► Ein Märtyrer, den es wahrscheinlich so nie gab, war der Namensgeber für das Fest der Liebe, wie der Valentinstag auch gerne genannt wird. Selbst die Römisch-katholische Kirche scheint nicht mehr zu glauben, dass Valentinus je existierte, strich sie ihn doch 1969 unter Giovanni Battista Enrico Antonio Maria Montini, von Beruf Papst mit dem Künstlernamen Paul VI., aus dem liturgischen Kalender. Angeblich soll der Valentinstag erstmals im frühen 15 Jhd. am französischen Hof als Fest der Liebe gefeiert worden sein. Liebe in Frankreich zu verorten ist immer eine gute Idee da glaubwürdig. Es soll ein grosses Festmal am königlichen Hof stattgefunden haben, ein Wettbewerb in Sachen Liebeslieder und -gedichte ausgetragen und natürlich das Tanzbein geschwungen worden sein. So die Legenden, die Vergangenheit ist immer rosig.
Jedenfalls hat es der Valentinstag, den Papst Gelasius im Jahre 496 einführte, bis in die Neuzeit geschafft und egal, was der liturgische Kalender hergibt, der 12. Februar ist weiterhin der Tag der Liebenden, der amantes. Die verstehen gemeinhin weltlichere Dinge unter Liebe und weniger Spirituelles. In Europa wird der Valentinstag recht ähnlich begangen: Lang verheiratete Männer vergessen ihn bewusst oder unbewusst, frisch verliebte caballeros ziehen alle Register, um ihre Chancen zu erhöhen.
Besonderheiten sind aber am Valentinstag in Spanien zu beobachten. Interessanter Weise schenken dort auch die Damen ihrem Geliebten eine nette materielle Aufmerksamkeit. Der spanische caballero versucht nicht mit einem überdimensionalen Strauss aus Rosen zu imponieren, sondern beglückt die Angebetete gerne mit einer einzigen roten Rose. Er will damit zum Ausdruck bringen, dass die Geliebte für ihn die einzige, schönste Rose sei. Eine schöne Symbolik jedenfalls. Ganz hoch im Kurs steht bei amantes aber Süsses und das nicht lieblos in Form einer Schachtel eingepackter Pralinen aus dem Supermarkt. In pastelerías sind aufwändige kleine Geschenkkörbe mit süssen Verführungen vor dem Valentinstag erhältlich. Ein Herz darf dem Ensemble natürlich keinesfalls fehlen. Das Paradies dafür ist Valencia und Barcelona. Beide Städte sind verrückt nach Süssem und Valencianos und Barcelones streiten sich heftig, wer das Handwerk besser verstehen würde, besonders in Bezug auf den Turrón. Ein umfangreiches und besonderes Abendessen, zu dem selbstverständlich der caballero lädt und bei dem nicht emanzipatorisch die Rechnung geteilt wird, ist in Spanien keine Kür sondern die Pflicht am Valentinstag. Schon Wochen, teils im Jahr davor, werden in Restaurants Tische reserviert, die dem Anlass entsprechend aufwändig geschmückt werden.
Es ist zu beobachten, dass der Spanier generell zu mehr Emotionen und Herzlichkeit neigt, als der gängige Mittel- bis Nordeuropäer. Vielleicht sollten letztere am 12. Februar versuchen, wenigstens am Valentinstag einwenig spanischer zu sein. Im Leben ist es nie zu spät.