Der Faro de la Entallada am Punta de la Entallada ist der letzte Leuchtturm Spaniens, der nach dem alten Standarddesign aus den 1850igern gebaut wurde. Gerade das macht ihn so schön. Errichtet wurde er in den Jahren 1953 und 1954. Wie das üblich war, ist das Bauwerk noch mit zwei Wohnungen für zwei Leuchtturmwärter Familien im Wechseldienst und einem privaten Zimmer, für den Leuchtturmtechniker, der auf den Inseln die Runde machte, um die Technik in Schuss zu halten, ausgestattet. Er wurde also ähnlich dem Leuchtturm Faro Martiño auf der Isla de Lobos gebaut, der schon 89 Jahre früher 1865 in Betrieb ging.
Errichtet wurde der Leuchtturm, um die Schifffahrt dabei zu unterstützen, in einer direkten Linie, von der Spanisch-Westsahara in den Hafen von Gran Canaria oder Teneriffa zu navigieren. Zu jener Zeit war der westliche Teil der Sahara noch spanisch und von der spanischen Fremdenlegion besetzt. Lediglich 98 Km sind es vom Faro de la Entallada zum Kap Juby (veraltet Jubi) in Afrika. Das Kap Juby wurde nach König Juba II. benannt. Er war Sohn König Juba I., der in der Schlacht bei Thapsus von den Römern unter Julius Cäsar vernichtend geschlagen wurde. Die Zeit, in der Rom Karthago auslöschte und die Provinz Africa errichtete. Juba II. wuchs in Rom bei Julius Cäsar auf und wurde später als König im Namen der Römer in die Provinz Africa entsandt. Durch die Erziehung im Rom sehr gebildet, ist uns von ihm viel überliefert. Er war u.a. auch schriftstellerisch tätig. Juba II. beschloss eine Expedition nach Fuerteventura zu unternehmen und setzte erfolgreich über. Einige Quellen geben für die Reise das Jahr 40 v. Chr. an. Das wird sich nicht ausgehen, denn da war Juba II. erst rund zehn Jahre alt. Er kehrte auch erst 25 v.Chr. in die Provinz Africa zurück. Irgendwann danach muss die Expedition stattgefunden haben. So war der Berber, der Numidenkönig Juba II., der erste Römer auf Fuerteventura. Nach seiner Expedition dürfte auch die Purpurgewinnung durch das römische Reich auf der Isla de Lobos begonnen haben, wie Ausgrabungen am Paso de la Orchilla zeigen und auch die Besiedelung Fuerteventuras begonnen haben. Die exakte Position der kanarischen Inseln waren bereits in der Antike bekannt. Wahrscheinlich erreichten mit der Expedition des Pharao Necao II (* 610 v. Chr. - † 595 v. Chr.) die ersten Menschen das Kanarische Archipel. Claudius Ptolemäus legte später mit bestechender Genauigkeit den ersten Nullmeridian der Geschichte an den westlichsten Punkt des kanarischen Archipels, den Punta de Orchilla auf El Hierro. Wie er das schaffte, denn er selber war nie dort, wird ein Rätsel bleiben.
Etwas weiter nördlich des Kap Juby liegt der Hafen Tarfaya 105 Km vom Punta de la Entellada entfernt. Er diente zu Zeiten der Spanisch-Westsahara dazu, den Fracht- und Personenverkehr von Afrika mit den Kanaren abzuwickeln. Er lebte kurz wieder auf, als aber eine Armas Fähre in Tarfaya im Mai 2008 auf einer Sandbank auf Grund lief, samt Toten, wurde der Fährbetrieb wieder eingestellt. Der Hafen Tarfaya war nach dem Verlassen der Spanier zunehmenden für grosse Schiffe unschiffbar geworden. Die letzten Pläne den Fährverkehr wieder aufzunehmen, wurden 2015 und 2016 diskutiert. Das Projekt scheiterte aber an den mangelnden Baufortschritten im Hafen von Tarfaya. Später wurde seitens Spaniens diffuse Ausflüchte gemacht. Das Projekt ist gestorben. Nach dem Tod General Francos 1975, wurde die Spanisch-Westsahara aufgegeben und die dort stationierte Fremdenlegion, zum Leidwesen der Bewohner Fuerteventuras, in der neu errichteten Kaserne im Bezirk El Charco in Puerto del Rosario stationiert. Das nutzten Marokko und Mauretanien und rissen sich 1976, so wie auch Spanier vor ihnen, das Gebiet 2/3 zu 1/3 ohne rechtliche Basis unter den Nagel. Seitdem müssen sich beide Staaten, so wie einst Spanien, mit den Bewohnern der Region herumschlagen, denen das wenig gefällt. Der dort lebende Volksstamm der Polisario, der ein mittlerweile durch 80 Staaten anerkanntes Staatsgebiet ausrief, wurde und wird militärisch in Schach gehalten. Seitdem ist die Gegend, von der Welt recht unbeobachtet, ein Pulverfass mit gewaltsamen Auseinandersetzungen und einigen hunderttausenden Flüchtlingen. Keine gute Idee, eine Fährverbindung zu eröffnen. Für den Sahara Sand interessiert sich niemand, sondern für die vor den Küsten wohl reichlich vorhandenen Ölfelder. Literaturbegeisterte wird auch interessieren, dass das Flugfeld hinter dem Hafen von Tarfaya unter der Leitung von Antoine de Saint Exupery angelegt wurde, als Flugfeld der französischen Postflieger.
