Legal campen auf den Kanaren – eine Wissenschaft!

► Die Situation für Wohnmobile und Vans auf den kanarischen Inseln – ein geraffter Überblick. ►►

Campen – die beliebteste Urlaubsform der Canarios.

► Mit einem Wohnmobil auf den Kanaren legal zu campen, ist eine eigene Wissenschaft. Die Anzahl der legal betriebenen privaten Campingplätze ist übersichtlich. Eine Handvoll Campingplätze, die halbwegs an das heran kommen, welches sich ein Mitteleuropäer in Sachen Infrastruktur darunter vorstellt, findet sich auf Teneriffa und Gran Canaria. Das auf La Gomera oder La Palma gebotene, sind einfache Bungalows u.ä. neben denen auch Zelte aufgestellt werden können. Mit einem Van wird niemand dort einen Platz finden. El Hierro hat keinen einzigen privaten Campingplatz, Lanzarote auch nicht und Fuerteventura nun einen, seit kurzem, mehr ein Parkplatz mit Infrastruktur. Also etwas besser als die angebotenen Gemeindestellplätze, dafür ambitioniert im Preis. Generell, bevor der Wohnmobil und Van Boom durch die wahnwitzige Corona Politik ausgelöst wurde, gab es auf den Kanaren keinen grossen Bedarf an Campingplätzen. Die Vanlife Community wie auch Canarios, deren liebste Urlaubsform und zu gutem Teil die einzig mögliche das Campen ist, stehen aus Kostengründen frei. Daher wird auf den Kanaren viel Camping geduldet, das genau genommen verboten wäre. Portugal ist da mittlerweile rigoros. Mit einem Wohnmobil, Wohnwagen oder Van für einen drei-, vierwöchigen Urlaub aus Mitteleuropa auf die Kanaren aufzubrechen, viel zu aufwändig. Anreisezeit und Kosten stehen in keinem Verhältnis. Bleiben die Überwinterer, grossteils Pensionisten, die suchen einen Standard, der nur auf Teneriffa und Gran Canaria geboten wird, beispielsweise das Gesundheitssystem. Sport ist bei ihnen kaum ein Thema, war es auch nie. Sportlich fitte Touristen sind, fast nie, Dauercamper. Das alles fasst grob zusammen, warum die Situation auf den Kanaren sich derart darstellt.

Ausgewiesene Stellplätze für Wohnmobile und Campervans auf den Kanaren.

► Um das Campen in geregelte Bahnen zu lenken, werden besonders auf Fuerteventura von den Gemeinden Dauerstellplätze für den Sommer am Meer, manchmal samt Basisinfrastruktur, bereit gestellt. Strandabschnitte, die keinen Touristen anziehen würden. Die Plätze werden nur an Residente der Gemeine nach Antrag und dem System „first come, first served“ gratis vergeben. So einer ist beispielsweise jener am Playa Pozo Negro (s.u.). Andere Zonen werden für das Campen über wenige Tage in den  Sommermonaten als Stellplätze, ohne jede Infrastruktur, frei gegeben. Wie das Campingverhalten auszusehen hat, wird genau geregelt: Anzahl der Tage, die durchgehend gestanden werden dürfen, wieviele Fahrzeuge maximal auf der Fläche erlaubt sind, um Siedlungsbildungen ähnlich jener in Puertito de la Cruz auf Jandía Fuerteventura zu verhindern, bis hin zu Hunde ja oder nein. Derartige Stellplätze sind beispielsweise Puerto Rico oder Punta Salinas auf Fuerteventura. Aber das war noch nicht alles. Vor allem in den Naturschutzgebieten von Gran Canaria und Teneriffa, werden Campgrounds permanent gewidmet, die auch Grillplätze, WC und Duschen bereit stellen. Sie sollen das Gebiet erschliessen, denn Schutzhütten (ausser am Teide zwei), werden auf den Kanaren nicht betrieben. Um an so einem Platz zu campen, ist ein Carnet bei der jeweiligen Gemeinde für einen definierten Zeitraum zu lösen. Das ist kostenlos. Der Hintergrund ist das Durchbrechen der Anonymität, um das regelkonforme Verhalten zu sichern. Die Gefahr von Waldbränden ist extrem hoch. Die Carnets werden täglich von Parkrangern kontrolliert. Wer keines hat, muss gehen. Ein solcher Campground ist beispielsweise jener nahe des Roque Nublo in den Llanos de la Pez. „El pez“ bedeutet übrigens nicht nur „Fisch“ sondern auch „Pech“ Gran Canaria. Das wurde dort früher für das Kalfatern von Schiffen gewonnen.

Am elegantesten mit dem Bulli – die Sache mit dem „turismo“.

► Leichter mit dem frei Stehen haben es die Campervans in der Dimension eines klassischen Bulli. Die gelten in Spanien als „turismo“, sind also einem PKW gleichgestellt und dürfen überall dort fahren und stehen, wo dies PKW erlaubt ist. Übernachten in turismos, auch in Städten, ist in Spanien nicht verboten. Mit einem Van rechts ranziehen und legal übernachten, also kein Problem. „Anzeichen von Campingverhalten“ ist aber nicht erlaubt, dann wird es illegal: Keine Campingsessel, kein Grill, keine Markise, kein Aufstelldach, auch das Nivellieren ist verboten. Um Vans am Übernachten zu hindern, greifen die Gemeinden auch zu drastischen Massnahmen: Es werden zwischen 20 und 8 Uhr generelle Park- und oder Fahrverbote verhängt. So ist das beispielsweise am Playa de Marfolin in Fuerteventuras Norden. Das befahren von Stränden ist bei hohen Strafen generell verboten, campieren wird noch teurer und auch in den Naturparks, wo ein Carnet Pflicht ist, dürfen Vans ohne dieses nicht stehen.

