vor allem am Ende, einliess. Verrostete Decks, durch die jederzeit durchgebrochen werden konnte.

Ganze Wohnungen auf Fuerteventura sind mit kostbaren Möbeln des Luxus Liners ausgestattet und selbst eine Bar, das "El Naufragio", also der Schiffbruch in Puerto del Rosario, wurde mit dem Inventar ausgestattet. Türen, Wasserhähne, die Bar selbst, die Toilettenschüsseln und Feuerlöscher stammten vom Schiff und die Bullaugen wurden als Fenster eingemauert. Eine sensationelle Bar, die, als sie es in alle Reiseführer schaffte, von keinem Touristen ausgelassen wurde. Die Gunst der Stunde nutzend, verkaufte der Eigentümer zu horrendem Preis. Der neue Besitzer sah sich wie das meist so ist kaum in der Lage das Investierte herein zu verdienen und so begann er nach und nach den Touristen die "American Star" zu verkaufen. Ausser den eingemauerten Bullaugen ist kaum noch etwas übrig. Das "EL Naufragio" mittlerweile eine seelenlose Eckkneipe in einem der unansehnlichsten Ecken von Puerto del Rosario, mit ebensolchen trostlosen Gestalten, die dort trinken. Leider keinen Besuch mehr wert. Früher, ja das hatte etwas, dort in die alte American Star einzutauchen.

Lugte 2009 bei extremen Niedrigwasser ab und zu noch einmal der Schornstein aus dem Wasser, ist 2023 nur noch bei diesem und flachem Wasser ein letzter rostiger Teil zu sehen. Metallreste liegen in den umliegenden Klippen. Souvenierjäger scheinen das noch nicht bemerkt zu haben. Taucher meiden das Wrack. Die Strömung vor den beiden Stränden Playa de Garcey und Playa de Vigocho ist so extrem, dass dies einem Selbstmord gleichen würde.

Sehenswürdigkeiten Fuerteventuras: Pájara – American Star

Für wen lohnt der Besuch?

Zu sehen ist die American Star nicht mehr. Bei Niedrigwasser und ruhiger See ragen vom Kenner zu sehen einige rostige Teile des Liners aus dem Wasser, auch 2023 noch. Mehr zu sehen gibt es nicht, dazu müsste schon abgetaucht werden. Hobbytaucher machen einen grossen Bogen um einen derart lebensgefährlichen Tauchgang. Professionelle Wracktaucher kämen zurecht, aber was gebe es für die dort zu holen? So ist es einsam am Strand und über dem Wrack.

So bleibt das einzig Wahre übrig, den Ort zu besuchen, auch wenn die schnittige American Star nicht mehr zu sehen ist, um die beiden Naturstrände  Playa de Garcey und Playa de Vigocho zu besuchen und zu geniessen. Und wer am Surfbrett ein echter Pro ist, der kann auch am Playa de Garcey eine ordentliche Welle abreiten.

Infrastruktur.

Im nahegelegenen Pájara finden sich Einkaufsmöglichkeiten und auch einwenig interessante Gastronomie.

Schnell gefunden.

Die Anfahrt findet sich hier: Playa de Garcey | Playa de Vigocho.


GPS Positionen:

  • Wrack der American Star:
    N 28° 20ʹ 45ʺ | W 014° 10ʹ 50ʺ

  • Playa de Garcey:
    N 28° 20' 46,2" | W 014° 10' 39,5"

  • Playa de Vigocho:
    N 28° 20' 41,9" | W 014° 10' 45,1"

 

 

 


Sonnenuntergänge Sicasumbre Pájara Fuerteventura.

Mehr entdecken in der Umgebung.

Bei Sonnenuntergang über die Westküste blicken.

Um die nördliche Westküste von oben im Blick zu haben, einwenig Übersicht zu gewinnen und auch die beiden Strände vor der die American Star gesunken ist, den Playa de Garcey und Playa de Vigocho von oben zu sehen, kann zum Aussichtspunkt Sicasumbre hinauf gefahren werden. Aber zur Abendstunde, denn das wird meist ganz unvergesslich.

Am Sicasumbre sind atemberaubende Sonnenuntergänge zu erleben. Nicht nur die Farbenpracht des Himmels überwältigt, auch das in die Abendsonne getauchte Zentralmassiv versinkt langsam in einem Farbenrausch. Der Besucher meint in eine andere Welt einzutauchen. Weit unter ihm in der Ferne die raue See und die Klippen der Küste, die der schönen American Star das Kreuz brachen.

Insider Tipp

Abtauchen auf Fuerteventura – die Unterwasserwelt des Biosphären Reservates.

Die Geschichte um die American Star könnte die Lust wecken, unter Wasser nachzusehen, wie es denn dort, in dieser anderen Welt, aussieht. Um die Küsten von Fuerteventura sieht es Unterwasser ganz fantastisch aus: Grosser Artenreichtum durch den Kanarenstrom herrscht, Wale, Delphine und Haie, Thunfische und anderes. Unzählige faszinierende Unterwasser Höhlen, die durchtaucht werden können und mehr. Eine wahrlich traumhafte Welt. Allerdings ist sie anspruchsvoll, denn Strömungen lauern. Auch Pros sollten sich nur mit einer guten Tauchbasis und erfahrenen Guides auf den Weg machen. Es lohnt!

Sehenswürdigkeiten Pájara Fuerteventura: Das Wrack der American Star. Sehenswürdigkeiten Pájara Fuerteventura: Das Wrack der American Star. Sehenswürdigkeiten Pájara Fuerteventura: Das Wrack der American Star. Der Strand Playa de Vigocho nahe Pájara Fuerteventura. Das Wrack der American Star vor dem Playa de Vigocho nahe Pájara Fuerteventura 2021. Das Wrack der American Star vor dem Playa de Vigocho nahe Pájara Fuerteventura 2021. Wrackteile der American Star in den Klippen des Playa de Vigocho nahe Pájara Fuerteventura. Sehenswürdigeieten Fuerteventura Pájara: Die Lage des Wracks der American Star.
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