Es mag überraschen, wieviel Geschichte zwischen dem Leuchttrum Faro de la Entallada, dem Hafen Tarfaya, dem Kap Juby und anderen Orten der Region wie Sidi Ifni in der Luft liegt. Die Statuette der Virgen del Pino, die alljährlich Anlass einer kleinen Wallfahrt von Puerto del Rosario nach Puerto Lajas ist, ist eine Stiftung von Sidi Ifni Fuerteventura Auswanderern und wurde in der kleinen Kapelle von Puerto Lajas am 10. August 1969 feierlicht geweiht. Fuerteventura kann für jene spannend sein, die sich mit der Insel intensiv befassen.
Der Leuchtturm Faro de la Entallada entspricht so ziemlich genau dem Idealbild eines Leuchtturms, das die meisten Menschen vor ihrem geistigen Auge haben. 187 m hoch über dem Meer, ragt er auf einer Klippe freistehend spektakulär in den Himmel. Schwindelerregend und senkrecht stürzen die Felsen ins Meer ab. Um den Schwindel besser geniessen zu können, ist auch noch ein Fussweg zum Rand der Klippe angelegt, der bei Sturm nicht betreten werden darf. Von ihm schaut der Besucher 180 m aufs Meer hinab. In der Ferne ist mit Adleraugen, besser dem Feldstecher, der Faro de Morro Jablé auszumachen.
Der Leuchtturm Faro de la Entallada selber ist ein wunderschöner Bau aus Naturstein Quader, die aus der Gegend um Tefía stammen. Der zentrale Turm ist 11 m hoch. Dadurch bringt es das Leuchtfeuer insgesamt auf eine Feuerhöhe von 198 m über N.N. (Normal Null) und ist so 15 Km weit als navigatorisches Licht zu sehen. Unter ihm kreisen zeitgemässe Radarbaken. Eine grosse Frontterrasse gibt ihm Hotelcharakter. Wird um den Leuchtturm gegangen, fällt ein grosser, halboffener Innenhof auf. Eine schöne Location für ein gehobeneres Restaurant. Auf Gran Canaria gibt es das, auf Fuerteventura fehlt dafür das Publikum. Lange wurde diskutiert, was mit dem Innenbereich des Lauchtturms gemacht werden könnte. Ein Maritim Museum wurde diskutiert. Schliesslich wurde es, etwas unpassend, ein Kunstmuseum, das Museo Faro de la Entellada, das im November 2022 seine Tore öffnete. Ein Überblick über alle Museen Fuerteventuras findet sich hier.
Interessanter Weise war der Faro de la Entallada bisher schach besucht. Das überrascht, denn der Ausblick und die mächtigen Klippen sind beeindruckend. Tourveranstalter karren ab und zu Touristen im Eiltempo zum Leuchtturm und sind bald wieder weg zum nächsten Ziel. Die Sonnenuntergänge am Leuchtturm sind phänomenal und sehr einsam. Wenn es dämmert, ist der Urlauber schon in Vorbereitungen für das Abendbuffet und verpasst damit besonderes der Sonneninsel. Das Museum scheint aber die Besuchsfrequenz des schönen Ortes zu erhöhen. Das hat seine positiven wie negativen Seiten.
An den Klippen sind öfter Birdwatcher und professionelle Ornithologen zu Besuch, die sich mit ihren Teleskopen auf die Lauer legen. Seltene Arten brüten sicher und unerreichbar für Feinde in den Felsflanken. Die vielen Vogelstimmen und Rufe, die am Punta de la Entallada zu hören sind und vom Wind herangetragen werden, unterstreichen die einzigartige Stimmung des Ortes noch zusätzlich. Der Punta de la Entallada ist der südlichste Teil des Naturparkes Cuchillos de Vigán, der Vogelschutzgebiet ist.