Wer überprüfen will, ob sein Fahrzeug ein „turismo“ ist, kann sich das Gesetzeswerk von der Website des Ministerio de Transportes, Movilidad y Agenda Urbana (vormals Ministerio de Fomento) laden. Eine gute Faustformel ist aber, wer in die Dimension 2 x 5 x 2 m passt und < 3,5 t auf die Waage bringt, ist recht wahrscheinlich ein turismo. Kastenwägen sind das also sehr oft nicht mehr. Ein guter Hinweis ist auch das Fährticket. Ging es zum Normaltarif aufs Schiff, meist steht am Ticket sogar „turismo“, ist die Sache auch recht klar.

2023 wird alles anders für Camper – vielleicht, oder eher nicht?

► Corona löste beim Campen, als Alternative zum Hotelurlaub, einen Boom aus. Viele haben diese Art des Urlaubs erstmalig entdeckt und bleiben bei ihr. Schon wegen der hohen Investition in das Fahrzeug oder dem explodierenden Markt der Camper Rentals. Die neuen Freigeister fehlen jetzt als Hotelkunden zusätzlich zu jenen, die auf Grund der aktuell überzogenen Preise ausbleiben. Bis Corona herrschte gut vier Jahre lang eine neue Goldgräber Stimmung auf den Kanaren. Man wurde übermütig, wie so oft. Nun attackieren Ägypten und die Türkei den Markt mit Kampfpreisen. Buchungen für 2023 sollen schwach laufen. Wenn 80% der Wirtschaftsleistung direkt oder indirekt am Tourismus hängen, kann das schlaflose Nächte bereiten. 400 tsd. touristische Betten stehen auf dem Archipel bereit und warten darauf gebucht zu werden und das bei einer Bevölkerung von nur 2,2 mio. Ideen der jungen und unerfahrenen neuen Tourismusministerin, digitale Nomaden für die entstandene Lücke zu begeistern, begleitet von einer aufwändigen Werbeaktion, klingen wie ein Scherz. Auch ihre anderen Ideen scheinen am Ponyhof entstanden zu sein: Kanarische Charterlinie, gebündelter digitaler Marktplatz vom Flugticket bis hin zum Käse, ja tatsächlich und mehr Unfug der auch im Beitrag „RE: Die Zukunft der Kanaren“ auf Arte dokumentiert ist. Amüsant oder traurig, je nach Standpunkt. Realitätsnähere ringen um handfesteres, beispielsweise an das Geld der Camper und Vanlifer zu kommen. Dass selbst Vanlifer deutlich mehr Geld direkt auf den Kanaren lassen als jeder Pauschaltourist, ist logisch, wurde nicht verstanden. Bisher verpönt aber in der Not … 2023 soll alles anders werden, für Camper, Vanlifer, auch auf Fuerteventura, verkündete die Regierung zuversichtlich. Daraus wird wohl nichts werden, denn diese ist aktuell (12/2022) auf Grund einer Krise nicht mehr beschlussfähig. Erfahrene Fuerteventura Fans wissen: Hier wird (fast) alles bleiben wie es ist. Auf gewisse Weise macht auch das den Charme von Fuerteventura aus, für Urlauber wenigstens. Auch bisher haben sich Camper und Vanlifer auf Fuerteventura gut arrangieren können und das wird auch so bleiben. Einwenig verbliebenes und gut zu kontrollierendes Restabenteuer, könnte dem Vanlife auf Fuerteventura seine besondere Würze geben. Ausprobieren.

Sonderregeln der Gemeinde Pájara zum Thema Campen seit Ende 2023.

► Wer in der grössten Gemeinde Fuerteventuras, Pájara, die den Süden der Insel umschliesst, campen will, sollte die neuen strengen Regeln für Camper samt saftiger Strafen im Auge haben. Mehr informationen dazu hier.

25 Vanlife Stellplätze auf Fuerteventura.

► Alle Kanaren und vor allem Fuerteventura Liebhaber, die jetzt Lust bekommen, den Van wieder zu beladen, das Surfboard auf das Dach zu schnallen, ein Bike an die Heckklappe zu hängen und schnell noch die Solarkollektoren zu polieren, die sollten weiter lesen: „Campen + Vanlife auf Fuerteventura – das grosse Insider Stellplatzverzeichnis von Nord nach Süd.“ Das Leben ist kurz, Replay gibt es keines. Zündschlüssel ins Schloss, Motor starten und ab Richtung Cádiz zur Atlantik Fähre nach Fuerteventura. Impressionen der Passage mit vielen Tipps und Bildern und Stellplatzideen für die Sonneninsel, siehe Link Verzeichnis.


¡Hang loose – el sol brilla en la Isla – cada día, nos vemos en Fuerteventura!

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