Besucher des Faro de la Entellada beschäftigt öfters die berechtigte Frage, ob vom Kap Punta de la Entellada aus bei klaren Tagen, immerhin steht der Leuchtturm Besucher auf der oberen zugänglichen Terrasse 200 m über dem Atlantik, das Kap Juby in Afrika sehen kann. Weit ist es nicht hinüber. Nur 98 Km Luftlinie sind es. Die Frage ist kurz zu beantworten: Nein, das ist unmöglich. Die Auswirkung der Erdkrümmung ist stärker als gemeinhin angenommen wird. Bereits in einer Distanz von 4,7 Km, beginnt für einen menschlichen Beobachter auf Seehöhe ein Objekt langsam hinter dem sichtbaren Horizont zu verschwinden. Vorausgesetzt wird eine spiegelglatte See. Herrscht Dünung, beginnen Objekte noch früher hinter dem Horizont zu versinken. Da nutzt auch nichts, dass das Cabo Juby am höchsten Punkt 55 m über dem Atlantik misst.
Interessanter ist die Frage, ob vom Cabo Juby der höchste Berg Fuerteventuras gesehen werden kann. Der Pico de la Zarza ragt immerhin 814 m aus dem Atlantik und ein Beobachter am Kap Juby steht mit seinen Füssen auf 55 m Seehöhe. Hier lautet die Antwort ja, aber nur theoretisch. Rein rechnerisch kann die oberste Spitze des Pico de la Zarza von einem Beobachter auf Seehöhe gerade noch auf eine Distanz von gut 100 Km gesehen werden. Vom Kap aus 55 m Seehöhe und 98 Km Entfernung lässt sich die Spitze des Pico noch ausmachen. Vorauszusetzen ist kristallklare Atmosphäre, flache See und kein Dunst über dieser, sowie ein starkes Fernglas oder Fernrohr samt dem Wissen, dass es sich nicht um eine dunkle Wolke oder ähnliches handeln kann.
Das ist nun unbefriedigend, denn es würde interessant sein, von Fuerteventura aus eine der Nachbarinseln zu sehen. Das ginge, beispielsweise liesse sich der höchste Berg Spaniens, der Pico del Teide (3.715 m) sehen, wenn auch nicht ganz so bequem und grandios wie von Gran Canaria und dem Hafen von Agaete, Puerto de las Nieves, aus. Von der Hafenmole präsentiert sich beim Blick hinüber nach Teneriffa der Teide herrlich wie ein Gemälde, vor allem im Winter, wenn er einen weissen Hut trägt. Der Name des Hafens, Puerto de las Nieves, kommt nicht von ungefähr, denn la nieve steht im Spanischen für Schnee. Auf Fuerteventura heisst es sich aber mehr anstrengen, denn es gilt einen Berg der Westküste zu besteigen, der möglichst hoch ist, um den Teide zu sehen. Der Pico de la Zarza (814 m) eignet sich dazu beispielsweise. Aber auch Berge im Norden wie der Montaña de la Muda (601 m), selbst der heilige Berg Tindaya (400,5 m) ermöglichen eine schöne Sicht auf den Teide. Interessant ist, dass viele der Felsritzungen der Urweinwohner am Tindaya Richtung Teide weisen.
Um den Teide von Fuerteventura aus zu sehen, bedarf es allerdings mehr als einen hohen Berg. In den Sommermonat wird es (fast) nie möglich sein, den Teide aus dem Atlantik ragen zu sehen. Es braucht dazu einen möglichst kalten Morgen, vorzugsweise im Winter, ohne Passatwolken. Zu Gesicht werden ihn also nur jene bekommen, die bei Sonnenaufgang beispielsweise am Zarza stehen, beim richtigen Wetter, zur passenden Jahreszeit.
Auch nur im Winter ist Gran Canaria zu sehen. Theoretisch ginge dies das ganze Jahr, aber die Atmosphäre über der See ist meist zu diesig dafür. Gegen die Weihnachtszeit eignet sich El Cotillo für eine Gran Canaria Sichtung. Es muss noch nicht einmal auf einen Berg gestiegen werden. Die Klippe des Wehrturmes ist dafür bestens geeignet. Zu dieser Jahreszeit versinkt die Sonne abends recht genau, von El Cotillo aus gesehen, hinter Gran Canaria. Auch wenn es nicht ganz klar ist, zeichnet sich dann Gran Canaria als Scherenschnitt am Horizont ab (s. Bild unten).
Naturbegeisterte Menschen und Liebhaber von Leuchttürmen, sollten den Faro de la Entallada ganz oben auf die Fuerteventura Besichtigungsliste setzen. Auch wer auf der Suche nach einem besonderen und einsamen Sonnenuntergang auf der Isla tranquila ist, wird am Faro de la Entellada fündig.
Für Birdwatcher sind die Klippen Cuchillo de la Entallada (285 m) ein Eldorado. Sie ziehen sich bis hinüber nach Las Playitas. An ihnen wurden von der Ornithologischen Gesellschaft der Kanaren künstliche Nester für den Fischadler angelegt. In den 1980igern brütete das letzte Mal ein Pärchen in den Klippen. 2008 wurden noch 14 Paare gezählt, 2008 nur noch 7 Paare. Es wird alles getan, um den Fischadlern die Klippen wieder schmackhaft zu machen. An den Klippen ist es rutschig und tückisch, eine heftige Passatwind Böe kann den Unvorsichtigen schnell 280 m tiefer in den Atlantik befördern. Höchste Vorsicht ist geboten.
Vom Leuchtturm führt ein anspruchsvoller unmarkierter Wanderweg hinüber nach Las Playitas und weiter nach Gran Tarajal.
6 Km um die Ecke bietet Las Playitas Gastronomie. In Gran Tarajal werden umfangreiche Einkaufsmöglichkeiten geboten und die Chance, in einer echten Cofradía zu essen oder Fisch direkt vom Schiff zu kaufen. Las Playitas ist für eines der grössten und vielseitigsten Sportressorts Europas bekannt.
Von der Nord-Süd Route Puerto del Rosario – Morro Jable FV-2 wird nach Gran Tarajal auf die FV-4 abgebogen und vor Gran Tarajal weiter auf die FV-512 nach Las Playitas. Vor dem Ortseingang in Las Playitas, dort wo das grosse bunte Fischerboot steht, geht es ohne Vorankündigung links auf die FV-511 ab. Manch einer rauscht hier vorbei. Einige Führer warnen vor der FV-511 und wer schon verunsichert ist, wird am Anfang der FV-511 nochmal in seinen Bedenken bestätigt. Ein grosses, knallgelbes Schild warnt vor der schmalen Strasse. Alles völlig übertrieben. Die Strasse zum Leuchtturm ist bis zur Klippe eine gute, klassische Landstrasse und mehr als breit genug für zwei PKW. Ohne jegliche Steigung geht es in den Barranco del Roque hinein. Kurz vor der Klippe werden über 400 m Strecke in zwei Kehren 100 Höhenmeter genommen. Das sollte von jedem Fahranfänger zu schaffen sein. Wenn nicht, sollte man sich das mit dem Autofahren zum Wohle der Allgemeinheit nochmal durch den Kopf gehen lassen.
Las Playitas – einwenig griechische Inseln.
Lediglich 6 Km sind es vom Faro de la Entallade in den kleinen Ort Las Playitas. Die strahlend weissen Häuser bauen sich dicht an dicht von der Hafenpromenade an einem Hügel auf. Irgendwie sieht das gar nicht nach Fuerteventura aus und so präsentiert sich auch kein anderer Ort der Insel. Beliebte Filmkulisse ist er auch. Durch die grosse Bucht wurden schon Orca Atrappen gezogen, gegen die sich Runderboot Insassen verteidigen mussten. Auch Szenen zu der Netflix Spionage-Serie Berlin Station spielen an der Mole von Las Playitas.
Abgesehen vom mächtigen Strand und Bucht hat der Ort eine nette, kleine aber feine Promenade. Ruhig und entspannt geht es zu. Es kann in der Sonne oder unter Bäumen gesessen werden. Einige nicht besonders nennenswerten Restaurants bieten ihre Dienste an. Die Bucht eignet sich besonders an windigen Tagen zum Baden, Triatlethen nutzen sie zum Schwimmtraining. In der kalten Jahreszeit heizt sich der schwarze Sand angenehm auf.
Unter der Klippe des Punta de la Entallada, liegt eine kleine Bucht aus Lavakies. Einheimische angeln dort gerne. Besonders reizvoll an ihr, dass südwestlich ein 14 Meter hoher schwarzer Lavaturm, der Peñón del Roque, aus dem Atlantik ragt. Er ist soetwas wie der Roque del Moro in klein. Es ist nur ein kurzes Stück Piste von der FV-511 in die Bucht. Verlockend gut sieht sie aus. Sie ist aber tükisch, denn hat es geregnet, bleibt ein PKW stecken. Die Piste verläuft im Wasserlauf Barranco del Roque. Nicht 4x4 Fahrer stellen das Auto besser am Asphalt ab und gehen die 2.000 Meter zu Fuss hinein.